Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Roman Pungartnik: "Ich möchte Kiel
mit mindestens einem, am liebsten aber drei Titeln in diesem Jahr verlassen."
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Als
Roman Pungartnik im Sommer 2003 zum THW Kiel wechselte,
träumte er von der Erfüllung seines größten sportlichen Traums: dem Gewinn der Champions
League. Über den Wilhelmshavener HV hatte der Slowene, der zuvor mit seinem Heimatklub
aus Celje zwar serienweise Landesmeister wurde, nie aber international ganz oben stand,
den Weg zu den Zebras gefunden. Ein Kreuzbandriss im Halbfinale der Europameisterschaft
2004 warf den heute 33-Jährigen jedoch jäh zurück. Inzwischen ist
Pungartnik zurück auf dem Handballparkett, doch sein auslaufender
Vertrag beim THW Kiel wird nicht verlängert. Vor zehn Tagen unterschrieb
"
Pungi" einen Zwei-Jahres-Vertrag beim HSV Hamburg. Doch zum Ende
seiner Zeit im Zebra-Trikot ist er seinem großen Traum noch einmal ganz nah.
- Zebra:
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Roman, nun ist es klar: Ab der kommenden Saison wirst Du für den HSV Hamburg
spielen. Hat diese Entscheidung lange gedauert?
- Roman Pungartnik:
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In den vergangenen zwei bis drei Wochen hatte ich über meinen Berater konkreten
Kontakt nach Hamburg und konnte mir in der Zeit ein Bild davon machen, was dort
wirklich läuft. Am Rande des HSV-Heimspiels gegen Düsseldorf habe ich dann einen
Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben.
- Zebra:
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Fiel diese Entscheidung zugunsten dieses zuletzt oft krisengeschüttelten Vereins schwer?
- Roman Pungartnik:
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Zunächst hatte ich in der Tat ein wenig Angst, was den HSV angeht, denn der Klub hatte
in den vergangenen zwei Jahren wirklich große finanzielle Probleme. Darüber habe ich unter
anderem sehr intensiv mit meiner Frau und meinem Berater diskutiert. Doch dann hat mir der
neue HSV-Präsident Herr Rudolph sein neues Konzept vorgestellt und es mir detailliert
erläutert. Die wichtigsten Spieler werden alle bleiben und mit zwei oder drei weiteren
Neuverpflichtungen wird der HSV unter richtig guten Voraussetzungen in die neue Saison
starten. Nun denke ich, dass der HSV auf einem guten Weg ist und seine Probleme hinter
sich lassen wird. Dafür hat mir Herr Rudolph eine Garantie gegeben.
- Zebra:
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Lagen Dir auch andere Angebote vor und hättest Du demnach andere Möglichkeiten gehabt?
- Roman Pungartnik:
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Ja, unter anderem lag mir auch aus Großwallstadt ein konkretes Angebot vor. Der neue
Trainer Michael Roth hätte mich sehr gern verpflichtet. Aber nach Rücksprache mit meiner
Familie habe ich eine andere Entscheidung getroffen. Hamburg ist eine Weltstadt und für
meine Frau zudem die schönste Stadt Deutschlands. Zudem sind Kiel und unsere neuen Freunde
nicht weit weg, was es unserer kleinen Tochter hoffentlich ein bisschen leichter macht.
Nach den Stationen in Wilhelmshaven und in Kiel bleiben wir also im vertrauten
Norddeutschland.
- Zebra:
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Du hast die Entscheidung des THW Kiel, Deinen Vertrag nicht zu verlängern, sehr
professionell und nüchtern aufgenommen...
- Roman Pungartnik:
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So ist es nun mal im Profisport und auch ich kenne die Regeln. Deswegen hatte ich
mit dieser Entscheidung zu meinen Ungunsten wirklich keine Probleme. Ich habe beim
THW Kiel einen Vertrag für zwei Jahre unterschrieben, der am Ende der Saison ganz
normal auslaufen wird. Da ich in dieser Zeit für zehn Monate verletzt war und Probleme
mit dem Kreuzband hatte, konnte ich schlicht nicht zeigen, was ich wirklich kann.
Als ich damals nach Kiel kam, wusste ich außerdem, dass mit
Kim Andersson bereits ein junger Linkshänder für die Zukunft
verpflichtet worden war. So ist dieser Schritt aus Sicht des THW Kiel absolut nachvollziehbar
und ich kann keineswegs sauer sein. Das Leben geht weiter.
- Zebra:
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Kein bisschen enttäuscht?
- Roman Pungartnik:
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Nein, das nicht. Aber natürlich ein kleines bisschen traurig. Schließlich möchte jeder Spieler
für solch einen großen Verein Tore werfen. Und hier beim THW macht es richtig Spaß. Die
Mannschaft, das Umfeld, die Fans sind alle richtig nett. Hier stehen alle zusammen. Wir
haben in diesen zwei Jahren viele neue Freunde gewonnen. Doch Kiel ist von Hamburg nicht
aus der Welt.
- Zebra:
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Hast Du nach rund zehn Monaten der Rehabilitation nie über ein Karriereende oder die Rückkehr
nach Slowenien nachgedacht?
- Roman Pungartnik:
-
Nein, dieser Zeitpunkt ist noch nicht gekommen, denn noch verspüre ich große Motivation
Handball zu spielen. Für die kommenden zwei Jahre habe ich beim HSV unterschrieben, wenn
es gut läuft, könnten es vielleicht sogar mehr werden. Wenn ich irgendwann keine Lust
mehr auf Handball habe, dann werde ich es sagen. Aber noch gilt meine ganze Konzentration
dem Sport.
- Zebra:
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Das klingt nach einer Art "Jetzt erst recht!"-Reaktion nach dem Verletzungsfrust.
- Roman Pungartnik:
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Ja, so ist es wohl. Wenn Du zehn Monate keine richtige Bewegung hast, dann willst Du unbedingt
wieder spielen und zeigen, dass Du nicht vergessen hast, wie man guten Handball spielt. Es
ist mir sehr, sehr wichtig zu beweisen, dass ich es noch kann. Dafür trainiere ich jeden
Tag. Meine Motivation zu spielen, ist riesig - egal wo.
- Zebra:
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Dein Ehrgeiz ist also ungebrochen? Mit dem THW Kiel kannst Du in dieser Saison noch
nach den Sternen greifen...
- Roman Pungartnik:
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Natürlich. Wir haben in allen drei Wettbewerben hohe Ziele vor Augen und sollten wir
diese erreichen, dann wäre das für mich die Erfüllung eines Traums. Ich möchte Kiel
mit mindestens einem, am liebsten aber drei Titeln in diesem Jahr verlassen. Und dafür
ist die Mannschaft auf einem guten Weg und unsere Chancen stehen super. Mit ein bisschen
Glück ist vieles möglich. Dann wäre ich jedenfalls sehr zufrieden mit meinen beiden
Jahren in Kiel.
- Zebra:
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Was wäre in der verbleibenden Zeit beim THW Kiel für Dich das Größte?
- Roman Pungartnik:
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Der Champions-League-Sieg! Das ist mein größter Traum. Mit Celje stand ich schon
sechsmal im Halbfinale, bin aber dreimal ganz knapp an Barcelona, zweimal an Zagreb
und einmal an Magdeburg gescheitert. Einmal muss es jedoch klappen. Jetzt ist die
Zeit dafür, jetzt bin ich dran! Das hoffe ich so sehr.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte
Sascha Klahn.)