Aus Sport1.de:
München - Für
Henning Fritz beginnt seine Zukunft mit einem Treffen mit der Vergangenheit. Erster
Pflichtspiel-Gegner des Weltmeisters in der neuen Saison ist sein Ex-Klub THW Kiel.
Blickpunkt München: In der Olympiahalle treffen die Rhein-Neckar Löwen als Pokalfinalist im Duell
um den Supercup am Dienstag (20 Uhr live im DSF) auf den Deutschen Meister aus der
schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt (siehe
Vorbericht).
"Das ist eine wichtige Standortbestimmung. Jeder will den Supercup gewinnen", sagt
Fritz, der
sich nach sechs Jahren an der Förde und Erfolgen in Champions League, EHF-Pokal, Meisterschaft
und Pokal nun in der Verfolgerrolle befindet.
Fritz spricht im Interview mit
Sport1.de über die Rolle der
Rhein-Neckar Löwen und den Traum vom Titel.
- Sport1:
-
Herr Fritz, die neue Saison steht vor der Tür. Sind Sie nervös vor Ihrem ersten Auftritt
in einem Pflichtspiel im Trikot der Rhein-Neckar Löwen?
- Henning Fritz:
-
Nein. Die Vorfreude ist aber groß. Gerade, wenn man für einen neuen Verein
aufläuft. Es kann langsam losgehen. Denn die Vorbereitung ist immer etwas Unangenehmes.
Sicherlich waren die letzten Wochen anders als sie das in Kiel waren. Jeder Trainer hat seine
eigene Philosophie. Und schön ist es nie.
- Sport1:
-
Sie sind aus Kiel nach Baden gewechselt. Was ist anders bei Ihrem neuen Klub?
- Henning Fritz:
-
Die Region ist sehr schön, das Freizeitangebot super. Und man merkt, dass sich in diesem
Klub etwas bewegt. Thorsten Storm versucht, die Löwen noch populärer zu machen und hat schon viel
erreicht.
- Sport1:
-
Neben Ihnen haben sich die Löwen mit den Weltmeistern Oliver Roggisch und Christian
Schwarzer sowie Sergej Harbok verstärkt. Ein neues Team. Muss man Geduld haben?
- Henning Fritz:
-
Ja, in jedem Fall. Obwohl man eine Handvoll Weltmeister zusammen hat. Aber die Situation
im Vergleich zu Januar ist eine andere. Man braucht Zeit, um eine Harmonie reinzubekommen.
- Sport1:
-
Und dann kommt es gleich zum ersten Gradmesser: Supercup gegen den THW Kiel. Ein
besonderes Spiel für Sie?
- Henning Fritz:
-
Sicherlich. Gerade, wenn man so lange bei diesem Verein und mit dieser Mannschaft
zusammengespielt hat.
- Sport1:
-
Welchen Stellenwert hat der Supercup für Sie?
- Henning Fritz:
-
Das ist eine wichtige Standortbestimmung. Jeder will den Supercup gewinnen. Es geht ums
Prestige. Und es ist der erste Härtetest unter Wettkampfbedingungen. Wir wollen uns präsentieren
und zeigen. Deswegen nehmen wir das Spiel sehr ernst.
- Sport1:
-
Der THW ist für viele eine Übermannschaft. Glauben Sie, dass der Meister noch stärker ist
als vergangene Saison?
- Henning Fritz:
-
Vergleiche zu ziehen ist immer schwer. Aber mit Lund und
Jicha hat Kiel noch zwei
unglaublich gute Spieler dazubekommen. Deswegen kann man davon ausgehen, dass Kiel noch stärker
ist, ja. Der THW ist der Top-Favorit auf den Titel, alles andere wäre Quatsch zu sagen.
Vielleicht kann Hamburg dem THW noch das Wasser reichen, aber der Rest wird um die Plätze
dahinter kämpfen.
- Sport1:
-
Und die Löwen werden oben angreifen?
- Henning Fritz:
-
Man soll nie nie sagen. Aber unsere Leistungen in der Vorbereitung waren sehr schwankend.
Deswegen glaube ich nicht, dass wir ganz oben angreifen können. Unter den momentanen Bedingungen
ist es realistisch, unser Ziel Platz fünf zu erreichen. Dann hätten wir unser Soll erfüllt.
- Sport1:
-
Wie weit sind die Löwen weg vom THW?
- Henning Fritz:
-
Ein ganzes Stück weg, weil wir nicht die Konstanz haben und die Erfahrung mit kritischen
Situationen. Beim THW war man sich immer sicher, dass man noch einmal eine Chance bekommt in
einem Spiel, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die Erfahrung habe ich selbst gemacht. Jetzt
muss man erstmal sehen, wie wir mit solchen Situationen umgehen.
- Sport1:
-
Sie waren Meister mit Magdeburg und Kiel. Ist die Meisterschale mit den Löwen realistisch
oder nur Utopie?
- Henning Fritz:
-
Noch nicht realistisch. Wir müssen erstmal zusammenwachsen. Erst wenn wir das sind, kann
man darüber sprechen. Im Moment sind wir davon noch ein Stück entfernt.
(Die Fragen stellte Michael Schwartz, © 2007 Sport1)