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06.06.2005 Mannschaft

Zebra-Journal: Pettersson: Abschied für die berufliche Zukunft

Handball-Lehrer mit Haus am See

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.06.2005:

Johan Pettersson.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Pettersson.

Johan Pettersson, der flinke Blonde mit den Nähmaschinenschritten, verlässt den THW. 2001 bis heute - nur vier Jahre? Den meisten Fans kommt es vor, als wäre der 32-Jährige schon ewig Mitglied der Zebraherde. THW Kiel und Pettersson, das gehörte einfach zusammen. Doch auch ein lustiger Schwede wird älter und muss an seine berufliche Zukunft denken. "Jochen", wie ihn Trainer Noka Serdarusic nennt, erhielt das Angebot als Handball-Lehrer an einem Gymnasium in Jönköping zu arbeiten. Nur jetzt, nicht später - Pettersson musste einfach annehmen.
Der Schwede kehrt mit Bauchschmerzen zurück in seine Heimat. "Ich werde den THW und die Kulisse der Ostseehalle sehr vermissen", sagt er. Man muss es ihm einfach glauben. Als Johan Pettersson mit seiner kleinen Familie, Ehefrau Sofia, den vierjährigen Filip geschultert und seiner acht Wochen jungen Tochter Signe bei der Verabschiedung auf dem kleinen Podium inmitten der Ostseehalle stand, flossen plötzlich Tränen. "Sch., das ist das erste Mal, dass ich weinen muss."

Ihm wird die Mannschaft fehlen, ("Ich habe hier echte Freunde gefunden"), außerdem seine Nachbarn in Klausdorf. "Es gab immer jede Menge Spaß", erzählt er. Dabei stand seine Heimkehr nach Schweden vorübergehend schon 2004 auf dem Plan. Meinungsverschiedenheiten mit dem Management, es ging um Vertragsmodalitäten. Letztlich einigte sich aber Manager Uwe Schwenker mit seinem Rechtsaußen auf zwei weitere Spielzeiten bis 2006. Als Pettersson wegen seiner beruflichen Chancen jetzt um die vor zeitige Freigabe bat, legten die Kieler ihm keine Steine in den Weg. "Er hat so viel für uns getan", sagt Trainer Noka Serdarusic, "außer dem bringt uns ein unzufriedener Spieler nicht weiter." Pettersson unterschrieb einen Fünf-Jahres-Vertrag als Spielertrainer beim Zweitligisten in Hallby, wird im Hauptberuf Handball-Lehrer und ergatterte sein erhofftes Traumgrundstück direkt an einem See. "Dort werden wir unser Wunschhaus beziehen."

Johan Pettersson verlässt die große Handball-Bühne auf dem Zenit seines Könnens. Mit Mirza Dzomba (Ciudad Real) und Florian Kehrmann (Lemgo) steht der Rechtsaußen zurzeit gemeinsam auf der Stufe der Weltbesten dieser Position. Seine Erfolgsgeschichte ist lang und beeindruckend: Mit dem THW wurde Pettersson Meister und EHF-Pokalsieger, mit der schwedischen Nationalmannschaft Welt- und Europameister sowie zweifacher Silbermedaillengewinner bei Olympia, außer dem gibt es Einträge ins All-Star-Team von Europameisterschaften sowie der Handball-Bundesliga. Aber Johan Petersson erlebte auch die dunklen Sei ten. Der 30. November 2001 in der Kölnarena sollte ein Feiertag werden im Sportlerleben des damals 29-Jährigen: Zuschauer-Weltrekord für Vereinsmannschaften bei der Partie gegen den VfL Gummersbach. Doch das Spiel wurde für ihn zur Hölle. Nach einem Zusammenstoß mit VfL-Torhüter Jan Stankiewicz prallte er mit dem Kopf hart auf den Boden, verschluckte seine Zunge und war minutenlang bewusstlos. In lähmender Stille bangten Spieler und Zuschauer um Pettersson, der erst durch das resolute Eingreifen der Ärzte Dr. Detlev Brandecker und Hauke Mommsen ins Leben zurückgeholt wurde. Heute erinnert nur noch Zahnersatz an die dramatischen Ereignisse. "Außerdem bin ich bei Tempogegenstößen vorsichtig geworden", sagt der Schwede. Die wird er künftig nicht mehr im Höchsttempo laufen müssen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.06.2005)


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