19.02.2005 | WM 2005 / Nationalmannschaft |
Dass sich die Bundesliga ausgerechnet den "Seppi" als Berater für mehr Präsenz in Wirtschaft und Medien ins Boot holte, war vielleicht ein Mediengag, sicher nicht schlau auf längere Sicht.
Gut, dass der amtierende Liga-Vorsitzende Bernd-Uwe Hildebrandt eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ausgeschlossen hat. Wunderlich lag mit seinen verbalen Ausfällen während der WM in Tunesien weit abseits der Spur. Die Akte Wunderlich sollte möglichst schnell in der Ablage "erledigt" verschwinden. Die Aufarbeitung der WM sollte nicht auf diesem Nebenschauplatz hängen bleiben. Es gibt genug zu tun. Die Analyse fängt schon im Vorfeld der WM an - bei der Erwartungshaltung. Bundestrainer Heiner Brand hatte nimmermüde gebremst. Durchgedrungen ist er mit seinen Warnungen nie. Und irgendwann war dann wohl auch für ihn das Maß so voll, dass er Spieler in der Öffentlichkeit an den Pranger stellte. Dabei machte sein Team auf Platz neun in der Endabrechnung nur das, was er selbst vorhergesagt hatte. Realistisch mochte außer Brand kaum einer wirklich sein. Wie sonst sollte man den Werbespot interpretieren, in dem Kapitän Florian Kehrmann behauptete: "Europameister zu sein, ist ein tolles Gefühl, Weltmeister noch viel geiler." Trommeln gehört zum Geschäft, Wer jedoch Erwartungen schürt, die nie und nimmer zu erfüllen sind, muss sich nicht wundern, wenn die Enttäuschung als Bumerang zurück schlägt.
Wenn der Magdeburger Hildebrandt neue Dimensionen in der Zusammenarbeit von Bundesliga und Nationalmannschaft angekündigt, klingt das gar nicht so schlecht. Dabei müssen in ergebnisoffener Diskussion vereinseigene Scheuklappen 'runter. Ein Comeback von Stefan Kretzschmar, das Für und Wider einer Rückkehr von Kreisläufer Christian Schwarzer oder der Einsatz eines eingebürgerten Andrej Klimovets können rechtzeitig vor der WM 2007 im eigenen Land geklärt werden. Die Suche nach Alternativen sollte nicht auf Außen oder den Kreis beschränkt bleiben. Was passiert in der Rückraum-Mitte? Der müde Lemgoer Pokal-Auftritt in Kiel mag als Warnung gelten. Auf die Rückkehr von Markus Baur oder Daniel Stephan sollte man sich in DHB-Kreisen nicht verlassen. Den beiden Strategen, schon jetzt 34 und 31 Jahre alt, verletzungsanfällig, fehlt die pure Power früherer Jahre.
(von Jens Kunkel,aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2005)
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