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16.05.2007 Mannschaft

Zebra: Andrei Xepkin - Handball-Rentner im Unruhestand

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Eigentlich hatte Andrei Xepkin seine Handballschuhe schon vor über anderthalb Jahren an den Nagel gehängt. Doch als der THW Kiel anrief und um Hilfe bat, da zögerte der Spanier nicht. Für seinen gelebten Traum gibt er noch einmal alles.
Sein Trikot nach dem Spiel gegen den Wilhelmshavener HV ist verschwitzt. Müde, aber zufrieden schreitet Andrei Xepkin vom Spielfeld. Eigentlich hatte er beim FC Barcelona alles erreicht und hätte seine "Handball-Rente" in Ruhe genießen können. Sechs Mal gewann er mit Barca die Champions League und ebenfalls sechs Mal die spanische Meisterschaft. Doch das Angebot aus Kiel, für drei Monate am Kreis des deutschen Meisters auszuhelfen, reizte den Spanier. "So ein Angebot von einer der besten Mannschaften der Welt bekommt man nicht häufig. Es ehrt mich hier spielen zu dürfen", sagt Xepkin, der nun schon seit fast zwei Monaten täglich mit den Zebras zusammen trainiert. "In Deutschland sind die Hallen voll und die Stimmung ist klasse. Ich bin dem THW Kiel sehr dankbar, hier spielen zu dürfen - dafür, dass ich das alles erleben darf, trainiere und quäle ich mich auch gerne noch einmal", gibt der Spanier lächelnd zu verstehen. Mit seinem Engagement in Kiel will er auch beweisen, "dass es machbar ist, nach so langer Zeit Handballabstinenz wieder neu anzugreifen". Denn der "alte Mann", wie ihn Trainer Noka Serdarusic liebevoll nannte, feierte am 1. Mai seinen 42. Geburtstag und hatte seine Handballschuhe eigentlich seit eineinhalb Jahren an den Nagel gehängt, als ihn das Angebot des THW erreichte.

Seitdem er in Kiel ist, ist von einem "alten" Xepkin aber nichts zu sehen. Schnell fügte der Zwei-Meter-Mann sich in das THW-Team ein und trainierte wie in den besten Tagen seiner Karriere, denn untätig war der Spanier auch nach seiner aktiven Zeit in Barcelona nicht gewesen. "Neben meinem Beruf habe ich für einen Halbmarathon trainiert und diesen dann sogar in der Zeit von einer Stunde und 40 Minuten bewältigt", sagt "El Gigante", der, wenn ihn der Ehrgeiz gepackt hat, nicht von seinem Weg abzubringen ist. "In diesem Jahr möchte ich gerne noch einen richtigen Marathon laufen. Ich bin jemand, der an seine Grenzen gehen möchte - und am liebsten auch noch einen Schritt darüber hinaus."

Gut in Form - das war und ist Andrei Xepkin noch immer. "Aber das Tempo des modernen Handballs, so wie ihn der THW Kiel spielt, ist wahnsinnig schnell. In den Spielrhythmus musste ich mich erst wieder einfinden", gesteht der Kreisläufer, der schon in vier Bundesligapartien zum Einsatz kam. Inzwischen ist Xepkin längst in Kiel angekommen - und fühlt sich allmählich heimisch an der Förde. "Ich wohne alleine in Kiel. Meine Familie ist in Spanien geblieben. Während des Champions League-Finales haben sie mich aber besucht.", erzählt der 42-jährige, der in Barcelona nicht nur seine Familie, sondern unter anderem auch seinen Job als Sport-Arzneimittel-Hersteller zurück ließ. "Doch das ist es wert. Ich darf hier so schöne Momente erleben und ich genieße es hier zu sein", sagt ein strahlender Mann, der bislang in zwei Monaten zwei Titel gewinnen durfte. So schön es aber auch ist, der große Spanier weiß woher er kommt. "Mein Herz trägt für immer die Vereinsfarben des FC Barcelona, auch wenn es inzwischen einen schwarz-weißen Streifen bekommen hat", beteuert Xepkin.

"Es ist so, als sei ein Traum wahr geworden. Ich habe ganz sicher noch nicht alles realisiert, was derzeit geschieht. Aber ich bin dankbar für jeden Moment", sagt einer, der schon zuvor alles im Handball gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt. Doch die Titel mit dem THW Kiel sind auch für ihn als gestandenen Handballer etwas Besonderes. Zwar gewann niemand öfter als er die Champions League, aber in der Ostseehalle den Pokal in die Luft stemmen zu dürfen, das "war so schön wie bei dem ersten Titel mit den Königlichen aus Barcelona", versichert Xepkin. Es sei die Vorgeschichte des Kieler Erfolges, die diesen jüngsten Titel zu einem ganz besonderen macht. Mit so vielen Verletzten und sportlichen Rückschlägen den Kopf nicht in den Sand zu stecken, sondern weiter zu kämpfen und sogar das Finale zu gewinnen, das sei einmalig. "Wenn der THW Kiel im kommenden Jahr wieder kurz vor dem Finale steht, dann darf er gern wieder bei mir anrufen", lacht Xepkin. Er wirkt rundum zufrieden.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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