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11.05.2005 Interview

Zebra: Henning Fritz im Interview über seine Auszeichnung zum "Welthandballer des Jahres"

Kein Teenie-Idol, aber großes Vorbild

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Henning Fritz: "Ich bin bis in die Haarspitzen motiviert,  weil ich mit dem THW Kiel Deutscher Meister werden will"
Klicken Sie für weitere Infos! Henning Fritz: "Ich bin bis in die Haarspitzen motiviert, weil ich mit dem THW Kiel Deutscher Meister werden will"

Sein kürzlich erschienenes Buch heißt "Halten und Siegen". Zweifelsohne, Henning Fritz ist ein Sieger-Typ, seine Erscheinung zwischen den Handball-Pfosten mitunter Furcht einflößend. Fritz ist der personifizierte Schrecken aller Angreifer. Und seit rund drei Wochen sorgt sein Name auf des Gegners Seite für noch mehr Respekt: Henning Fritz wurde vom Weltverband IHF als erster Torhüter überhaupt zum "Welthandballer des Jahres" gekürt.
"Zebra" sprach mit dem 30-jährigen Ausnahmekeeper über seine Wahl zum "Welthandballer des Jahres" und seine ersten Folgen.

Zebra:
Henning, vor nunmehr drei Wochen bist Du zum "Welthandballer des Jahres 2004" gekürt worden. Hast Du inzwischen selbst begriffen, welche Auszeichnung Dir da zu teil wurde?
Henning Fritz:
Realisieren und verstehen sind wohl zwei verschiedene Dinge. Realisiert habe es sehr wohl, doch noch immer ist diese Auszeichnung für mich unfassbar. Es ist fantastisch, als erster Torhüter überhaupt zum "Welthandballer des Jahres" gewählt zu werden. Ich fühle mich sehr geehrt - und genieße es. Das wird sich wohl auch nie ändern, denn dieser Titel ist etwas Einmaliges.
Zebra:
Wenn man die Karriere-Bilder des Henning Fritz vor dem geistigen Auge vorbeiziehen lässt, landet man unweigerlich immer wieder bei jenem olympischen Viertelfinale Deutschland gegen Spanien, in dem Du im Siebenmeterwerfen alle Bälle parieren konntest. Hat dieses Spiel Deine Karriere verändert?
Henning Fritz:
Meistens ist es ja so, dass sich gewisse Szenen besonders einprägen. Nicht zuletzt weil ich in der Vergangenheit erfolgreich in der Nationalmannschaft und beim THW Kiel gespielt habe, hat auch die breite Masse daran Anteil genommen. Wenn wir mit dem THW Kiel im DSF übertragen werden, bekommen dies Woche für Woche ein paar Hunderttausend mit, wenn die Nationalmannschaft in der ARD oder dem ZDF läuft, sogar ein paar Millionen. All das hat sicher seinen Anteil am Ausgang der Wahl und am Erfolg insgesamt. Das Spanien-Spiel war zweifelsohne das herausragendste Spiel meiner Karriere und es kann gut sein, dass es für die Nominierung für das olympische Allstar-Team und damit auch für die Wahl zum "Welthandballer des Jahres" ausschlaggebend war.
Zebra:
Erinnerst Du Dich heute an Deine Gedanken in diesem legendären Siebenmeterwerfen?
Henning Fritz:
Ich hatte keine Zweifel und war mir meiner Sache ziemlich sicher, da wir schon in den vorangegangenen 60 Minuten und in der Verlängerung das nötige Quäntchen Glück gehabt hatten. Wir langen kurz vor Schluss noch mit zwei Toren hinten und waren eigentlich schon tot - wir hatten also nichts mehr zu verlieren.
Zebra:
solch eine Leistung wie in besagtem Spiel wiederholbar?
Henning Fritz:
Ich hoffe es sehr, doch das vermag niemand vorhersagen. Es gibt einfach solche seltenen Momente, in denen wirklichen alles klappt. Und gerade in solch einem wichtigen Spiel bleiben diese dann hängen.
Zebra:
Nach Deiner Auszeichnung stürzten sich die Medien auf Dich, ein Termin jagte den nächsten. Sind das angenehme Aufgaben für Dich?
Henning Fritz:
Momentan schon. Denn durch diese Auszeichnung werden nicht nur die Handball-Fans, sondern die breite Masse angesprochen und kommt mit unserem Sport in Berührung. Und das freut mich sehr. Ich hoffe, dass der Handball und die Bundesliga dadurch vielleicht einen weiteren kleinen Schub bekommen. Schließlich ist es nicht die Regel, dass diese Auszeichnung an einen Deutschen geht.
Zebra:
Du schafftest es sogar bis zu Stefan Raabs "TV total", eine der quotenstärksten Sendungen in der jungen Zielgruppe - Henning Fritz der neue Teenie-Star?
Henning Fritz:
Nein, ein Teenie-Idol bin ich ganz sicher nicht. Dafür müsste ich mir wohl die Haare bunt färben oder irgendetwas anderes dafür tun. Aber ich würde mir wünschen, wenn ich für den einen oder anderen ein Vorbild wäre und Kinder und Jugendliche zum Sport bringen könnte und für eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung begeistere. Schließlich ist Sport auch eine gute Gelegenheit, Aggressionen und Frust abzubauen.
Zebra:
...wobei einem unweigerlich der aus seinem Tor quer über den Platz stürmende Henning Fritz einfällt...
Henning Fritz:
In der jüngeren Vergangenheit ist das jedoch selten passiert. Ich finde, das jedoch auch nicht sehr dramatisch. Wenn sich aus meiner Sicht umstrittene Situationen ergeben, entlädt sich auf diese Art und Weise mitunter meine Anspannung. Ich komme zwar energisch nach vorn, doch ich schlage weder jemanden, noch verletze oder beleidige ich andere Personen. Ich möchte es mal als "zügiges Nachvornelaufen" bezeichnen...
Zebra:
In der Regel bestichst Du jedoch durch Gelassenheit zwischen den Pfosten. Woher nimmst Du deine Kraft und Ruhe?
Henning Fritz:
Meine Kraft kann ich mir nicht erklären, die ist entweder da oder nicht. Ich versuche mich halbwegs ordentlich zu ernähren, aber das ist eigentlich ganz normal. Ansonsten habe ich keine Geheimrezepte. Und die Ruhe kommt mit der Routine. Am Ende gibt der Erfolg schließlich immer Recht. Abzuschalten war für mich noch nie ein Problem. Schwierig wird es erst bei Misserfolg. So lange alles läuft, gibt es wenige Probleme.
Zebra:
Beim THW Kiel scheint derzeit zum Glück alles glatt zu laufen. Gibt Dir Deine Auszeichnung zum "Welthandballer des Jahres" nun noch einen zusätzlichen Motivationsschub für den Endspurt im Rennen um die Meisterschaft?
Henning Fritz:
Diese Auszeichnung ist die Bestätigung für erbrachte Leistungen. Und sie macht mich sehr stolz. Aber wie willst Du Deine Motivation noch steigern? Ich bin bis in die Haarspitzen motiviert, weil ich mit dem THW Kiel Deutscher Meister werden will - mehr als 100 Prozent geht nicht.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Sascha Klahn.)


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