05./07.05.2007 - Letzte Aktualisierung: 07.05.2007 | Bundesliga |
Update #4 | Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt... |
Pelle Linders traf sieben Mal. |
Christian Köhrmanns Griff in Zeitz' Gesicht löste Kiels Handbremse |
Ließ sich behandeln: Karabatic verzichtete vorsichtshalber auf einen Einsatz in der zweiten Hälfte |
Moritz Weltgen machte auch in der Abwehr ein gutes Spiel |
Pelle Linders konnte die Partie nicht zu Ende spielen |
(Christian Robohm)
Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Das Spiel heute war nach den Belastungen der letzten Wochen ein bisschen mentale Entspannung. Uns war es ganz recht, dass wir heute gegen ein Team spielen durften, was nicht ganz oben angesiedelt ist. Man soll es nach einem Champions League-Sieg nicht glauben, aber nach der Niederlage in Kronau war die Stimmung die letzten Tage im Keller. Das zeigt, dass meine Jungs unglaublich schwer mit Niederlagen leben können. Wichtig war heute, dass einige Spieler auch Pausen bekommen konnten. Nikola Karabatic hatte in er ersten Halbzeit signalisiert, dass er angeschlagen sei und zur Sicherheit lieber ausgewechselt werden würde.Zu Karabatics Rolle beim THW:
Nikola ist der beste Halblinke der Welt und der kompakteste Spieler in ganz Europa. Seine Leistungen in Abwehr und Angriff sind enorm. Ich kann mir einen THW ohne Nikola kaum noch vorstellen und hoffe, dass er bleibt.Zum Meisterschaftskampf:
Es spricht nicht viel für uns, mit unserem Aufgebot sind wir einfach nicht variabel genug, können nicht den Handball spielen, wie noch vor einigen Wochen. Deshalb sehe ich den HSV mit seinem kompletten Kader mit der Nase vorn. Aber meine Jungs werden alles geben und werden nicht aufgeben.
In den nächsten 2-3 Wochen wird Nikola die Ruhe finden, um sich mit der Vertragssituation auseinander setzen zu können. Ich bin ruhig und gelassen, was seine Entscheidung anbetrifft. Wer Nikola kennt, weiß, dass er für sein Spiel die besondere Atmosphäre der Zuschauer braucht. Und die bekommt er in Kiel und in der Bundesliga. Nikola weiß was er tut und was er am THW und seinem Trainer hat.
Bevor ich zur Spielanalyse komme: Mir war es heute wichtig, Zeit gefunden zu haben, um dem THW zu gratulieren. Die Leistung der Kieler in der Champions League war überragend angesichts der personellen Schwierigkeiten, ich bin total begeistert und finde es sehr bemerkenswert, wie in Kiel damit umgegangen wurde - a la Boneur! Heute hatte der THW leichtes Spiel, zu meiner eigentlichen Startsieben gehörten im heutigen Kader nur Gylfason und Ljubanovic. Meine Jungs haben sich brauchbar geschlagen, jedoch ein paar Stockfehler und Fehlwürfe zu viel gemacht. In der Schlussphase haben sie zudem die Gelegenheiten ausgelassen, das Ergebnis einigermaßen erträglich zu gestalten. Als mich vor der Halle ein alter Bekannter ansprach, wir mögen doch bitte den ohne fünf antretenden THW nicht so ärgern, musste ich schmunzeln. Denn wenn beim THW fünf Spieler fehlen, haben die verbliebenen immer noch eine ganz andere Qualität als beim WHV. Dennoch: Für meine Youngster war es ein Erlebnis, in dieser Halle nicht nur dabei sein zu können, sondern auch zu spielen. Deshalb nehmen wir auf jeden Fall etwas Positives mit - dem THW wünsche ich nun auch noch den Meistertitel.
Mein Respekt gegenüber dem THW wächst von Jahr zu Jahr.
Bei uns konnten diejenigen Spielpraxis sammeln, die sonst auf der Bank sitzen. Wir haben extra langsam und teilweise ganz gut gespielt, hatten aber schlechte Phasen. Kiel ist eben einfach eine Klasse-Mannschaft. Mit der Höhe der Niederlage sind wir unzufrieden.
Nach dem Kronau-Spiel wollten wir heute etwas wiedergutmachen.
Ach, ich weiß nicht, ob ich in den letzten Wochen nicht so gut gespielt habe. Ich habe einfach nicht so oft getroffen. Ich habe mir nicht so viele Gedanken gemacht. Die Hauptsache ist, dass die Mannschaft gewinnt. Heute hatte ich ein bisschen mehr Glück bei meinen Würfen. Wir wollen Meister werden, und das war ein Schritt in die richtige Richtung.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Moritz Weltgen..
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2007:
"Die Stimmung nach der Niederlage in Kronau war im Keller. Ich habe gesehen, dass meine Spieler mit Niederlagen nur schwer leben können", sagte Serdarusic und zeigte sich froh, "dass wir heute nicht gegen einen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel spielen mussten". Der Gegner am Sonnabend hieß Wilhelmshavener HV - oder zumindest das, was davon noch übrig war. "Nur Gylfason und Ljubanovic stehen normalerweise in meiner Startaufstellung. Dafür haben sich meine Jungs brauchbar geschlagen", sagte WHV-Trainer Michael Biegler. Und doch, die Gäste kamen nach dem 5:5 (12.) nicht mehr über ein Statistendasein hinaus. Spätestens beim 11:6 (18.) durch den treffsicheren Henrik Lundström - dem 1000. Saisontreffer des THW - ließ sich der THW-Tempo-Titan nicht mehr aufhalten.
Somit lag das Bemerkenswerte dieses Abends nicht in dem Duell zweier Erstligisten, sondern "zwischen den Zeilen" unterhaltsamer 60 Minuten. Es fand sich in der Beharrlichkeit der Kieler, die dann, wenn es passte, mit Kabinettstückchen glänzten: Bei einem Kempa-Trick beispielsweise, den Lundström nach einem schönen Pass von Nikola Karabatic zum 18:10 (27.) vollstreckte, in einer Phase, in der dem WHV zwischen dem 14:10 (23.) und der Halbzeitpause (22:10) kein Treffer gelang. Es wurde offenbar in der liebevollen Sensibilität des Publikums, das die Zeichen der Zeit auch nach dem hampions-League-Triumph erkannt hat, das den Endspurt im Meisterrennen annimmt, das sich und die Spieler auch bei einem 15-Tore-Vorsprung per La-Ola zum Lachen bringt, das den dritten Treffer des 42-jährigen Andrei Xepkin zum 22:10 (30.) für wenige Sekunden zur größten Sache der Welt deklariert und ihn ebenso ehrt wie den jungen Moritz Weltgen.
So geriet die zweite Halbzeit endgültig zur Party. Eine Party, die erst Karabatic (Wadenprellung) und später - nach rüdem Einsatz von David Katzirz - auch Pelle Linders (Schambeinprellung) nur auf der Bank erlebten. Im Fall von Linders gab THW-Arzt Detlev Brandecker gestern bereits Entwarnung. Linders, Lundström sowie Dominik Klein auf der Position in der Rückraum-Mitte hießen nicht nur wegen ihrer jeweils sieben Tore die auffälligsten THW-Akteure. Hinzu kam der endlich wieder befreit aufspielende Kim Andersson (9).
Dennoch, Serdarusic bleibt in Bezug auf das Rennen um den Meistertitel skeptisch. "Für uns spricht nicht viel, wir sind nicht variabel. Der HSV hat die Nase vorn, aber wir werden nicht aufgeben." Die nächste Hürde heißt morgen Abend (20 Uhr, Ostseehalle) Eintracht Hildesheim. Der Tabellenletzte beendete gestern (36:35) überraschend die letzten Meisterträume des SC Magdeburg. Bleibt der HSV als einziger Konkurrent um die Schale: Am Sonnabend mühte sich der Zweite gegen Melsungen zu einem 38:32 (18:16) und verlor dabei Torsten Jansen (Rückenverletzung). "Der Spielplan ist unmenschlich, die Akkus sind leer", sagte HSV-Trainer Martin Schwalb. Und vielleicht spielte auch das 40:20 des THW eine kleine Rolle, das die Kieler beruhigte und die Hamburger - beunruhigte.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 07.05.2007)
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