22.10.2007 | Mannschaft |
Und wenn man sich den Zwei-Meter-Hühnen, der eigentlich nur Angst vor dem Zahnarzt hat ("Bei einem Termin ist mir schon eine Woche vorher flau im Magen..."), so anschaut, dann zweifelt man auch kaum daran, dass er dies ganz ernst meint. "In sechs Wochen werde ich vielleicht schon wieder Laufen und ein bisschen mit dem Ball spielen können", schaut Jicha optimistisch voraus. Doch er weiß, dass er sein Comeback langsam angehen muss. Inzwischen liegen die Kieler zur Halbzeit mit neun Toren vorne und Filip Jicha, der fest von einem Sieg überzeugt ist, entschließt sich den Laptop auszuschalten, da es doch zu anstrengend sei, den wackeligen Bildern zu folgen. Stattdessen erzählt er lieber von seiner sportlichen Vergangenheit, die weitaus interessanter ist, als man meinen könnte. Denn Jicha spielte nicht nur in Lemgo, sondern gab auch ein kurzes Intermezzo in Saudi Arabien und Katar. "Insgesamt spiele ich nun schon fünf Jahre im Ausland und die Zeit in Katar war sicher die prägenste für mich", erinnert sich der Kieler Neuzugang. Sportlich sei die "andere Handballwelt" kein Erfolg gewesen, doch menschlich habe er eine Menge dazu gelernt, schwelgt er in Erinnerungen. "Das Wichtigste, was ich aus meinen sechs Monaten in Katar mitgenommen habe, ist das Gefühl, dass ich mich in Europa heimisch fühle. Egal wo ich mich hier aufhalte, die europäische Mentalität mit Disziplin und Ordnung ist mir lieber als die arabische", lächelt der 25-Jährige. Vieles war ihm dort also fremd, doch Probleme, sich irgendwo einzugewöhnen und auch Fremdes anzunehmen, die hat Filip Jicha nie gehabt. Aufgeschlossen und hungrig nach Neuem geht er durch die Welt, stets auf der Suche nach Herausforderungen.
Eine ganz ungewollte Herausforderung für den freiheitsliebenden Tschechen war wohl auch das karge Krankenhauszimmer - vier Wände, ein Bett und ein Nachttisch. Denn eigentlich lässt Jicha sich gerne den Wind und die frische Meeresluft um die Nase wehen, hört die Möwen über ihm kreischen und genießt das schleswig-holsteinische Klima. "Mit meinen Eltern sind wir früher im Urlaub zum Campen an einen See oder ans Meer gefahren und ich war schon damals eine echte Wasserratte", lacht Jicha. Da sein Heimatland Tschechien nicht ans Meer grenzt und er deshalb dort nicht in den Genuss einer steifen Briese kommt, genießt er gerade die Zeit in Kiel und nutzt die wenige freie Zeit für ausgiebige Spaziergänge mit seiner Freundin Hana am Wasser. "Wir waren bis jetzt schon drei Mal in Laboe beim U-Boot und haben einfach die frische Luft genossen", erzählt Jicha.
Nur allzu gern würde der Tscheche seine Freizeit mit einer weiten Leidenschaft füllen. "Das Bootfahren hat es mir angetan. Gerade in Kiel angekommen, beschloss ich als erstes, einen Bootsführerschein zu machen", berichtet er von seinem Plan. Eine besondere Verbindung zum Wasser habe er ja schon immer gehabt, doch das Lenken eines Bootes auf der Kieler Förde würde ihn nun noch ein bisschen mehr reizen. "Ich habe auch schon Kontakt zu einem Bootslehrer in Kiel aufgenommen, doch dann kam mir meine Verletzung dazwischen und ich habe meine Pläne erst einmal auf Eis gelegt", so der Tscheche, der sich in dieser Angelegenheit keinen Stress macht. Aber wenn er sich etwas vorgenommen hat, dann zieht er es auch durch. Ob Bootsführerschein oder seine Rückkehr auf das Parkett der Ostseehalle - Filip Jicha hat in Kiel noch viel vor.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
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