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08.03.2005 Interview

Zebra: Der Traum vom glorreichen Abschied - Roman Pungartnik im großen Zebra-Gespräch

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Roman Pungartnik: "Ich möchte Kiel  mit mindestens einem, am liebsten aber drei Titeln in diesem Jahr verlassen."
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Als Roman Pungartnik im Sommer 2003 zum THW Kiel wechselte, träumte er von der Erfüllung seines größten sportlichen Traums: dem Gewinn der Champions League. Über den Wilhelmshavener HV hatte der Slowene, der zuvor mit seinem Heimatklub aus Celje zwar serienweise Landesmeister wurde, nie aber international ganz oben stand, den Weg zu den Zebras gefunden. Ein Kreuzbandriss im Halbfinale der Europameisterschaft 2004 warf den heute 33-Jährigen jedoch jäh zurück. Inzwischen ist Pungartnik zurück auf dem Handballparkett, doch sein auslaufender Vertrag beim THW Kiel wird nicht verlängert. Vor zehn Tagen unterschrieb "Pungi" einen Zwei-Jahres-Vertrag beim HSV Hamburg. Doch zum Ende seiner Zeit im Zebra-Trikot ist er seinem großen Traum noch einmal ganz nah.

Zebra:
Roman, nun ist es klar: Ab der kommenden Saison wirst Du für den HSV Hamburg spielen. Hat diese Entscheidung lange gedauert?
Roman Pungartnik:
In den vergangenen zwei bis drei Wochen hatte ich über meinen Berater konkreten Kontakt nach Hamburg und konnte mir in der Zeit ein Bild davon machen, was dort wirklich läuft. Am Rande des HSV-Heimspiels gegen Düsseldorf habe ich dann einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben.
Zebra:
Fiel diese Entscheidung zugunsten dieses zuletzt oft krisengeschüttelten Vereins schwer?
Roman Pungartnik:
Zunächst hatte ich in der Tat ein wenig Angst, was den HSV angeht, denn der Klub hatte in den vergangenen zwei Jahren wirklich große finanzielle Probleme. Darüber habe ich unter anderem sehr intensiv mit meiner Frau und meinem Berater diskutiert. Doch dann hat mir der neue HSV-Präsident Herr Rudolph sein neues Konzept vorgestellt und es mir detailliert erläutert. Die wichtigsten Spieler werden alle bleiben und mit zwei oder drei weiteren Neuverpflichtungen wird der HSV unter richtig guten Voraussetzungen in die neue Saison starten. Nun denke ich, dass der HSV auf einem guten Weg ist und seine Probleme hinter sich lassen wird. Dafür hat mir Herr Rudolph eine Garantie gegeben.
Zebra:
Lagen Dir auch andere Angebote vor und hättest Du demnach andere Möglichkeiten gehabt?
Roman Pungartnik:
Ja, unter anderem lag mir auch aus Großwallstadt ein konkretes Angebot vor. Der neue Trainer Michael Roth hätte mich sehr gern verpflichtet. Aber nach Rücksprache mit meiner Familie habe ich eine andere Entscheidung getroffen. Hamburg ist eine Weltstadt und für meine Frau zudem die schönste Stadt Deutschlands. Zudem sind Kiel und unsere neuen Freunde nicht weit weg, was es unserer kleinen Tochter hoffentlich ein bisschen leichter macht. Nach den Stationen in Wilhelmshaven und in Kiel bleiben wir also im vertrauten Norddeutschland.
Zebra:
Du hast die Entscheidung des THW Kiel, Deinen Vertrag nicht zu verlängern, sehr professionell und nüchtern aufgenommen...
Roman Pungartnik:
So ist es nun mal im Profisport und auch ich kenne die Regeln. Deswegen hatte ich mit dieser Entscheidung zu meinen Ungunsten wirklich keine Probleme. Ich habe beim THW Kiel einen Vertrag für zwei Jahre unterschrieben, der am Ende der Saison ganz normal auslaufen wird. Da ich in dieser Zeit für zehn Monate verletzt war und Probleme mit dem Kreuzband hatte, konnte ich schlicht nicht zeigen, was ich wirklich kann. Als ich damals nach Kiel kam, wusste ich außerdem, dass mit Kim Andersson bereits ein junger Linkshänder für die Zukunft verpflichtet worden war. So ist dieser Schritt aus Sicht des THW Kiel absolut nachvollziehbar und ich kann keineswegs sauer sein. Das Leben geht weiter.
Zebra:
Kein bisschen enttäuscht?
Roman Pungartnik:
Nein, das nicht. Aber natürlich ein kleines bisschen traurig. Schließlich möchte jeder Spieler für solch einen großen Verein Tore werfen. Und hier beim THW macht es richtig Spaß. Die Mannschaft, das Umfeld, die Fans sind alle richtig nett. Hier stehen alle zusammen. Wir haben in diesen zwei Jahren viele neue Freunde gewonnen. Doch Kiel ist von Hamburg nicht aus der Welt.
Zebra:
Hast Du nach rund zehn Monaten der Rehabilitation nie über ein Karriereende oder die Rückkehr nach Slowenien nachgedacht?
Roman Pungartnik:
Nein, dieser Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, denn noch verspüre ich große Motivation Handball zu spielen. Für die kommenden zwei Jahre habe ich beim HSV unterschrieben, wenn es gut läuft, könnten es vielleicht sogar mehr werden. Wenn ich irgendwann keine Lust mehr auf Handball habe, dann werde ich es sagen. Aber noch gilt meine ganze Konzentration dem Sport.
Zebra:
Das klingt nach einer Art "Jetzt erst recht!"-Reaktion nach dem Verletzungsfrust.
Roman Pungartnik:
Ja, so ist es wohl. Wenn Du zehn Monate keine richtige Bewegung hast, dann willst Du unbedingt wieder spielen und zeigen, dass Du nicht vergessen hast, wie man guten Handball spielt. Es ist mir sehr, sehr wichtig zu beweisen, dass ich es noch kann. Dafür trainiere ich jeden Tag. Meine Motivation zu spielen, ist riesig - egal wo.
Zebra:
Dein Ehrgeiz ist also ungebrochen? Mit dem THW Kiel kannst Du in dieser Saison noch nach den Sternen greifen...
Roman Pungartnik:
Natürlich. Wir haben in allen drei Wettbewerben hohe Ziele vor Augen und sollten wir diese erreichen, dann wäre das für mich die Erfüllung eines Traums. Ich möchte Kiel mit mindestens einem, am liebsten aber drei Titeln in diesem Jahr verlassen. Und dafür ist die Mannschaft auf einem guten Weg und unsere Chancen stehen super. Mit ein bisschen Glück ist vieles möglich. Dann wäre ich jedenfalls sehr zufrieden mit meinen beiden Jahren in Kiel.
Zebra:
Was wäre in der verbleibenden Zeit beim THW Kiel für Dich das Größte?
Roman Pungartnik:
Der Champions-League-Sieg! Das ist mein größter Traum. Mit Celje stand ich schon sechsmal im Halbfinale, bin aber dreimal ganz knapp an Barcelona, zweimal an Zagreb und einmal an Magdeburg gescheitert. Einmal muss es jedoch klappen. Jetzt ist die Zeit dafür, jetzt bin ich dran! Das hoffe ich so sehr.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Sascha Klahn.)


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