24.03.2006 | Mannschaft |
Vorentscheidung: Uwe Gensheimer scheitert an Dennis Klockmann, der den Weg zum THW-Sieg endgültig freimacht. Rechts Nikola Karabatic, Kiels Bester an diesem Abend. |
Dabei war der 23-Jährige erst durch das Verletzungspech von Henning Fritz kurzfristig ins Team gerutscht. Der deutsche Nationaltorhüter hatte sich beim Abschlusstraining am Dienstagabend einen Nerv eingeklemmt und musste zu Hause bleiben. So war Kiels dritter Schlussmann gefragt, der gewöhnlich zwischen den Pfosten des Zweitligisten TSV Altenholz Bälle abwehrt und ein Zweitspielrecht für den THW hat. Für die Reise nach Mannheim ließ BWL-Student Klockmann sogar die Statistik-Klausur sausen, für die er wochenlang gepaukt hatte und die er vermutlich erst am Ende des kommenden Semesters wiederholen darf. "Es hat sich gelohnt. Wann spielt man sonst vor 13 200 Zuschauern und steht nach einem knappen Spiel voller Emotionen am Ende als Sieger da?" fragte er. "Das hat man nicht oft."
Er selbst besaß großen Anteil an "diesen für uns enorm wichtigen Punkten" (Manager Uwe Schwenker). Dreimal löste der Torwart-Riese den über weite Strecken großartigen Mattias Andersson mit Siebenmetereinsätzen ab. Den ersten musste er passieren lassen. Den zweiten, in der 41. Minute von SG-Jungstar Uwe Gensheimer abgefeuert, parierte er und verhinderte den Ausgleich zum möglichen 21:21. Als es am Ende richtig knapp wurde, knöpfte Klockmann Gensheimer einen weiteren Strafwurf ab - und setzte mit großartigem Reflex beim Nachwurf von Gunnar Berg-Viktorsson sogar noch einen drauf. Drei Paraden zum Sieg. Anschließend flogen triumphierende Fäuste in Richtung Hallendecke.
Dennis habe der Mannschaft sehr geholfen, erklärte Noka Serdarusic später. Persönlich hatte Kiels Trainer ein "gut gemacht, Junge", für seinen Torhüter parat. Fast schon ein Ritterschlag des Trainers, der mit Lob gewöhnlich sparsam umgeht. Dafür wurden Klockmann und Co. von der vorwiegend jungen Fanschar umschwärmt und angehimmelt, während die Spieler der Heimmannschaft kaum Beachtung fanden. "Merkwürdig", befand Klockmann, "für Kronaus Team ist es sicher schön, vor 13 000 spielen zu dürfen", aber richtige, erdrückende Heimstimmung sei in der SAP-Arena nie aufgekommen. "Das waren 13 000 Zuschauer, die guten Handball sehen wollten, aber höchstens 3000 SG-Fans. Wenn wir in der Ostseehalle spielen, stehen 10 000 echte THW-Fans hinter uns. Ein gewaltiger Unterschied."
Die SG Kronau-Östringen zahlt eben noch ihren Preis für den Auszug aus der engen Eppelheimer Sporthalle. "Wir sind total froh, dass die Arena voll war", erklärte SG-Manager Ulli Schuppler, mehr könne man zurzeit nicht erwarten. Gerade der THW habe gezeigt, dass er dem Projekt Kronau-Östringen noch ein paar Schritte voraus sei. "Die sind auf jeder Position doppelt gut besetzt."
Damit das auch so bleibt, will Uwe Schwenker, der heute 47 Jahre alt wird, "demnächst einige Baustellen beseitigen." Im Klartext bedeutet das: Es stehen Vertragsverhandlungen mit THW-Spielern und dem Trainer an. Der Kontrakt von Noka Serdarusic läuft am 30. Juni aus. Unterschrieben sei noch nichts, so Schwenker, "aber wir sind uns im Wesentlichen einig."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.03.2006)
(24.03.2006) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |