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Stefan Lövgren: "Ich werde meine Bundesliga-Karriere
beim THW beenden."
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Aus den Kieler Nachrichten vom 29.08.2005:
Kiel - Die Testspielreise endete für Handballmeister THW Kiel am Freitagabend mit
einem Heimspiel in der Ostseehalle. Beim "Unser-Norden-Cup" landeten die Zebras zwei
Siege über Hammarby IF (21:12) und den FC Kopenhagen (25:19) (siehe
Bericht). Der Pokal blieb in Kiel, bis zum Bundesligastart
am 6. September bei HSV Hamburg bleiben acht Tage, morgen schon steigt in München das
Prestigeduell um den Supercup (20.15, DSF) gegen Flensburg (siehe
Vorbericht). Die KN sprachen mit Mannschaftskapitän
Stefan Lövgren (34).
- Kieler Nachrichten:
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Am Freitag gab es zwei Siege, ist der THW für die Pflichtspielzeit gerüstet?
- Stefan Lövgren:
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In der Abwehr sieht es nicht so gut aus, weil Marcus Ahlm
lange Zeit verletzt war. Er ist der einzige Spieler aus dem Mittelblock, der weiß,
wie wir dort spielen müssen. Aber wir haben ja noch ein paar Tage.
- Kieler Nachrichten:
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Wie wichtig ist das Spiel gegen Flensburg morgen in München?
- Stefan Lövgren:
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Das will natürlich keiner verlieren. Der Titel ist nicht ganz so wichtig, aber
wir werden in diesem letzten ernsthaften Test sehen, wo wir wirklich stehen.
- Kieler Nachrichten:
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Die neuen Regeln sehen vor, dass Handballer keinen Kapitän mehr haben sollen.
Wie kommt das bei Ihnen an?
- Stefan Lövgren:
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Nicht nachvollziehbar. Der Kapitän war immer die Person, die bei Problemen
mit dem Schiedsrichter reden sollte. Wer kann das jetzt machen? Diese Regel
wird von Leuten gemacht, die weder selbst spielen, noch näheren Bezug zur Praxis
haben. Innerhalb der Mannschaft wird es bei uns aber weiter einen Kapitän geben,
auch wenn man diesen nicht kennzeichnet.
- Kieler Nachrichten:
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Trainer Noka Serdarusic sagt, er habe nie einen
vorbildlicheren Kapitän erlebt als Sie. Um welche Dinge kümmern Sie sich?
- Stefan Lövgren:
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Es gibt viel zu tun. Zum Beispiel kümmere ich mich, wenn jemand privat Probleme
hat. Jetzt verstärkt um die Neuzugänge. Ich will ihnen alle Hilfe geben, die
sie brauchen. Sie können die Sprache nicht, müssen Behördengänge erledigen,
das Telefon anmelden. Da gibt es so viel. Ich weiß, was es bedeutet, wenn man
neu in einem fremden Land ist.
- Kieler Nachrichten:
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Ihre Beziehung zum Trainer ist sehr gut, beschreiben Sie
Noka Serdarusic einmal?
- Stefan Lövgren:
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Wir kennen uns jetzt schon viele Jahre. Ich respektiere ihn sehr. Er kennt sich
beim Handball aus wie kein Zweiter, vor allem aber ist ein guter Mensch. Manchmal
ist er ein bisschen knurrig, und da wünscht man sich als Spieler natürlich was
anderes. Wenn die Saison vorbei ist, hat Noka aber wieder einmal alles richtig
gemacht. Was soll man sich beschweren? Er muss sich doch nicht ändern, nur weil
ein paar das gerne wollen. Noka hat auch ganz andere Seiten, die zeigt er aber
nicht in der Öffentlichkeit, sondern nur innerhalb des Teams.
- Kieler Nachrichten:
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Bei den Neuzugängen gibt es Sprachprobleme. Gibt es auf dem Spielfeld eine
gemeinsame Verständigung?
- Stefan Lövgren:
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Wir reden ein bisschen Englisch miteinander, ich dolmetsche meine Schweden,
Noka spricht mit Kavticnik und
Karabatic Serbokroatisch. Es ist ein wenig
schwierig, aber wir haben es immer hinbekommen. Ab dem 1. September ist
Deutsch in der Kabine aber Pflicht für alle.
- Kieler Nachrichten:
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Sie haben noch einen Vertrag bis 2006, haben Sie vor, diesen noch einmal zu verlängern?
- Stefan Lövgren:
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Mein verletzter Fuß hat die Vorbereitung gut überstanden. Ich denke nur von
Jahr zu Jahr, aber es könnte schon noch ein bisschen länger dauern. Andere
Schweden waren ja auch ziemlich lange da. Fest steht, dass ich meine
Bundesliga-Karriere beim THW beenden werde, ob ich in Schweden noch mal
spiele? Abwarten.
- Kieler Nachrichten:
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Sie leben schon sieben Jahre in Deutschland, ist das ein bisschen Heimat geworden?
- Stefan Lövgren:
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Keine Frage, Unsere beiden Kinder sind hier geboren, wir haben mittlerweile
mehr Freunde in Deutschland als in Schweden, das liegt sicher an der Distanz.
Die Mentalität hier im Norden Deutschlands ist unserer sehr ähnlich. Fast
gleiches Essen, ähnliche Kultur, auch beim Wetter gibt es kaum Unterschiede.
Wir fühlen uns hier sehr wohl.
- Kieler Nachrichten:
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Haben Sie schon ein Datum im Hinterkopf, wann sie Ihre Karriere beenden möchten?
- Stefan Lövgren:
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Eigentlich nicht, wenn man darüber nachdenkt, hat man innerlich doch schon
aufgehört, ernsthaft Handball zu spielen.
- Kieler Nachrichten:
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Wenn es soweit sein sollte, bleiben Sie dem Handball in einer anderen Funktion
treu oder gibt es auch andere Optionen?
- Stefan Lövgren:
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Ich habe ja Büro-Kommunikationskaufmann gelernt. Das könnte ich bestimmt
wieder machen. Aber es ist gut möglich, dass ich in irgend einer Form beim
Handball bleibe. Trainer bin ich ja jetzt schon. Einmal die Woche übe ich
mit den Kleinsten in Melsdorf, wo ich wohne. Mein Sohn ist natürlich auch
dabei.
(Aus den Kieler Nachrichten vom 29.08.2005, das Interview führte
Reimer Plöhn)