28.08.2007 | Handball international |
Wirtschaftlich abgekoppelt vom Rest der Liga, werden die Top-Klubs die Meisterschaft wieder einmal unter sich ausspielen. Um national und international konkurrenzfähig zu bleiben, haben sie keine Kosten Mühen gescheut. Der amtierende Champion Ciudad Real, der als einziger der Favoriten den Trainer nicht wechselte, sorgte mit der Verpflichtung von Chema Rodriguez für Furore. Der Nationalspieler wechselte für 800000 Euro von Valladolid nach Kastilien La Mancha. Niemals zuvor wurde in Spanien soviel bezahlt.
Im Gepäck hatte Rodriguez Roberto Garcia Parrondo. Seine Abwehr verstärkte das Team um Tainer Talant Duschebajew mit Viran Morros (Ademar) und den beiden Dänen Torsten Laen (Gudme) und Christian Hjermind. Der Ex-Flensburger spielte schon vor vier Jahren bei Ciudad und will nun dort seine Karriere ausklingen lassen. Nach Meinung der spanischen Experten haben die Iberer damit die beste Mannschaft Europas zusammen. Wenn überhaupt, werde ihr nur der THW Kiel Paroli bieten können. Mit einem Etat von 5,5 Millionen Euro wird Ciudad in jedem Wettbewerb vorne mitspielen können. Doch ein Ziel steht über allem: Wie 2006 will man unbedingt wieder die Champions League gewinnen.
Der FC Barcelona (Etat: 5 Mio Euro) präsentiert ein völlig neues Gesicht. Nach der desillusionierenden Saison mit dem Gewinn des "Copa del Rey" als einzigen Titel und der "Einladung" der EHF, trotz Platz vier in der Liga die Champions League zu spielen, krempelte Manager Enric Masip die Mannschaft komplett um. Mit "nur" drei Titeln in drei Jahren konnte auch Trainer Xesco Espar seinen Rausschmiss nicht verhindern.
Er wird ersetzt von Manolo Cadenas, vorher zwölf Jahre lang bei Ademar Leon. Spieler, um Barca wieder an die Spitze zu führen, werden ihm nicht fehlen. Mit Kasper Hvidt, dem Ex-Kieler Demetrio Lozano und Albert Rocas eiste man gleich drei Akteure vom Erzfeind Pamplona los. Außerdem holten die Katalanen die Nationalspieler Eric Gull, Jesper Noddesbo und Garabaya.
Auch Vizemeister Portland San Antonio (4,2 Mio. Euro) steht vor einem Umbruch. Nach neun Jahren gab Francisco "Zupo" Equisoain das Traineramt ab und agiert nun als Sportdirektor. Sein Nachfolger ist Javier Cabanas, der sich seine Meriten zuletzt bei Altea verdiente. Neben Fernando Hernändez (Barcelona) verpflichtete man den Linkshänder Cristian Malmagro (Granollers).
Zum ärgsten Verfolger der drei Großen dürfte BM Valladolid avancieren, obwohl der Europapokal-Finalist mit Chema Rodriguez, Rüben Garabaya, Eric Gull und Roberto Garcia Parrondo vier Abgänge zu verkraften hat. Dafür freut sich Trainer Juan Carlos Pastor auf die Engagements von Carlos Prieto (C. Real), Salva Puig (Barcelona), "Chuchi" Martinez (Al-meria), Raul Entrerrios und Oscar Perales (Ademar), für den man immerhin 300000 Euro nach Leon überwies.
Obwohl man schon seit einem Jahr vergeblich auf der Suche nach einem Hauptsponsor ist, will von einer Krise niemand etwas wissen. Man kann nicht auf große Hallen und 10000 Zuschauer pro Partie zählen, noch steigen die Spieler zu Stars der Medienwelt auf. Trotz alledem hat die ASOBAL ihr sportliches Potenzial erhalten.
Sie bleibt ein attraktiver Anziehungspunkt für Spitzenspieler aus ganz Europa. Neben den sehr guten Gehältern, die Klubs wie Barcelona, Pamplona oder Ciudad Real bezahlen - die Stars bekommen dort um die 250000 Euro netto jährlich - erklären andere Details die Attraktivität der Liga.
Die gute Arbeit der Kaderschmieden in den Vereinen, die das Hervorbringen neuer Talente garantieren, das exzellente Niveau der überwiegend einheimischen Trainer und das von Taktik geprägte Spiel, das Strenge und Spektakel vereint, erlaubt der ASOBAL, Jahr für Jahr mit der Bundesliga um die europäischen Trophäen zu streiten.
Das große Problem der Liga bleiben die Vereine ab Platz fünf. CAI Aragon und Fraikin Granollers, zwei Vereine mit großer Handball-Tradition, haben sich daran gewöhnt, mit dieser Bescheidenheit zu leben, und bilden innerhalb der Liga den Schnittpunkt zwischen diesen beiden gegensätzlichen Welten. Sie markieren die Grenze zwischen dem Streben nach Mehr und dem bloßen Willen des Überlebens - das, was das untere Tabellendrittel anstrebt. Sehr lehrreich war in dieser Hinsicht die vergangene Saison: Bidasoa Irün und Teka Cantabria, Ex-Europapokalsieger und seit vielen Jahren Botschafter des spanischen Handballs, stiegen aufgrund ihrer Misswirtschaft und permanenten Geldmangels ab.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 24.08.2007)
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