Aus Sport1:
München/Hamburg - Zweiter Spieltag. Erstes Top-Spiel in der
Handball-Bundesliga.
Eine Woche nach dem Supercup in München kommt es zur
Neuauflage des Duells zwischen Pokalsieger und Meister
(siehe
Vorbericht). Am
Dienstag trifft der HSV auf den THW Kiel. Nach dem
39:35-Erfolg vor einer Woche,
wegen des Heimvorteils und auf Grund
der Verletzungsprobleme der Schleswig-Holsteiner gehen die
Hanseaten als Favorit in das Nord-Derby.
Sport1.de sprach mit HSV-Trainer Martin Schwalb.
Allerdings spricht die
Historie gegen den Klub von der Elbe.
Erst einmal setzte sich Hamburg in acht Bundesliga-Duellen
gegen den Rekordmeister durch. Der Sieg datiert vom 8. Februar
2003 (
30:29). Seitdem gewann der THW alle sechs Vergleiche mit
dem Cupsieger.
Schwalb zurückhaltend
Martin Schwalb kennt die Statistik. Der Trainer des HSV gibt
sich vor dem Derby zurückhaltend.
"Gegen den Deutschen Meister, den THW Kiel kann man ruhig
verlieren", sagt Schwalb im Interview mit
Sport1.de. Schwalb
spricht über den Saisonstart, den Leistungsstand seines Teams
und Kieler Lobeshymnen auf den HSV.
- Sport1:
-
Herr Schwalb, erst der Erfolg beim Supercup gegen
Kiel, nun der Sieg zum Bundesliga-Start in Nordhorn. Welcher
Erfolg war wichtiger?
- Martin Schwalb:
- (lacht) Das ist ein Luxusproblem, Siege zu
bewerten. Jeder Sieg hat seine schöne Seite. Aber sagen wir
mal so: Da der Supercup nicht zur Bundesliga zählt, ich aber
ein Kind der Bundesliga bin, freue ich mich ein bisschen mehr
über den Sieg in Nordhorn.
- Sport1:
-
Der Saisonstart ist enorm wichtig. Ihr Erfolg in
Nordhorn stand lange auf der Kippe. Warum hat sich Ihre
Mannschaft am Ende durchgesetzt?
- Martin Schwalb:
-
Es ist schön, dass Sie die Frage positiv stellen.
Nordhorn hat eine wirklich gute Mannschaft mit vielen sehr
guten Handballern. Es ist nicht einfach, dort zu gewinnen.
Aber wir haben uns durchgesetzt, weil wir die Nerven behalten
haben in der entscheidenden Phase sieben, acht Minuten vor
Schluss. Da haben wir unseren besten Handball gespielt und
unsere Chancen genutzt.
- Sport1:
-
Ist Ihre Mannschaft weiter als in der vergangenen
Saison?
- Martin Schwalb:
-
Ich glaube schon. Zehnter wollen wir nicht wieder
werden. Die Mannschaft muss aber noch gemeinsam die Spielzüge
verinnerlichen, nicht nur die Neuen wir Kyung-Shin Yoon und
Bruno Souza. Wir sind bei 60, vielleicht 70 Prozent auf dem
Gebiet. Auf anderen Gebieten sind wir natürlich schon viel
weiter. Aber was Spielzüge, Verständnis und Automatismen
angeht, da haben wir noch Nachholbedarf.
- Sport1:
-
Und jetzt kommt Meister Kiel. Ist es gut, schon so
früh in der Saison vor solch einer Hürde zu stehen?
- Martin Schwalb:
-
Ich hätte mir es anders gewünscht, weil wir ja erst
vor einer Woche den Supercup gegen den THW gespielt haben. Ich
hätte mir gern dieses Highlight etwas aufgehoben. Aber wir
können es nicht ändern.
- Sport1:
-
Bei einem Sieg wäre der HSV ganz oben dabei, bei einer
Niederlage auf den Boden zurück geholt. Könnte dieses Spiel
ein Knackpunkt in der Saison werden?
- Martin Schwalb:
-
Nein. Gegen den Deutschen Meister, den THW Kiel kann
man ruhig verlieren. Wir dürfen nicht so arrogant sein, zu
sagen, wir schlagen Kiel. Der THW hat in der vergangenen
Saison nur zwei reguläre Spiele verloren und ist das Maß aller
Dinge. Es wird sehr schwer, Kiel zu schlagen.
- Sport1:
-
Beim Supercup hat der HSV gezeigt, dass er gegen den
THW bestehen kann. Ist Kiel angeschlagen?
- Martin Schwalb:
-
Glaube ich nicht. Es lief holprig, aber der THW hat
auch gegen Großwallstadt dominiert. Die kommen da schnell
wieder raus. Ich glaube eher, der THW ist wütend.
- Sport1:
-
THW-Trainer Serdarusic sieht den HSV als
Meisterschafts-Kandidat. Ist Ihr Team schon so weit?
- Martin Schwalb:
-
Ich habe keine Lust und keine Zeit, die Aussagen
solcher ausgewiesener Handballfachleute zu kommentieren. Wir
machen unsere Arbeit. Wir versuchen, einen guten Job zu
machen. So weit wie möglich nach oben zu kommen, wie alle
anderen Mannschaften auch. Wie wir eingestuft werden, kann
nicht Grundlage unserer Arbeit sein. Von da her beschäftige
ich mich auch nicht damit.
- Sport1:
-
Dennoch freuen Sie sich auf die Partie gegen Kiel.
- Martin Schwalb:
-
Wer sich auf ein Spiel gegen Kiel nicht freut, der
hat einen Fehler gemacht.
(Das Gespräch führte Michael Schwartz, © 2006 Sport1)