Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006:
Kiel - Tübingen-Dormagen 422 Kilometer, Tübingen-Cottbus 655, Tübingen-Kiel 798. Schon
vor dem endgültigen Abschied prüft
Christoph Schindler Wege zurück,
Wege zu Freunden und Verwandten. Der 22-Jährige wechselt zum Erstliga-Aufsteiger HBW
Balingen-Weilstetten nach Süddeutschland. Torwart
Dennis Klockmann,
der zweite Spieler des TSV Altenholz im Dress des THW Kiel, zieht es zum
Zweitligisten SV Post Schwerin.
"Zwei Tage lang saß ich vor dem Routenplaner im Internet", sagt
Schindler.
Den Weg zu den Eltern in Cottbus, zu
Adrian Wagner in Dormagen, zurück nach
Kiel gab er in die Suchmaske ein und sagt: "Bei der Meisterfeier kam nach dem
zehnten Bier die erste Träne." Dennoch überwiegt die Vorfreude: auf die neue
Aufgabe, die reizvolle Gegend. "Von dort aus ist man schnell beim Snowboarden
in der Schweiz. Und mit dem Flugzeug sind es auch nur eine Stunde und zehn
Minuten nach Hamburg."
Snowboarden ist in Schwerin vielleicht nicht
ganz möglich. "Aber Schwerin hat sieben Seen", sagt Dennis Klockmann
und lacht. Die drei Jahre in Altenholz seien für den 23-Jährigen der "entscheidende
Knackpunkt" gewesen. "Wolle Schwenke hat mich
aus der Regionalliga geholt, ich konnte viel Erfahrung sammeln. Die Auftritte beim
THW waren ein Sahnehäubchen." Auch Schindler blieb drei Jahre
in Altenholz, war zuvor bereits zwei Jahre lang Stammspieler in der Zweiten Liga beim
USV Cottbus. "Hier kam ich in ein gefestigtes Team, konnte mich etablieren und zusätzlich
im Training beim THW weiterentwickeln", so Schindler.
Der Rückraum-Spieler weiß, wie schwer es für Aufsteiger Balingen im Handball-Oberhaus
werden wird. "Die Mannschaft hat viele Junioren-Nationalspieler, die hungrig sind,
keine Stars. Die Chance auf den Klassenerhalt wird mannschaftliche Geschlossenheit
sein. Das Umfeld dort in der 20.000-Einwohner-Stadt ist fast noch familiärer als in
Altenholz." Schon am vierten Spieltag wird Balingen zu Hause auf den THW treffen.
Eines haben
Schindler und
Klockmann
gemeinsam: Beide sehen ihren zukünftigen Arbeitgeber als Sprungbrett. "Ziel ist es,
bei einer Mannschaft zu spielen, die in der Ersten Liga eine gute Rolle spielt",
sagt
Schindler. "Ich will erst einmal eine gute Saison
spielen und langfristig natürlich in die Erste Liga", so
Klockmann.
Die Zeit beim THW habe er sehr genossen, werde jetzt "aber nicht abdrehen". Die
familiäre Atmosphäre beim TSVA indes sei "ein dicker Pluspunkt" gewesen. "Das Umfeld in
Schwerin ist mit Sicherheit professioneller. Ist die Frage, ob das gut oder schlecht
ist. Die Trainings-Anzahl wird jedenfalls höher, das ist gut für mich", sagt
Klockmann. Freundin Nicola, die in Lübeck ihre Diplom-Arbeit
abschließen will, wird den Keeper nach Schwerin begleiten.
Klockmann
wird dann sein BWL-Studium in Wismar fortsetzen. Auch
Christoph Schindler
geht nicht ohne die Begleitung von Freundin Jasmin, die in Ludwigsburg ein
Grundschullehramts-Studium aufnehmen wird.
Schindler
wird an seinem neuen Wohnort Tübingen Sportmanagement studieren.
Die Fans in der
Edgar-Meschkat- und der Ostseehalle wird Dennis Klockmann
besonders vermissen, wenn er am 24./25. Juni umgezogen ist. "Ich freue mich aber
auch darauf, mich sportlich mit meinen alten Mannschaftskameraden zu messen."
Christoph Schindler wird die Nähe zum Wasser fehlen. "Und
natürlich meine Freunde, die ich hier in Kiel gewonnen habe. Die Kieler Woche
als letztes Highlight nehme ich aber noch mit." Und danach? "Schwerin ist nicht
weit weg", sagt Klockmann. Für
Schindler wird es etwas komplizierter. Tübingen-Dormagen
422 Kilometer, Tübingen-Cottbus 655, Tübingen-Kiel 798.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006)