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05.10.2006 Champions League

Zebra: Erneuter Angriff auf Europas Thron

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Angreifen - genau dies hat sich der THW Kiel in dieser Spielzeit für die Champions League vorgenommen. Im mittlerweile zehnten Anlauf in der europäischen Königsklasse soll in diesem Jahr endlich der lang ersehnte Titel her, um die bislang noch magere Ausbeute von lediglich einer Finalteilnahme im Jahr 2000 gehörig aufzubessern. Der Traum vom Erklimmen des Vereinshandball-Throns ist geblieben, doch der Hauptkonkurrent ist mittlerweile ein anderer: Lieferte sich Kiel um die Jahrtausendwende noch heiße und enge Duelle mit dem Rekordchampion FC Barcelona, so hat mittlerweile der spanische Ligakonkurrent von Ciudad Real den Katalanen den Rang als "Maß der Dinge" abgelaufen.
Dies musste auch die letztjährige THW-"Endstation" SG Flensburg-Handewitt im Halbfinale der Champions League leidvoll anerkennen, als die Nordlichter dem späteren Titelträger in zwei ungleichen Spielen deutlich unterlegen waren. Auch Uwe Schwenker sieht den Titelverteidiger als den Hauptkonkurrenten, doch "vor der Übermannschaft Ciudad Real, die mit ihrem Kader gleich zwei Weltklasse-Mannschaften bestücken könnte, müssen wir uns nicht verstecken!" Gleichwohl wüsste er aber, dass zum Triumph in der Königsklasse mehr als nur ein breiter und ausgeglichener Kader gehören. "Man braucht Losglück, wenig Verletzte und eine gute Tagesform", so Schwenker weiter.

Ersteres hatten die Kieler bei der Auslosung der Gruppenphase bereits: Mit dem dänischen Vizemeister GOG Gudme, dem tschechischen Abonnementmeister Banik Karvina und dem rumänischen Titelträger HCM Constanta, der sich in den Entscheidungsspielen gegen Italiens Spitzenclub Conversano keine Blöße gab, als Gruppengegner in der Gruppe E betitelt Uwe Schwenker das Weiterkommen als eine Pflichtaufgabe. Doch dies alleine reicht ihm nicht: "Wir müssen von Anfang an konzentriert zu Werke gehen, um den ersten Platz in der Gruppe zu sichern. Damit würden wir im Rückspiel des Achtelfinals Heimrecht genießen."

Dieser Heimvorteil, um einen vermeintlich kleinen Rückstand aus dem Hinspiel mit der Unterstützung eines euphorischen Ostseehallen-Publikums wettzumachen, kann gegen die anderen europäischen Spitzenteams von großer Bedeutung sein. Denn auch wenn der letztjährige souveräne Champion Ciudad Real der große Favorit auf den Titel ist, so haben auch andere Traditionsclubs für dieses Jahr aufgerüstet.

Der Favoritenkreis: Die üblichen Verdächtigen
So möchte Portland San Antonio nach 2001 endlich den zweiten Triumph in der Königsklasse perfekt machen. Zweimal stand man seitdem wieder im Finale, doch gegen Montpellier (2003) und vor allem in den ziemlich eindeutigen Endspielen in der letzten Saison gegen Ligakonkurrent Ciudad Real war für das Team um Welthandballer Ivano Balic kein Kraut gewachsen. Neben Demetrio Lozano spielt mit Davor Dominikovic jetzt ein weiteres ehemaliges Zebra bei den Spaniern, die mit dem Norweger Kristian Kjelling und dem Slowenen Renato Vugrinec vom SC Magdeburg zwei weitere Hochkaräter für den Rückraum an Land gezogen haben.

Ähnliches gilt auch für die dominante Handballmannschaft der Neunziger, den FC Barcelona: Nachdem für die Katalanen - im letzten Jahr als Titelverteidiger gestartet - bereits im Viertelfinale der Champions League Schluss war, konnten sie sich zumindest voll und ganz auf die spanische Liga konzentrieren. Mit Erfolg: Mit dem 17. Meistertitel im Rücken wollen die Iberer nun zum siebten Mal in der Champions League triumphieren. Stars wie Iker Romero, Laszlo Nagy, Jerome Fernandez oder Juanin Garcia bekommen weitere Unterstützung vom schwedischen Spielmacher Jonas Larholm, im Tor wird David Barrufet in Zukunft vom kroatischen Keeper Venio Losert unterstützt. Und mit dem Oldie Nenad Perunicic ist auch bei den Katalanen ein altbekanntes Zebra-Gesicht neu dabei.

Das Maß der Dinge und der Club, den es zu schlagen gilt, ist aber weiterhin Titelverteidiger Ciudad Real. Alle Stars wie Olafur Stefansson, Siarhei Rutenka, Mirza Dzomba, Rolando Urios, das ehemalige Aushilfs-Zebra Julio Fis oder der aktuelle Welthandballer Arpard Sterbik konnten mit den Millionen von Clubpräsident Domingo Diaz de Mera gehalten werden. Hinzu kam mit Uros Zorman ein weiterer slowenischer Starspieler aus der Celje-Talentschmiede.

Doch nicht nur die deutschen und spanischen Vertreter, insgesamt sieben an der Zahl, rechnen sich ihre Chancen aus. Auch die Abonnementmeister der großen Handballnationen starten eine neue Offensive. Allen voran die Ungarn von Fotex Veszprem, die in der letzten Saison nur um ein einziges Tor gegen Portland San Antonio ihre zweite Finalteilnahme nach 2002 verpassten. Die Revanche gegen die Iberer ergibt sich bereits in der Gruppenphase, mit den namhaften Neuzugängen Dejan Peric (FC Barcelona), Richard Stochl (Dunaferr SE) und Marian Cozma (Dinamo Bukarest) hoffen die Magyaren mit dem "stärksten Kader der Vereinsgeschichte" auf den großen Wurf. Auch der slowenische Meister Celje Pivovarna Lasko und die Franzosen von Montpellier HB sind traditionell stark einzustufen - ob es ihnen allerdings gelingen wird, ihren zweiten Titel nach 2003 bzw. 2004 zu sichern, ist nach den personellen Aderlassen der Vorjahre fraglich.

Mit erfahrenen Verstärkungen soll der Titel her
Auch wenn sich die Meistermannschaft der vergangenen Saison schon nicht vor den anderen Teams verstecken musste, wurde beim THW in dieser Spielzeit nichts dem Zufall überlassen. Der hochwertige Kader der Vorsaison wurde daher laut Serdarusic "nicht nur ergänzt, sondern sogar verstärkt". Besonders die zwei internationalen Topleute Lars Krogh Jeppesen und Thierry Omeyer könnten letztlich den auf europäischer Ebene den Unterschied zum Vorjahr ausmachen. Immerhin haben beide Spieler schon mal in der Champions League triumphieren können.

Der Däne, ehemals Flensburger Schlüsselspieler, wechselte vom FC Barcelona zurück in die Bundesliga. Mit dem spanischen Spitzenclub gewann Jeppesen in den zwei Jahren sowohl die Champions League (2005) als auch die Meisterschaft in der "Liga Asobal" (2006), doch das handballerische Glück fand der "Bundesliga-Spieler der Saison 2003/2004" in Katalonien nicht: "Wir haben eine Art Handball gespielt, die mir nicht gefallen hat. Dafür, dass wir so gute Spieler zur Verfügung hatten, haben wir sehr schlecht gespielt." Nachdem er zum Saisonauftakt durch einige langwierige Verletzungen - zuletzt ein Rippenbruch - außer Gefecht gesetzt wurde, brennt Jeppesen nun auf seinen persönlichen Start beim THW und eine erfolgreiche Champions League Saison.

Ebenfalls bereits in der Champions League erfolgreich war der "Last-Minute-Einkauf" Thierry Omeyer. Der französische Auswahlkeeper gewann 2003 an der Seite des damals erst 19-jährigen Nikola Karabatic mit seinem ehemaligen Club Montpellier HB die Königsklasse und kam als überragender Rückhalt im Nationalteam schon zu Welt- (2001) und Europameistertiteln (2006). Dennoch ist der 29-jährige Familienvater weiterhin erfolgshungrig: "Ich will dem THW helfen, die Meisterschaft und die Champions League zu gewinnen!"

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")


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