Aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2006:
Von der Handball-EM in der Schweiz berichtet Reimer Plöhn
für die Kieler Nachrichten.
Demo
Das Weltwirtschafts-Forum 2006 (WEF), das am Wochenende in Davos stattfand, zog
neben Demonstranten auch das zurzeit glamouröseste Hollywood-Paar, Angelina Jolie
& Brad Pitt, in den Schweizer Nobel-Skiort. Die Organisatoren der Handball-EM
reagierten auf zu erwartende Demos am Sonnabend in der Hauptstadt Bern mit
Umstellungen des Terminplanes. Basel und St. Gallen bekamen am Freitag frei und
tauschten ihren Ruhetag mit Bern und Sursee. Das zuständige Gericht machte den
fürsorglichen Organisatoren allerdings einen Strich durch die Rechnung. Für den
gefährdeten Sonnabend wurde eine einzige Demonstration erlaubt - nicht in Bern,
sondern Basel. Handballer oder Fans kamen nicht zu Schaden. Die Demo erwies sich
mit rund 100 friedlichen Teilnehmern und doppelter Anzahl an Ordnungskräften
als Sturm im Wasserglas.
Lemgo
Gegen die Slowakei wurde THW-Torhüter
Henning Fritz
von der Jury zum besten deutschen Spieler erkoren. Der Welthandballer 2004
bekam die Präsente, eine Riesen-Schoko-Stange Toblerone und eine Sportuhr,
aus den Händen seines ehemaligen Nationalmannschaftskollegen Christian
Schwarzer überreicht. Der Lemgoer war von Freitag bis gestern mit seinen
Mitspielern Markus Baur und Daniel Stephan als moralische Stütze nach Basel
gereist.
Luxus
In der Schweiz beträgt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen rund 40 000 Franken,
umgerechnet ca. 26 000 Euro. Damit gilt das Land der Eidgenossen als das
wohlhabendste der Erde. Ein gängiger Witz umschreibt diesen Luxus. Und der
geht so: Ein Mann will Geld bei einer Bank einzahlen. Fragt der Kassierer:
"Wie viel wollen Sie anlegen?" Flüstert der Mann: "Drei Millionen". Antwort
des Bankangestellten: "Sie können ruhig lauter sprechen, Armut ist in der
Schweiz keine Schande." Die Preise sind entsprechend. Einige Beispiele:
Das Steak mit Beilage und Dessert kostet in einem durchschnittlichen
Restaurant 35 Franken, eine Flasche Landwein (rot) 45. Textilien, Schuhe
etc. liegen um 30 Prozent höher als in Deutschland. Journalisten vor Ort
erwartet im Pressezentrum allerdings ein "Sonderangebot". Die
Kantinen-Gerichte sind zwischen 20 und 25 Franken zu haben und werden mit
dem Slogan "stark reduzierte Preise" beworben.
Putzkolonne
Der Putzmob gehört zum Handball wie Schnee zum Winter. Feuchte Stellen
auf dem Hallenboden können schließlich böse Unfälle bewirken. Der EM-Männerschweiß
in der St. Jakobshalle in Basel wird von besonders fachkundigem Personal
"weggemobt". Die Frauenmannschaft von Basel-Regio wurde geschlossen als
Putzkolonne angestellt. Eine Strafe dafür, dass das Team zurzeit Tabellenletzter
der National-A-Liga ist?
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.01.2006)