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12.06.2007 Mannschaft

Zebra-Journal: Mitreißende Emotion und Dynamik pur

Nikola Karabatic treibt die Zebraherde nach vorne

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:

"Für einen Handballer gibt es nichts Größeres als die Bundesliga."
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Stefan Lövgren ist der Kopf der THW-Mannschaft. Vor dem Saisonfinale äußerte sich der 36-jährige Schwede gelöst über die Vergangenheit, die aktuelle Saison und seine Zukunft auf und abseits des Spielfeldes.
Er ist 23 Jahre jung und für viele Experten bereits der beste Handballer der Welt - Nikola Karabatic. Der Rückraumspieler, der vor zwei Jahren vom französischen Meister Montpellier HB an die Förde wechselte, ist der Dynamo des THW Kiel. Wenn der Franzose brennt, dann geht in der Zebraherde das Licht an. Und der Europameister brennt immer.

"Er hasst Niederlagen", weiß sein Trainer und Mentor Noka Serdarusic. "Sogar beim Fußball-Tennis im Training. Für alle anderen ist es Spaß, für ihn nicht."

Mit dem Anpfiff rauscht das Adrenalin durch die Adern des in Nis (Serbien) geborenen Rechtshänders, der nach dem Abpfiff Stunden braucht, um seinen Puls wieder zu beruhigen. "Spielen wir abends, kann ich erst gegen zwei, drei Uhr einschlafen."

Der 91-fache Nationalspieler lebt von seiner Kraft und dieser unglaublichen Dynamik, mit der er trotz seiner Jugend bereits Siege am Fließband feierte. Mit seiner emotionalen Art Handball zu spielen, reißt er stets Mannschaftskollegen und Fans mit. Das war bereits zu seiner Zeit bei Montpellier HB so, als er im Jahr 2003 zum ersten Mal das Triple aus Champions League, Pokal und Meisterschaft gewann. Karabatic war damals 19 Jahre alt.

Für einen Ausnahmesportler wie ihn wurde die französische Liga bald zu klein. Als der THW Kiel anfragte, zögerte er nicht lange. "Kiel wollte die Mannschaft mit jungen Spielern erneuern, um langfristig Erfolg zu haben." Ein Plan, der ihn überzeugte. Mit ihm kamen der Schwede Kim Andersson und der Slowene Vid Kavticnik, mittlerweile sein bester Kumpel. Später unterschrieb der Deutsche Dominik Klein in Kiel - Klein, Kavticnik und Karabatic, die drei jungen "K's ", sind ein unzertrennliches Trio geworden, das auch in der Freizeit ein Team ist.

"Ich würde für diese Mannschaft sterben", meinte Karabatic nach dem Champions-League-Sieg gegen die SG Flensburg, den er als bester Torschütze des Wettbewerbs (89 Tore) möglich gemacht hatte. Aber er wäre nicht Karabatic, wenn er nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte den Fuß vom Gaspedal nehmen würde. "Ich will nicht, dass Hamburg Meister wird." Mit dem letzten Tropfen Benzin im Tank führte das Zebra mit der Rückennummer "22" seinen Klub schließlich zum vierten Titel in seiner erst zweijährigen Dienstzeit.

Manager Uwe Schwenker:
"Er ist unser wichtigster Baustein für die Zukunft"
Gezweifelt hat er nie daran, seinen bis 2009 datierten Vertrag vorzeitig bis 2012 zu verlängern. Um die Details seines neuen Vertrages zu verhandeln, benötigten sein Berater Bhakti Ong (45) und die Verantwortlichen des THW Kiel allerdings sechs Monate. "Als wir zum ersten Mal über Summen gesprochen haben, mussten wir alle kräftig schlucken", erinnerte sich Dr. Georg Wegner, einer von fünf Gesellschaftern des deutschen Rekordmeisters. "Der Verein ist mit diesem Vertrag in Dimensionen vorgestoßen, die ich noch vor zwei Jahren für unmöglich gehalten hätte."

Angeblich wurde das Gehalt des Franzosen, an dem auch die SG Flensburg interessiert gewesen sein soll, auf 450000 Euro brutto pro Jahr angehoben. Damit ist Karabatic zum Top-Verdiener der Zebras aufgestiegen. "Nikola hat das Konzept in Kiel überzeugt", sagte Ong, als sein Schützling am 10. Mai die Unterschrift unter den neuen Vertrag setzte. "Andere Klubs hatten mehr Geld geboten." So soll der spanische Spitzenklub Ciudad Real ihm eine Netto-Entlohnung von 2,4 Millionen Euro für einen Sieben-Jahres-Vertrag geboten haben. Ong: "Als Nikola diese Summe zum ersten Mal hörte, hat er gezögert, aber nur fünf Sekunden lang."

Ong, der zwölf Spieler aus dem letzten WM-Kader der Franzosen unter Vertrag hat, ist zwar ein Fan des FC Barcelona, der auch an Karabatic interessiert war. "Aber für einen Handballer gibt es nichts Größeres als die Bundesliga."

In der heimischen Ostseehalle feiern auch dann 10250 Zuschauer ihren THW, wenn das chancenlose Schlusslicht aus Hildesheim zu Besuch ist. In Frankreich und Spanien, so Ong, völlig undenkbar.

Karabatic: "In Kiel ist der Handball zu Hause und der THW ist meine zweite Familie geworden." Auswärts geben gigantische Kulissen von bis zu 19500 Zuschauern (Kölnarena) den Spielen jenes Flair, das Karabatic für seine Emotionen braucht. Längst ist "Kara" Publikumsliebling in Kiel. Ein Beleg: Seine neue Homepage (www.nikolakarabatic.com), die er am 4. Mai ins Netz stellte, klickten in den ersten vier Wochen bereits mehr als 40000 Besucher an.

Ein perfektes Jahr mit dem THW Kiel hat für den "Halblinken" lediglich einen Makel: Bei der WM 2007 unterlagen seine "Blauen", für die er vor sieben Jahre erstmals spielte, in einem dramatischen Halbfinale dem späteren Weltmeister Deutschland. Karabatic & Co, die noch heute von "Betrug" sprechen, landeten als großer Gold-Favorit nur auf einem enttäuschenden vierten Platz. Auch die Nominierung ins All-Star-Team als bester Spieler im linken Rückraum konnte ihn damals nicht trösten.

Nun wurde Karabatic, der als einer von sechs THW-Spielern in Melsdorf wohnt, von den Trainer und Kapitänen der Handball-Bundesliga zum besten Spieler gewählt (siehe Bericht). Nach Platz zwei in seiner ersten Saison in Deutschland nun Rang eins: Karabatic hat die stärkste Liga der Welt im Sturm erobert und ist trotzdem der geblieben, der er war: Ein sympathischer Typ. "Nikola ist nicht nur der beste Spieler der Welt", lobt ihn sein Freund Vid Kavticnik. "Er ist auch ein toller Mensen."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)


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