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Das Buch "In der Hitze des Nordens" erzählt "Geschichte und Geschichten einer Rivalität".
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In seinem Buch "In der Hitze des Nordens" erzählt Frank Schneller
"Geschichte und Geschichten" der Rivalität zwischen dem THW Kiel
und der SG Flensburg-Handewitt. Vor dem 59. Nordderby blickt der
Autor auf die Brisanz dieses erneut richtungsweisenden Duells.
- Zebra Online:
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Das zweite Derby zwischen Kiel und Flensburg steht bevor. Bezieht man den
HSV noch mit ein, geht es erneut ausschließlich im Norden um die deutsche
Handball-Hoheit. Hatte Ihr Buch über die Rivalität zwischen THW und SG und
der Titel "In der Hitze des Nordens" auch voraussagende Kraft?
- Frank Schneller:
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Man musste ja kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass
der Norden die Bundesliga weiterhin dominieren würde. Viele hatten zwar die
SG Flensburg nicht so auf der Rechnung vor dieser Saison. Alles rechnete mit
einem Zweikampf zwischen THW und HSV - oder einem Kieler Alleingang. Ich
aber kann guten Gewissens darauf hinweisen, dass ich Flensburg-Handewitt von
Anfang an nicht unterschätzt habe. Die spielen bislang eine Super-Serie. Nun
haben sie auch noch ein paar Europameister im Team, die sicher zusätzliches
Selbstvertrauen gewonnen haben.
- Zebra Online:
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Fällt am Mittwoch eine Vorentscheidung in der Meisterschaft?
- Frank Schneller:
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Das denke ich nicht, aber die Partie hat sicherlich
Aussagekraft.
- Zebra Online:
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Inwiefern?
- Frank Schneller:
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Gewinnen die Flensburger, sind sie bis auf Weiteres
natürlich in einer gewissen Favoritenrolle, denn dann hätte die SG sowohl in
Kiel als auch beim HSV gewonnen. Hamburg muss zudem noch zum Punktspiel in
die Campushalle... Und der THW hätte dann 0:6 Punkte gegen die unmittelbare
Konkurrenz auf dem Konto - und muss noch zum HSV. Verließe man sich auf
derartige Hochrechnungen, wäre ein Sieg der SG in Kiel Richtung weisend,
aber...
- Zebra Online:
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Aber?
- Frank Schneller:
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... erstens hat Flensburg ja noch nicht in Kiel gewonnen
und zweitens entscheiden während einer so langen und schweren Saison
letztlich vielleicht auch Punktverluste aus anderen Spielen, nicht die
direkten Vergleiche. Und da hat sich im Vergleich zum HSV und zur SG der THW
bislang einen Vorteil erkämpft. Sämtliche Minuspunkte des THW resultieren
aus Spielen gegen Topmannschaften, das in Nordhorn eingerechnet. Ansonsten
hat Kiel trotz der immensen Verletzungsprobleme der Vorrunde in all den
Monaten nichts anbrennen lassen und schon fast alle unangenehmen Spiele
auswärts erfolgreich hinter sich: Mannheim, Gummersbach, Magdeburg, Lemgo,
Melsungen, ... Die beiden anderen Kandidaten haben zwar Kiel besiegt, aber
anderswo Punkte liegen gelassen. Flensburg in Essen, der HSV sogar zu Hause
gegen Wetzlar und nun in Mannheim. All das kann am Ende eine Rolle spielen...
- Zebra Online:
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... so dass der direkte Vergleich nicht entscheidend ist...
- Frank Schneller:
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Genau. Aber es ist doch sowieso alles spekulativ. Die
Trainer der drei Titelkandidaten haben sicher ihre eigenen Rechnungen
aufgemacht. Noka Serdarusic beispielsweise hatte sich als Etappenziel
gesteckt, in der Phase ohne Andersson,
Karabatic, Zeitz und
Jicha alle
"Muss"-Siege einzufahren. Das hat der THW geschafft. Die bisherigen
Niederlagen haben ihn sicher geärgert, aber nicht besonders nervös werden
lassen. Das gibt einen Hinweis darauf, wie er kalkuliert hat.
- Zebra Online:
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Sie haben für Ihr Buch zahlreiche Spannungsfelder beleuchtet und auch
gesellschafts-historische Hintergründe recherchiert. Welche Faktoren spielen
noch eine Rolle im - erneut rein norddeutschen - Kampf um die Meisterschaft?
- Frank Schneller:
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Natürlich spielt die Psychologie eine Rolle. Das kam bei
den Gesprächen seinerzeit immer wieder heraus. Und die Fitness - also die
körperliche, als auch die geistige Frische. Nicht zu vergessen: Champions
League, wo sich ja Flensburg und Hamburg derzeit ebenfalls messen, und Final
Four können sich ab einem gewissen Zeitpunkt erheblich auf die Meisterschaft
auswirken. Das war doch letztes Jahr auch so. Nikola Karabatic hat damals
vor den Finalspielen gesagt: "Gewinnen wir die Champions League, werden wir
auch Deutscher Meister". Was er nicht ausgesprochen hatte, war damit ebenso
klar...
- Zebra Online:
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Ist Ihr Buch ein halbes Jahr nach Erscheinen noch aktuell angesichts des
erneuten Rennens zwischen Kiel und Flensburg?
- Frank Schneller:
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Ja, das finde ich schon. Sogar den Bezug zum HSV gab es ja
in einigen Kapiteln bereits ansatzweise. Auch wenn Hamburg jetzt immer
stärker mitmischt, bin ich sicher: Das Derby bleibt immer jung und frisch,
wird stets neue, spannende Geschichten zu Tage fördern. Von daher ist die
Rivalität, ihr Ursprung und das entsprechende Buch dazu ein zeitloses Thema.
- Zebra Online:
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Auch bei den Flensburgern ist die Akzeptanz des Buches - jetzt, da viele
sich die Zeit nahmen, es genauer zu betrachten - inzwischen breiter
geworden, wie zu vernehmen ist.
- Frank Schneller:
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Davon habe ich auch gehört, könnte es jetzt aber nicht mit
Zahlen belegen.
- Zebra Online:
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Wagen Sie einen Tipp für Mittwoch?
- Frank Schneller:
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Lieber nicht. Obwohl ich meine, eine Ahnung zu haben
(grinst).