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Johan Pettersson: "Wenn ich an meine Zeit beim THW zurückdenke, dann fühle ich schon Wehmut."
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Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
Lange musste die Ostseehalle auf den Einspieler "Ein bisschen Spaß muss sein, dann
wär die Welt voll Sonnenschein..." verzichten. Hier in Kiel nennen sie den
Roberto-Blanko-Schlager schlicht "Johans Lied", denn immer wenn der "Sunnyboy"
Johan Pettersson den Ball im Tor versenkte, erklang
dieser Song im weiten rund des Handballtempel.
Ein "Spaßmacher" ist
Johan Pettersson geblieben. Immer
ein Lächeln auf den Lippen und ein Späßchen auf Lager, so kennen ihn die Handballfans.
Mit dem Ende der letzten Saison verließ der sympathische Schwede den THW Kiel und
ging zurück in seine Heimat. Mit seiner Frau Sofia und den beiden Kindern Filip (5)
und Signe (6 Monate) bezog er ein Häuschen in Jönköping. Heute arbeitet er dort als
Lehrer, trainiert den schwedischen Zweitligisten IF Hallby Handboll und ist gleichzeitig
als Spieler tätig.
In der Halbzeitpause der Champions League Begegnung
zwischen dem THW Kiel und dem polnischen Meister Wisla Plock (siehe
Spielbericht) ertönte es endlich wieder: "Ein bisschen Spaß muss
sein..." - Johan Pettersson war in die Ostseehalle zurückgekehrt.
Als Gast fieberte Pettersson zunächst auf der Tribüne mit
"seinen" Zebras mit und genoss die Ovationen der Fans, später sprach er mit ZEBRA über
diesen besonderen Tag.
- Zebra:
-
Was ist das für ein Gefühl, das erste Mal nach deinem Abschied aus Kiel
wieder in der Ostseehalle zu sein?
- Johan Pettersson:
-
Anfangs war es komisch. Ich wollte alles ganz genau mitbekommen. Von der
Stimmung in der Halle war ich sehr beeindruckt. Es war ein unglaubliches
Gefühl, von den Zuschauern so begrüßt zu werden. In der Halbzeitpause
überwältigte mich die Begeisterung der Fans. Alle riefen meinen Namen
und wollten Autogramme. Ich war sehr gerührt. Und wenn ich an meine Zeit
beim THW zurückdenke, dann fühle ich schon Wehmut.
- Zebra:
-
Wie war es, als du deine alten Kollegen auf dem Parkett hast spielen sehen?
- Johan Pettersson:
-
Für mich ist das echt ein großes Problem, denn ich vermisse die Jungs so
sehr. Klar wusste ich das schon vorher, doch dass es so schwer sein würde,
hätte ich nicht gedacht. Wir stehen in ständigem Kontakt, dann die Jungs
jedoch live in der Ostseehalle spielen zu sehen, war etwas ganz Besonderes.
- Zebra:
-
Wie bewertest du das Auftreten des THW Kiel?
- Johan Pettersson:
-
Ich bin positiv überrascht. Bei den vielen Neuzugängen, die fast alle aus
verschiedenen Ländern kommen, dachte ich zuerst an eine Menge Probleme. Es
ist sicherlich nicht einfach die Sprachbarriere zu überwinden.
Noka scheint das aber mit seiner Mannschaft gut
hinbekommen zu haben. Die Erfolge am Anfang waren und sind ganz wichtig für
so eine Truppe; die stärken sie.
- Zebra:
-
Nach dem Spiel hast du dich lange deinen alten Teamkameraden unterhalten.
Wie ist euer Verhältnis heute?
- Johan Pettersson:
-
Wir verstehen uns sehr gut. Zuerst unterhielt ich mich 20 Minuten lang mit
meinem alten Trainer Noka. Mit
Stefan Lövgren habe ich ebenfalls sehr lange
gesprochen. Auch wenn man häufig miteinander telefoniert, hat man sich eine
Menge zu erzählen. Bis vor kurzem verbrachte ich mit den Spielern fast mehr
Zeit als mit der Familie, deshalb werden wir die Gelegenheit nutzen, noch
etwas mehr miteinander zu quatschen.
- Zebra:
-
Habt ihr, deine Frau, die Kinder und du, euch gut in der Heimat
(Jönköping) eingelebt?
- Johan Pettersson:
-
Das war überhaupt kein Problem. Die Kinder freuen sich besonders; für die war
es gar nicht schlimm weg zu ziehen, die sind noch so klein und bekommen das nicht
so mit. Für mich ist es schön, dass ich meine Familie, Mama und Papa, viel
häufiger sehen kann und nun meine berufliche Zukunft sichern konnte. Als
erstes habe ich in Schweden aber einen Autounfall gehabt. Zum Glück gab es
keine Verletzten, nur das Auto hatte einen Totalschaden.
- Zebra:
-
Wie machst du dich denn als Trainer des Zweitligisten IF Hallby Handboll?
- Johan Pettersson:
-
Die Mannschaft ist so gut wie noch nie. Wir sind Tabellenführer und das
freut mich wahnsinnig. Mir macht das wirklich Spaß, dort die Jungs zu
trainieren und gleichzeitig mitzuspielen.
- Zebra:
-
Und als Lehrer schaffst du es dich durchzusetzen?
- Johan Pettersson:
-
Das ist noch ein bisschen mein Problem. Die Jungs quatschen wie wild und
es ist wirklich schwer, die unter Kontrolle zu bekommen.
Noka war immer ein Trainer, der sehr viel Wert
auf Disziplin gelegt hat. Das war sehr gut und auch wichtig. Das muss ich
meinen Schülern auch beibringen.
- Zebra:
-
Wann wirst du das nächste Mal in Kiel vorbeischauen und deine Freunde
besuchen?
- Johan Pettersson:
-
Das steht noch nicht fest. Ich bin jetzt leider nur für ein Wochenende da.
Das nächste Mal werde ich mehr Zeit einplanen. Als Lehrer habe ich es sehr
gut, da hat man lange Ferien und als Trainer kann ich auch entscheiden,
wann wir trainieren - sehr praktisch. Da ich die Jungs hier sehr vermisse,
werde ich sicherlich schon bald wieder den Weg nach Kiel finden.
(Das Interview führte Annika Stöllger, aus dem
offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)