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30.08.2007 Europapokal

Champions League-Quali: Constanta und Sasja vor den entscheidenden Spielen

Am Wochenende werden die Hinspiele der Champions League-Quali ausgetragen.
Am Wochenende werden die Hinspiele der Champions League-Quali ausgetragen.
Von Dr. Oliver Schulz:

Es wird auf jeden Fall recht familiär in der Gruppe B der Königsklasse zugehen. Gleich mehrfach wird es ein Wiedersehen mit guten alten Bekannten geben, wenn Hammarbys Meistermacher Staffan Olsson mit "Feuerwehrmann" Tobias Karlsson - begleitet von Hunderten grün-weißer Edelfans - in der Ostseehalle gastieren. Mit Montpellier geben sich zahlreiche frühere Weggefährten des Kieler Trios Karabatic/Omeyer/Anic ein Stelldichein in der Handballstadt. Constanta schließlich kennt der THW aus der letztjährigen Auflage des Konzerts der Großen. Die Männer vom Schwarzen Meer treffen an den beiden ersten Septembertagen allerdings zunächst in der Qualifikation auf den belgischen Titelträger KV Sasja HC, mit dem Kiel noch nie die Klingen kreuzte.
In der vergangenen Saison bestritt Constanta ebenfalls die CL-Qualifikation. Dort setzte sich das Team von Coach Lucian Rasnita und Co-Trainer Eden Hairi gegen Conversano durch. Die anschließende Gruppenphase beendeten die Rumänen hinter dem THW und GOG Svendborg/TGI als Dritter und schieden aus. Sie rutschten dadurch ins Achtelfinale des Pokalsieger-Wettbewerbs, wo sie sich im nationalen Duell hauchdünn gegen Dinamo Bukarest durchsetzten. Im Viertelfinale scheiterten Stanescu & Co. dann an RK Zagreb.

Sasja ging im EHF-Cup an den Start. Man schaltete in den ersten beiden Runden zunächst den armenischen Teilnehmer Jerevan und dann Kras/Volendam aus den Niederlanden aus. In Runde drei erwies sich schließlich Skjern als eine Nummer zu groß.

Beide Spiele in Rumänien - Verlierer im EHF-Cup gegen Zrenjanin
Sollte sich Constanta qualifizieren, nimmt die Mannschaft nach 2004/05 und 2006/07 zum dritten Mal binnen kurzer Zeit an der Königsklasse teil. KV Sasja indes beträte dort Neuland. Der rumänische Meister könnte der erste aller Qualifikanten sein, die in diesem Jahr das Ticket für die Gruppenphase lösen: man einigte sich nämlich Ende Juli mit den Belgiern darauf, beide Spiele innerhalb von nur 15 Stunden am selben Ort auszutragen.

Das erste Kräftemessen steigt am 1. September um 18 Uhr, das Rückspiel ist bereits am nächsten Vormittag um 11 Uhr angesetzt. Schauplatz der Vergleiche ist die Halle "Sala Sporturilor" in Constanta, die Peter Vargo von der EHF Marketing GmbH hinsichtlich der Anforderungen des Verbandes im Sommer unter die Lupe nahm. Zuschauer, die sich auf internationales Flair im Antwerpener "Sportcomplex Sorghvliedt" gefreut hatten, gehen also leer aus.

Das kroatische Schiedsrichtergespann Vjekoslav Lovric/Hrvoje Petkovic wird beide Partien leiten. Mit dem Serben Vlado Pendic stammt auch der EHF-Delegierte vom Balkan. Eurosport 2 überträgt das Rückspiel am Sonntag morgen live.

Der Sieger der CL-Qualifikation katapultiert sich zu Kiel, Hammarby und Montpellier in Gruppe B, der Verlierer spielt in der zweiten Runde des EHF-Cups weiter. Dort wartet der serbische Tabellendritte Proleter Naftagas aus Zrenjanin. Am 29. September hat der CL-Qualifikant zunächst Heimrecht. Eine Woche später muss er dann in die Stadt in der Vojvodina rund 100 Kilometer nördlich von Belgrad reisen.

Schwarzmeertruppe völlig umgestaltet - Hoffnungsträger Csepreghi
Wie seine beiden härtesten Ligakonkurrenten, Steaua MFA und Dinamo Bukarest, wurde auch Meister Constanta auf dem internationalen Transfermarkt umfassend tätig. Sollte der Klub vom Schwarzen Meer die Qualifikanten schaffen, würde er in der Ostseehalle mit einem völlig neuen Gesicht vorstellig. Um den Abgang von acht Akteuren zu kompensieren und für den zu erwartenden Dreikampf in der "Liga Nazionala" gewappnet zu sein, wurden ebensoviele neue Leute geholt.

Besonders schwer wog der Abgang der drei Leistungsträger Milutin Dragicevic (nach Silkeborg), George Buricea und Urgestein Marius Stavrositu (beide zu Steaua). Ferner kehrten Mircea Muraru (zu Aufsteiger Bacau), Ognjen Kajganic, Mihail Petrovski (zu Aarhus GF), Alexandru Galan (nach Baia Mare) und Paul Giotoiu (nach Cangas) dem Verein den Rücken.

Zur großen Freude von Präsident Nicusor Constantinescu und des sportlichen Leiters Nurhan Ali gelang auf der anderen Seite die Verpflichtung des heiß begehrten Halblinken Iuliu Alexandru Csepreghi für die kommenden vier Spielzeiten. Der erst 20-jährige Jungnationalspieler, der aus Baia Mare kam, gilt als eines der größten Talente des Landes überhaupt und wird mitunter gar mit dem jungen Nikola Karabatic verglichen.

Auch zwei weitere Neulinge im Team, Daniel Muresan (21, RR) und Paul Sas, spielten bislang in Baia Mare. Dragicevics Platz am Kreis nimmt der Ungar Timusin Schuch (aus Györ) ein. Der kroatische Halbrechte Tomislav Broz (aus dem isländischen Fylkir) und der tschechische Kreisläufer Petr Hejtmanek (von Pontault Combault) stoßen ebenfalls neu zur Truppe. Gleiches gilt für den serbischen Rechtsaußen Uros Vukovic, der bisher das Trikot von Roter Stern Belgrad trug. Last but not least entschied sich Linksaußen Evangelos Voglis nach einem Intermezzo bei AEK Athen für einen Vertrag in Constanta. In früheren Tagen spielte er lange in der schwedischen Elitserien, wo er als Vaggo Schjölin bekannt ist.

Belgier holen nur Linkshänder L'Hoest
Im Gegensatz zur multinationalen Runderneuerung des Gegners muss bei Sasja bislang nur ein einziger neuer Spieler integriert werden, der zudem aus dem eigenen Land stammt: Schon kurz nach dem Gewinn des Doubles richtete die Vereinsführung den Blick wieder nach vorn. Angetrieben von der Zielsetzung, den Konkurrenzkampf auf jeder Position zu fördern und die bislang ausschließlich aus Belgiern bestehende Truppe noch breiter aufzustellen, gelang nämlich die Verpflichtung des Halbrechten David L'Hoest. Der Linkshänder der Nationalmannschaft kommt von Union Beynoise zum Meister nach Hoboken im südlichen Umland Antwerpens.

Sasjas Vorsitzender Paul de Loose gab damals an, mit weiteren potentiellen Verstärkungen Gespräche zu führen. Wenig später verbreitete sich das Gerücht, es könnte sich dabei um einen Polen handeln. In der Tat: Erst gestern zerschlug sich der Transfer von Norbert Trojanowski vom polnischen Zweitligisten ASPR Zawadzkie. Er konnte im Probetraining nicht vollends überzeugen, zudem soll man sich finanziell nicht einig geworden sein.

Constanta im Trainingslager in Süddeutschland
Nach zwei überlegenen Testspielsiegen gegen den ungarischen Erstligisten Szazhalombatta (37:28) und West Wien (38:26) brachen die Südosteuropäer Mitte August zu einem Trainingslager nach Göppingen auf, wo mit Kreisläufer Silviu Baiceanu ein ehemaliger Mannschaftskollege unter Vertrag steht.

In dieser ersten Vorberereitungsphase auf das Abenteuer Champions League absolvierte Constanta mehrere Testspiele im süddeutschen Raum: Regionalligist TSV Neuhausen wurde mit 30:18 besiegt. Auch Süd-Zweitligist SG Bietigheim/Metterzimmern hatte mit 24:21 das Nachsehen. Gegen die HG Oftersheim aus derselben Spielklasse verloren die Rumänen nach einer 18:15 Pausenführung noch mit 33:34. Im letzten Vergleich auf deutschem Boden zogen die Gäste gegen FA Göppingen nach ausgeglicher erster Halbzeit (11:12) am Ende mit 20:27 deutlich den Kürzeren.

Rumänen gewinnen eigenes Turnier
Schon kurz nach der Rückkehr aus Deutschland gelang Constanta die Generalprobe für die Partien gegen Sasja: Als Ausrichter gewann die Mannschaft das Turnier "Cupa Litoralul Marii Negre" in eigener Halle ohne Niederlage und sicherte sich ein Preisgeld von 3000 Euro. Mit Meister Lokomotiv Varna war ein bulgarisches Team eingeladen. Zudem gingen mit CSM Oradea und Stiinta Dedeman Bacau zwei Aufsteiger in die rumänische "Liga Nazionala" an den Start.

Am 24. August setzte sich Constanta zunächst mit 36:23 (19:8) gegen Oradea durch. Tags darauf hatte mit Bacau auch der zweite Aufsteiger mit 36:33 (21:16) das Nachsehen und belegte schließlich Rang zwei. Im abschließenden Duell der beiden südosteuropäischen Titelträger wies der Gastgeber Varna mit 35:25 (15:15) in die Schranken. Constantas Ionut-Rudi Stanescu wurde zum besten Torhüter des Wettkampfs gewählt. Der ehemalige Lübbecker Sandu Iacob, mittlerweile in Diensten Bacaus, erzielte in den drei Partien die meisten Treffer, nämlich 27.

Sasja bei heimischem Turnier knapp geschlagen
In drei Freundschaftsspielen besiegte Sasja das holländische Fiquas Aalsmeer mit 24:22, verlor gegen Astrachan 23:29 und gegen Ligakonkurrent Tongeren 22:26.

Vom 17.-19. August nahmen die Belgier zudem am "Internationalen Handballturnier der Stadt Antwerpen" teil. Gegner waren Ligakonkurrent Initia Hasselt, Aalsmeer sowie der Südwest-Regionalligist HSG Mülheim-Kärlich/Bassenheim. Dem 32:27 gegen Aalsmeer ließ der Meister ein 37:35 gegen Mü-Kä/Ba folgen. In den Schlußsekunden des dritten Spiels unterlag er allerdings Hasselt unglücklich mit 28:29 und beendete den Wettbewerb um Haaresbreite als Zweiter.

Eine gewisse Revanche also für Initia. Rückblende: Mitte Mai setzte sich Sasja mit 25:24 im dritten und entscheidenden Finale nur äußerst knapp gegen Hasselt durch. Der zweite Meistertitel in Folge, und damit auch die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League, waren unter Dach und Fach.

(Von Dr. Oliver Schulz)


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