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11.04.2007 Handball international

Zebra: Hagen führt Drammen in die Champions League

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Frode Hagen.
Frode Hagen.

Es ist bereits eine gute Tradition, dass das Zebra-Magazin zum Ende jeder Saison den Blick über die Grenzen Deutschlands hebt und schaut, wo die Spieler stehen, die nicht mehr der aktuellen Zebraherde angehören. Heute geht es nach Norwegen.
Am Ende der vergangenen Saison verließ er Kiel als Deutscher Meister, in diesen Tagen hat Frode Hagen wieder allen Grund zum Feiern. Der Norwegen, den es zurück in seine Heimat zog, beschließt bei Drammen HK eine großartige Kariere - an jenem Ort, wo alles begann. Für Hagen, der von 2004 bis 2006 das Zebra-Trikot trug, schließt sich hier in der Nähe von Oslo der Kreis. Im Sommer 1997 zog Hagen als frisch gekürter Norwegischer Meister aus, um die internationale Handball-Welt zu erobern - in Flensburg, Nordhorn, Barcelona und Kiel sorgte Hagen fortan für Furore. Zehn Jahre später krönte der 32-Jährige seine Rückkehr nach Drammen mit dem zweiten norwegischen Titel. Doch der Erfolge nicht genug: Im Finale des Challenge Cup greift Drammen dieser Tage auch noch nach einem Europapokal!

Angeführt von Frode Hagen und einem weiteren Heimkehrer spielte Drammen eine überragende Saison und souveräner kann man eine Meisterschaft nicht einfahren: 22 Siege in 22 Spielen. Der Titelgewinn war perfekt! Neben Hagen verlieh auch sein alter Freund Glenn Solberg, der Drammen ebenso im Jahr 1997 verließ, dann in Nordhorn, Barcelona und Flensburg spielte und nun im vergangenen Sommer zurückkehrte, der jungen Mannschaft Stabilität und einen Hauch Extraklasse - befreit von aller Last der Bundesliga oder Liga Asobal, drehten die beiden ehemaligen Weltklasse-Handballer noch einmal richtig auf.

Die norwegische Liga ist nur eine semi-professionelle. Das heißt, halbtags gehen die Spieler ihrem normalen Job nach und abends wird trainiert. Frode Hagen weiß um die Vorteile, die der Wechsel zurück nach Norwegen mit sich brachte: "In Deutschland ist der Termindruck viel größer, die Leistungsdichte in der Liga auch viel höher. Wir haben in Deutschland wesentlich mehr Spiele gemacht. Der Körper bedankt sich nun, wenn er auch mal eine Ruhepause bekommt." Hagen und Solberg lassen ihre Karrieren in der norwegischen Liga vergleichweise gemütlich ausklingen. Die ganz große Handballbühne haben sie verlassen und im vergangenen Jahr auch ihre Laufbahnen in der Nationalmannschaft beendet, um so mehr Zeit für ihre Familien und ihre Berufe zu haben.

Die WM in Deutschland
Dabei hätten die Norweger ihre beiden Vorzeige-Handballer wohl noch gut gebrauchen können. Denn ihrer Favoritenstellung, die den Skandinaviern von einigen Experten im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2007 eingeräumt wurde, konnten sie bereits in der Vorrunde in der Ostseehalle nicht gerecht. Die Nordmänner zeigten bei den jüngsten Titelkämpfen in Deutschland bei weitem nicht das, was von ihnen erwartet wurde. Die Vorrunde, die die Norweger in Kiel absolvierten, schlossen sie auf Platz drei ab - nicht genug, um in die Hauptrunde des Turniers zu kommen. Stars wie Kristian Kjelling, der bei Portland San Antonio spielt oder der Flensburger Johnny Jensen mussten nach dem desolaten Ergebnis in die Verlierergruppe, den "President's Cup", in der sie sich mit Mannschaften wie Korea oder Kuwait messen mussten. Frode Hagen kennt die Probleme des Auswahlteams: "Norwegen ist nicht als Mannschaft aufgetreten, es kam kein wirklicher Spielfluss zusammen." Teamkollege Glenn Solberg sieht das genauso. "Wir haben viele individuell sehr starke Spieler, aber wenn du nicht als Team funktionierst hilft dir das auch nicht."

Individuell starke Stars haben die Norweger tatsächlich viele. Die bereits genannten Kjelling und Jensen gehören zum Grundgerüst der Skandinavier. Dazu kommen noch eine Handvoll weitere Spitzenspieler wie Torwart Steinar Ege, der von 1999 bis 2003 beim THW Kiel zwischen den Pfosten stand. Doch selbst diese Weltklassespieler haben augenscheinlich nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Norwegen landete am Ende des Turniers auf Rang 13 - zu wenig für solch ein Team. Börge Lund, Rückraum-Shooter der Norweger und Bundesliga-Legionär in Nordhorn, zeigte sich deshalb maßlos enttäuscht vom Vorrunden-Abschneiden seines Teams. "Wir hatten vorher doch nur über die Hauptrunde in Mannheim gesprochen." Trotz des schlechten Ergebnisses müssen sich Nationalcoach Gunnar Pettersen und # seine Mannschaft aber keine Gedanken um die Teilnahme an der Europameisterschaft im kommenden Jahr machen. Die kontinentalen Titelkämpfe Anfang 2008 finden in Norwegen statt und dazu ist der Gastgeber automatisch qualifiziert.

Ob die Norweger vor heimischer Kulisse dann mehr bewegen können, als noch zur WM in Deutschland, bleibt abzuwarten. Ganz sicher aber werden die Handballfans unter den viereinhalb Millionen norwegischen Landsleuten dem Turnier einen stimmungsvollen Rahmen verleihen. Vielleicht aber schaffen es ausgerechnet die beiden "Alten" Frode Hagen und Glenn Solberg vorher noch mit Drammen HK, international positiv ins Gespräch zu kommen, wenn sie sich in der kommenden Saison doch noch einmal in der Champions League mit hochkarätigen Gegnern messen dürfen - oder müssen. Der endgültige Ruhestand kann schließlich noch etwas warten.

Norweger in der Bundesliga

Wie für Glenn Solberg und Frode Hagen ist auch für viele andere Norweger die deutsche Bundesliga ein Ziel. Bei der SG Flensburg-Handewitt, spielen mit Jan-Thomas Lauritzen und Johnny Jensen zwei Norweger, der dritte im Bunde, Kreisläufer Frank Löke, wurde von den Flensburgern zu den Grashoppers Zürich ausgeliehen, soll aber danach den Kader der SG verstärken. Die HSG Nordhorn setzt mit Bjarte Myrhol und Börge Lund auch auf Verstärkung aus Nordeuropa. Der TuS N-Lübbecke baut im Rückraum auf Stian Tönnesen, der seit 2003 bei den Westfalen spielt.

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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