15.11.2007 | Mannschaft |
Und im Handball-Königreich Kiel gibt es seit der letzten Saison zwar viele Könige, aber nur einen Noka Serdarusic. "Für mich ist es ein Traum, mit Noka arbeiten zu dürfen!", sagte Anic noch bevor er überhaupt Kieler Boden betreten hatte. "Noka ist superwichtig, er hat mir so viel beigebracht", huldigt Karabatic seinem Coach, "er war 2005 der entscheidende Faktor für meinen Wechsel nach Kiel, er ist der beste Trainer der Welt." Und auch Thierry Omeyer, der dritte im Bunde, stimmt mit ein. "Was Noka und Uwe hier aufgebaut haben, ist unglaublich."
Während Omeyer und Anic neben der Platte eher den ruhigen Part innehaben, geht Karabatic auch außerhalb der Hallen immer mit Volldampf seinen Aktivitäten nach. Sei es beim Autofahren oder auch in Interviews. Und er weiß wie ein Musketier seine Anhänger zu begeistern. Mit seinem Spiel und mit seinen Worten. "Die Mannschaft ist perfekt, der Verein ist für mich wie eine zweite Familie geworden, ich will hier nie weg!" Einige Interview-Auszüge nur, aber ausdruckstarke Zeichen dafür, dass Karabatic sich in Kiel richtig wohl fühlt. Das liegt mit Sicherheit nicht nur an den zwei anderen Musketieren, die seinem Ruf nach Kiel folgten, um wieder ein erfolgreiches Trio zu bilden. "Wir alle sind eine Einheit, alle Spieler sind gute Freunde", weiß Karabatic den ganz besonderen Zusammenhalt im Team zu schätzen, "in Montpellier war das anders. Da ist jeder nach dem Spiel seines Weges gegangen."
Montpellier? Hier zeigten die Kieler Musketiere einmal mehr, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Omeyer hielt stark, trieb seine Mannschaft reihenweise mit Paraden nach vorn und seine Gegner in den Wahnsinn. Karabatic schwang unterdessen das Florett so gekonnt wie die Helden des Romans, setzte mit jedem seiner sechs Tore gezielte Treffer, drückte dem Kampf um die ersten Champions-League-Punkte der Saison seinen Stempel auf, während Igor Anic seine Kameraden von der Bank aus immer wieder nach vorn trieb - bis zur 36. Minute, die zeigte, wie verwundbar selbst ein so kraftvoll spielender Handballer wie Nikola Karabatic ist - wenn sein Gegenüber die Regeln der Fairness nicht einhält. Issam Tej hatte den 23-Jährigen im Sprung am Bein gezogen, ihn in der instabilsten Phase des Torwurfes zu Fall gebracht, obwohl er keine Chance mehr besaß, den Wurf zu verhindern. Die Folgen sind bekannt: Karabatic musste verletzt das Spielfeld verlassen, Montpellier kam Tor um Tor heran.
Doch einmal mehr zeigte sich, dass der THW eben nicht nur aus drei Musketieren besteht - mit großem Einsatz und viel Willen retteten die Zebras in der "Höhle des Löwen" einen 34:32-Erfolg über die Zeit. Doch die Freude darüber war nicht halb so groß wie das Entsetzen über das Foul an Karabatic. "Sie haben mit Gewalt versucht, alles zu zerstören", war noch die freundlichste Anmerkung Serdarusics auf die Attacken der Gastgeber, als Urheber dieser hatte er Trainer Patrice Canayer ausgemacht: "Er schürt hier diesen Hass." Weil er um die Stärke der Kieler Musketiere wusste, hatte Canayer seine Mannschaft mit Bildern von Omeyer, Anic und Karabatic auf das Spiel eingestimmt. Bilder, auf denen eine Zielscheibe die jeweiligen Köpfe der französischen Zebra-Spieler "zierte".
Den "Spaß", wie Joel Abati nach der Partie diese Aktion betitelte, verstand auf Kieler Seite verständlicherweise niemand. Trotz der Verletzungsmisere verloren die Kieler auch die kommenden Spiele nicht, gewannen gar die Champions Trophy in Celje. Und werden auch heute alles geben, um Montpellier im Rückspiel eine sportliche Antwort auf die Geschehnisse im Hinspiel zu geben. Und eines ist klar: Heute Abend hat der THW Kiel nicht nur drei Musketiere, sondern viele mehr. Anic, Omeyer, Karabatic, die Mannschaftskollegen, die Fans: "Einer für alle - alle für einen!
(Aus dem offiziellen THW-Hallen-Magazin "zebra", von living sports)
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