01.12.2006 | Mannschaft |
Der THW, so Olsson, suche einen Spieler im linken Rückraum. Einzige Bedingung: Karlsson müsse bis 18 Uhr zusagen. Zwei Stunden und ein Handy - mehr blieb ihm nicht, um einen geordneten Alltag über den Haufen zu werfen. "Ich habe meinen Vater angerufen", sagt Karlsson. "Aber der war zu überwältig und hat aufgelegt, ohne etwas zu sagen." Als Bror Karlsson sich gesammelt hatte, gab er dem Filius grünes Licht. So eine Chance dürfe er sich nicht entgehen lassen. Auf Verständnis stieß der Football-Fan auch bei seinem Arbeitgeber, einem Versicherungsbüro, für das er zwei Jahre lang halbtags arbeitete. Am Freitag hatte er sich von seinen Kollegen ins Wochenende verabschiedet. Am Dienstag trainierte er zum ersten Mal in Kiel. "Ich habe meinem Chef immer gesagt, dass ich Profi werden will." Eine eventuelle Rückkehr in die Agentur sei bei diesem Gespräch kein Thema gewesen.
Auch Freundin Martina Wirbladh (26), eine angehende Grundschullehrerin, legte ihm keine Steine in den Weg. Ob sie ihm folgt, ist ungewiss. "Sie ist nicht der Typ, der zu Hause darauf wartet, dass ich vom Training komme", sagt der Schwede, der übergangsweise bei seinem Landsmann Kim Andersson wohnt. "Im Moment fehlt uns beiden die Zeit, um in Ruhe über die Zukunft zu sprechen." An diesem Montag haben sie sich zum letzten Mal gesehen. Als Karlsson am Abend in ihre gemeinsame Wohnung kam und den Waschsalon im Haus blockierte, um das Gros seiner Klamotten mitnehmen zu können.
"Ich kenne meinen Platz in Kiel", sagt Karlsson, der im linken Rückraum so lange aushelfen soll, bis das Stammpersonal wieder fit ist. "Aber ich werde alles versuchen, um Teil des Kieler Systems zu bleiben. Ich habe diese einmalige Chance bekommen. Jetzt will ich sie nutzen."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.12.2006)
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