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18./20.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 20.02.2008 Bundesliga

Im Nordderby geht's am Mittwoch um die Tabellenführung

DSF überträgt live aus der Sparkassen-Arena-Kiel

Update #2 KN-Texte vom 20.02. ergänzt...

Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Team der SG Flensburg-Handewitt.
Am Mittwoch ist es endlich wieder soweit: Das mittlerweile 59. Nordderby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt steht bevor, und wieder geht es nicht nur um die kurzfristige Vormachtstellung in Schleswig-Holstein, sondern auch um die Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Zwischen den schweren Champions League Partien gegen Moskau am vergangenen und bei Ademar Leon am kommenden Sonntag haben die Zebras vor eigenem Publikum die Chance, mit einem Sieg gegen den Erzrivalen einen großen Schritt Richtung 14. Meistertitel zu machen. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena-Kiel erfolgt um 20.15 Uhr, das DSF überträgt die Partie live im TV.
Während sich der THW angesichts der Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga, des perfekten Starts mit zwei Siegen in die Hauptrunde der Champions League sowie des Erreichens des "Lufthansa Final Four" in Hamburg Hoffnungen auf die Wiederholung des letztjährigen Triples machen kann, gilt für die SG Flensburg-Handewitt nun die volle Konzentration dem Erringen des zweiten Meistertitels. Nach dem frühen DHB-Pokal-Aus in Nordhorn setzte es am Samstag in Pamplona eine empfindliche 22:30-Schlappe, so dass der letztjährige Champions League Finalist in der "Hammergruppe" 3 der Hauptrunde mit nun 1:3 Punkten mit dem Rücken zur Wand steht - zuvor hatte man beim Heimspiel gegen den HSV Hamburg trotz 50 überlegener Minuten und einer 30:24-Führung nur ein Unentschieden erreicht.

Endlich Europameister! Lars Christiansen ist auch in  dieser Saison wieder bester Torschütze in Flensburg.
Klicken Sie zum Vergrößern! Endlich Europameister! Lars Christiansen ist auch in dieser Saison wieder bester Torschütze in Flensburg.
In der Bundesliga allerdings hielt sich die SG nach einer kurzen Schwächeperiode mit Niederlagen gegen Nordhorn und in Göppingen schadlos: Siege in Hamburg und Gummersbach, klare Heimerfolge gegen Magdeburg, die Rhein-Neckar Löwen und den TBV Lemgo, dazu der 37:32-Hinspielerfolg über den THW, bei dem die SG den zuvor als unbesiegbar geltenden Kielern eine schmerzliche Niederlage beibrachte. Nach der goldenen EM folgten dann noch ein souveräner Erfolg bei HBW Balingen-Weilstetten sowie zuletzt ein 38:22-Kantersieg über TUSEM Essen - mit den wenigsten Minuspunkten und dem besten Torverhältnis aller Bundesligisten ist die SG mit einer Partie weniger somit als Tabellenzweiter "gefühlter" Spitzenreiter (siehe auch Gegnerkurve und Tabelle der TOYOTA HBL) - eine Konstellation, die am Mittwoch endlich zurecht gerückt werden soll.

Bis Ende März wird Flensburg noch ein Spiel weniger als der THW absolviert haben, erst dann wird die Heimpartie gegen den VfL Gummersbach nachgeholt. Eigentlich wollte die SG diese Partie als Auftaktspiel nach der Europameisterschaft in Kopenhagen austragen. Ein Geschenk für den dänischen Handballverband, so sahen es die Verantwortlichen in Flensburg. Und natürlich auch ein Werben um dänische Sponsoren für das Team knapp jenseits der Grenze. Doch die dänischen Funktionäre sagten das ehrgeizige Projekt frühzeitig ab. Man wolle den dänischen Klubhandball damit schützen, erklärten die Skandinavier. Anders Dahl-Nielsen, Team-Manager der SG Flensburg-Handewitt, kritisierte die Entscheidung: "Die Begründung kann ich nicht nachvollziehen. Das Spiel wäre in erster Linie Werbung für Spitzenhandball gewesen." Nach dem grandiosen EM-Gewinn Dänemarks dürften sich deren Verbands-Spitzen ob ihrer Absage in den Allerwertesten gebissen haben. 20.000 Fans feierten ihre Helden in Kopenhagen - fünf Tage, bevor das Duell SG-VfL dort hätte stattfinden können. "Das wäre in Sachen Öffentlichkeit nicht nur für die SG, sondern so kurz nach dem EM-Gewinn auch für den dänischen Handball ein Verstärker gewesen", weiß nicht nur SG-Manager Fynn Holpert um die Werbewirksamkeit dieser Aktion. Denn schließlich stellten die Flensburger mit Torschützenkönig Lars Christiansen, Kreisläufer Michael Knudsen und Rückraum-Kracher Kasper Nielsen gleich drei EM-Helden, die von den Titelkämpfen mit viel Selbstbewusstsein nach Flensburg zurückkehrten. "Unsere Dänen kommen voller Euphorie und Tatendrang zu uns zurück", wusste Holpert zu berichten - und kann dabei auch in den nächsten Jahren mit Top-Torschütze Lars Christiansen planen, was nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig für die SG ist. "Lars ist ein Stück weit Identifikationsfigur geworden, er ist unser Bindeglied zu Dänemark", lobt Holpert seinen Linksaußen.

Geschäftsführer Fynn Holpert hat mit  "Sparinvest" einen neuen Großsponsor an Land gezogen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Geschäftsführer Fynn Holpert hat mit "Sparinvest" einen neuen Großsponsor an Land gezogen.
Deshalb soll Christiansen nach Ende seiner aktiven Karriere auch in die Arbeit der SG weiter eingebunden werden. Denn in der Ausrichtung gen Skandinavien sehen die Flensburger, in deren Team mit dem bisher überragenden Thomas Mogensen und Anders Eggert zwei weitere Dänen, mit Ljubomir Vranjes und Torhüter Dan Beutler zwei Schweden und mit Johnny Jensen ein Norweger stehen, die Zukunft. Denn Neuzugänge wie Einar Holmgeirsson und Alexander Petersson, die beide vom TV Großwallstadt an die nördlichste Förde Deutschlands wechselten, können auch in den nächsten Jahren nur mit Sponsorengeldern getätigt werden. Und die fließen in Flensburg neuerdings reichlich, denn mit der dänischen Fondsgesellschaft "Sparinvest", die rund 80 Milliarden Euro verwaltet, wurde ein neuer, äußerst potenter Großsponsor aquiriert. Rund eine Million Euro soll dieser pro Jahr in die SG Flensburg-Handewitt investieren. Geld, mit dem der Kader kräftig aufgerüstet und auch der Ausbau der Campushalle auf 7.000 Plätze voran getrieben werden soll. "Am 19. Mai 2008 rollen die Bagger", sagt Holpert, dessen Klub den 4,5 Millionen Euro teuren Umbau finanzieren wird. Bereits ab Oktober soll in der "neuen" Campushalle mit ihren dann ausgebauten VIP-Plätzen wieder gespielt werden können.

Und vielleicht hat dann ja das Werben um Holger Glandorf oder den schwedischen Jungstar Oscar Carlen Erfolg gehabt, denn bei der SG braucht man einen Neuzugang im rechten Rückraum. Marcin Lijewski gab unlängst seinen vorzeitigen Wechsel zum HSV Hamburg bekannt. Der Weggang Lijewskis, der in Hamburg mit seinem Bruder Krzystof um eine Position konkurrieren wird, reißt zwar ein Loch in den Kader von Trainer Kent-Harry Andersson, doch finanziell lohnt sich der Transfer. Rund 450.000 Euro sollen die Hamburger für Lijewski in den Norden überwiesen haben - eine stolze Summe, mit der sich die Flensburger Verhandlungsposition im Werben um einen Nachfolger mit Sicherheit nicht verschlechtert haben dürfte.

Europameister Michael Knudsen ist rechtzeitig zum Derby wieder einsatzfähig.
Klicken Sie zum Vergrößern! Europameister Michael Knudsen ist rechtzeitig zum Derby wieder einsatzfähig.
Den Kader der SG stellten wir Ihnen bereits im Vorbericht zum Hinrunden-Spiel ausführlich vor. Mittlerweile ist allerdings Frank von Behren zurück nach Minden gewechselt, mit Sebastian Schneider aber ein junger Rückraumspieler aus Hamm zur SG gestoßen. Während die Zebras trotz einiger Blessuren insgesamt aus dem Vollen schöpfen können, steht bei Flensburg noch ein Fragezeichen hinter dem Einsatz von Kreisläufer Jonny Jensen: Da sowohl er als auch der angeschlagene Europameister Michael Knudsen in den letzten Partien nicht oder nur sporadisch zur Verfügung standen, musste "Youngster" Jacob Heinl einspringen - und wusste besonders im Mittelblock zusammen mit Kasper Nielsen zu überzeugen.

Sicher ist allerdings, dass sich die Zuschauer am Mittwoch wieder auf ein spannendes, wenn nicht sogar dramatisches Derby in der Sparkassen-Arena-Kiel gefasst machen können, denn spannend ging es in den letzten Jahren immer zu. In den letzten drei Partien an der Rekordmeister-Förde hatte jeweils der Gastgeber die Oberhand behalten - und besonders der letzte Sieg ist noch allen THW-Fans in bester Erinnerung: Durch das 29:27 am 29. April 2007 - dem 22. Heimsieg im 28. Vergleich - gelang den Zebras endlich der langersehnte erste Titel in der Königsklasse (siehe auch Gegnerdaten Flensburg).

Das Derby wird von den erfahrenen Magdeburgern Frank Lemme und Bernd Ullrich gepfiffen.

(Christian Robohm / Sascha Krokowski)

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

Bitte lesen Sie auch

 

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

zebra-Interview mit Thomas Mogensen

Thomas Mogensen will mit der SG hoch hinaus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thomas Mogensen will mit der SG hoch hinaus.
Thomas Mogensen (25) wurde unlängst von seinen Kollegen zum dänischen "Handballer des Jahres" gewählt. "Thomas ist in diesem Jahr vom talentvollen Spieler zu einem wichtigen Teil seines neuen Vereins gereift. Er ist kompromisslos in seinem Angriffsspiel und hart und direkt in der Abwehr", heißt es in der Begründung der Dänischen Spielervereinigung. Im Sommer erst vollbrachte Mogensen den Sprung vom dänischen Erstligisten GOG Svendborg Gudme zum nördlichsten deutschen, zur SG Flensburg-Handewitt. Schnell stellte der neue Spielmacher seine Klasse unter Beweis - nur beim jüngsten Triumph der dänischen Nationalmannschaft musste er zuschauen. Für ZEBRA blickt Thomas Mogensen noch einmal auf die aufregenden vergangenen Wochen zurück und spricht zudem über seine ersten Derby-Erfahrungen.
zebra:
Thomas, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zu Dänemarks Spieler des Jahres! Haben Sie damit gerechnet?
Thomas Mogensen:
Absolut nicht. Ich war froh, dass ich zu den besten Zehn gehörte, aber dass ich die Wahl gewinne, hätte ich nicht erwartet. Das ist natürlich eine große Ehre.
zebra:
Und dennoch mussten Sie wenig später zuschauen, als Dänemark erstmals EM-Gold gewann. Mit 21 Einsätzen gehören Sie zwar zum Spielerkreis der dänischen Nationalmannschaft, wurden für das Turnier in Norwegen jedoch nicht nominiert. Wie haben Sie sich gefühlt, als ihr Land den Titel ohne Sie holte?
Thomas Mogensen:
Bei den ersten Spielen war das noch in Ordnung, doch als die Jungs am Ende die Goldmedaillen um den Hals gehängt bekommen haben, da tat es schon ein bisschen weh...
zebra:
Sind mit dem jüngsten Wahlergebnis wenigstens Ihre Chancen auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft gestiegen?
Thomas Mogensen:
Nein, garantiert nicht. Ulrik Wilbek entscheidet, wer ins Team kommt, nicht eine solche Wahl - das ist auch gut so. 2007 war bei mir ein gutes Jahr und auch 2008 hat eigentlich gut angefangen. Jetzt muss man schauen, was kommt.
zebra:
Wie wichtig ist der EM-Titel für den Männerhandball in Dänemark?
Thomas Mogensen:
Die Männer sind in den vergangenen Jahren immer weit oben gewesen, wir haben immer mehr und mehr gute Spiele abgeliefert, nur zu einem Titel hatte es bislang nie gereicht. Daher ist es super, dass es dieses Jahr endlich einmal geklappt hat. Unser Team unterscheidet sich auch von den anderen Spitzenmannschaften. Frankreich beispielsweise hat zwei, drei gute Spieler, bei uns stehen zwanzig Spieler auf einem Level. So kann durchgewechselt werden, ohne dass es etwas ausmacht. Frankreich hat mit sieben Spielern beinahe das gesamte Turnier bestritten. Wir haben keinen großen Star wie zum Beispiel Nikola Karabatic, bei uns ist die Mannschaft der Star.
zebra:
Sie spielen Ihre erste Saison in der deutschen Bundesliga und haben schnell Fuß gefasst. Hatten Sie damit gerechnet, dass die Umstellung so schnell von statten geht?
Thomas Mogensen:
Nein, das hatte ich nicht erwartet. Ich bin jetzt ein halbes Jahr in Deutschland und ich spiele mehr als ich gedacht habe, so dass ich mehr als zufrieden bin. Und wer viel spielt, gewinnt auch immer mehr an Selbstvertrauen.
zebra:
Das ist ein gutes Stichwort. Im Hinspiel gegen den THW Kiel strotzten sie nur so vor Selbstvertrauen und waren mit acht Toren der Spieler des Spiels...
Thomas Mogensen:
Ich freue mich stets auf solche Spitzenspiele. Man trainiert jeden Tag hart und bei solchen Spielen, wie z.B. dem Hinspiel in Flensburg, da kann man dann alles rauslassen - und freut sich damit irgendwie auch über das viele Training.
zebra:
Welche Unterschiede gibt es zwischen der dänischen und der deutschen Liga?
Thomas Mogensen:
Ich finde, dass die Spitzenmannschaften in Deutschland im Ganzen stärker sind. In Dänemark gibt es viele kleine, schnelle Spieler, in der deutschen Bundesliga sehr viele verschiedene Typen von Spielern. Ich merke das besonders in der Abwehr. Die Abwehrreihen stehen meistens so gut, dass es manchmal sehr schwer ist, Tore zu werfen. Die Konzentration ist dabei sehr wichtig. Physisch ist der Unterschied zwischen der dänischen und deutschen Liga sehr enorm.
zebra:
Sie gehören bei der SG Flensburg-Handewitt zu einer neuen Generation dänischer Spieler. Hat das bei Ihrer Entscheidung für diesen Verein eine Rolle gespielt?
Thomas Mogensen:
Das war ein ganz wichtiger Faktor. Hätte eine spanische Mannschaft ihr Interesse bekundet, hätte ich vielleicht nein gesagt. Die SG Flensburg-Handewitt ist mein Traumverein und so musste ich nicht überlegen, als ich gefragt wurde, ob ich in Flensburg spielen möchte. Sowohl sportlich als auch privat ist Flensburg optimal für mich. Meine Heimat Dänemark ist nicht weit weg, Familie und Freunde sind in der Nähe.
zebra:
Wie stehen die Chancen der SG Flensburg-Handewitt auf einen Titel in dieser Saison?
Thomas Mogensen:
Ich sehe Kiel, Hamburg und Flensburg ganz vorne. Einer der drei gewinnt die deutsche Mannschaft. Ich möchte mit der SG gerne einen Titel gewinnen und hoffe sehr, dass das schon in diesem Jahr klappt.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008:

Der Nabel der Handball-Welt

THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt laden morgen zum 59. Nordderby ein - Spiele, die Geschichte schrieben
Kiel - Champions League war am Sonntag gegen Mehdwedi Moskau, am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) treten die "Zebras" bei Ademar Leon erneut in der Königsklasse des Handballs an. Und mittendrin das immergrüne Nordderby. Morgen (20.15 Uhr, live bei DSF) mit besonderer Brisanz. Tabellenführer THW (38:6 Punkte) empfängt seinen direkten Verfolger SG Flensburg-Handewitt (37:5), ein weiteres Derby-Kapitel wird aufgeschlagen. Wir laden ein zu einem Blick auf die lange Derbyhistorie.

Es ist der 29. April, 2007. Rückspiel im Finale der Champions League, das Hinspiel in Flensburg war 28:28 ausgegangen. Die Stimmung in der Ostseehalle erreichte den Siedepunkt. Zittern, Bangen, Hoffen. Längst hatte die SG gegen den durch Verletzungen schwer dezimierten THW auf eine offene Manndeckung umgestellt. Vranjes verkürzte den Rückstand 24 Sekunden vor der Schlusssirene auf 27:28. Nur ein Flensburger Tor und es wäre ins Siebenmeterwerfen gegangen. Serdarusic nahm eine Auszeit, Kiels Trainer heckte den Plan für die letzten 13 Sekunden aus. Karabatic auf Lundström, der dribbelte kurz, spielte den freien Kim Andersson an, und der Schwede jagte den Ball an SG-Torhüter Dan Beutler vorbei auf den Weg in die THW-Glückseligkeit. 29:27 - der größte Triumph in der Kieler Vereinsgeschichte war Realität geworden. Der Pott ging nach Kiel, die "Zebras" hatten sich in den Stand der besten Vereinsmannschaft Europas gehoben.

Es war gleichzeitig das 56. Landesderby zwischen Kiel und der SG Flensburg-Handewitt. Der erfolgreichste Vereins-Handball auf dem Globus ist in Schleswig-Holstein zuhause. Doch nicht nur an diesem Tag war das Land zwischen den Meeren Nabel der Handball-Welt, längst schon zählen die Derbys der "ewigen Nordrivalen" zum Feinsten was Handball seinen Fans aufzutischen hat. Es sind Spiele, die verzaubern und unberechenbar bleiben. Emotionen kochen hoch, es geht um Image, Ruhm, Ehre und das Aufbegehren des kleinen gegen den großen Bruder. Flensburg sah sich stets im Schatten der "Arroganz" aus der Landeshauptstadt. Doch spätestens mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2004 hat sich die SG auf Kieler Augenhöhe gespielt, die bisher letzte Partie entschied man am 22. September 2007 mit 37:32 für sich.

Morgen steigt das 59. Derby. Wieder ist Spannung pur angesagt. 34 Kieler Siege stehen bisher 22 SG-Erfolgen gegenüber. Eine Bilanz, die Flensburg vor allem in der Zeit vom 2. Oktober 2002 bis zum 17. April 2005 mit acht Spielen ohne Niederlage schönte. Sieben Mal verließen Lövgren und Co. das Parkett in dieser Zeit als Verlierer, dazwischen lag ein Unentschieden. Unvergessen der letzte THW-Triumph vor der schwarzen Serie. Am 25. Mai entführten die "Zebras" mit dem 26:24-Sieg die Meisterschale aus der Campushalle, der Höhle des Löwen. Handball-Legende Magnus Wislander trug zum letzten Mal das THW-Trikot. Dann das Loch. Bis zum 30. August 2005 mussten die THW-Fans ausharren, ehe im Supercup (36:34) endlich wieder ein Sieg heraussprang. Danach dominierte wieder Kiel. Aus den zurückliegenden zehn Spielen fischten die "Zebras" sechs, Flensburg nur drei Erfolge.

Die Derbygeschichte beginnt am 21. April 1984 mit dem Pokalsieg des THW bei der damaligen SG Weiche-Handewitt: 24:21, natürlich nach Stress und Verlängerung. Das erste Bundesligaspiel am 6. Oktober 1984 gewann Kiel mit 14:12. Aus heutiger Tempohandball-Betrachtung ein Ergebnis mit Steinzeit-Wert. Am 6. Oktober 1985 feierten die Flensburger: Premieren-Triumph über Kiel. 24:23 - die mit 1211 Zuschauern ausverkaufte "Hölle Nord" in Handewitt kochte. Auf Kieler Seite kämpften Dirk Sommerfeld, Marek Panas, Horst Wiemann oder Frank Dahmke, für Flensburg standen lokale Helden wie Holger Thiesen, Dierk Schmäschke, Jan Glöe oder Holger Hinrichsen auf der Platte.

Dann wurde es kurz stiller. Die SG entdeckte den Fahrstuhl, stieg zweimal aus der Bundesliga ab, aber auch wieder auf. Seit 1991 ist sie fester Bestandteil der deutschen Eliteklasse, seit 1992 mit dem Namen SG Flensburg-Handewitt. Die Derbys blieben konstant spannend, schrieben weitere Kapitel. Wie das 26:26 vom 19. Februar 2005. Was für eine Hektik. Der THW lag 25:26 zurück, setzte alles auf eine Karte, ersetzte den Torhüter durch einen siebten Feldspieler und glich 15 Sekunden vor Schluss zum 26:26 aus. Doch SG-Haudegen Johnny Jensen hatte sich nach vorn geschlichen, wollte per schnelle Mitte zum Sieg einwerfen, wurde aber von Stefan Lövgren unfair attackiert. Fäuste flogen, Rudelbildung, Abpfiff.

Morgen Abend, fast auf den Tag genau drei Jahre später, wird die 59. Runde im neben HSV gegen Werder Bremen prestigeträchtigsten Sportvergleich des Nordens eingeläutet. Die Anpfiffzeit steht fest, das Ende ist völlig offen.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008:

Das Kribbeln in der "Zauberhand"t

Lars Christiansen: dienstältester und erfolgreichster Spieler der SG Flensburg-Handewitt
Flensburg - Im zwölften Jahr schon flitzt Lars Christiansen auf der linken Außenbahn für die SG Flensburg-Handewitt übers Parkett, Derbys gegen den THW sind fast zur Routine geworden. 40 Mal war er dabei, trotzdem bekommt er nicht genug. "Es kribbelt wieder", sagt er vor seiner persönlichen 41. Auflage morgen beim Tabellenführer. "Kiel hat eine Supermannschaft, das ist immer eine besondere Herausforderung."

Der Däne ist dienstältester Handballer in Reihen des Meisters von 2004 und erfolgreichster. 525 Spiele stehen auf seinem Konto, dabei erzielte er 3343 Tore, 1347 vom Siebenmeterpunkt aus. Christiansen feierte die Meisterschaft, drei Siege im DHB-Pokal, gewann drei Europapokale und legte den bisher größten Triumph an das nahende Ende seiner Karriere: am 27. Januar feierte die "Zauberhand" mit Dänemark die Europameisterschaft. 20 000 Landsleute bejubelten ihre Helden tags darauf in Kopenhagen auf dem Rathausplatz. "Ein unfassbares Erlebnis", sagt er und freut sich besonders darüber, dass endlich eine eigene Goldmedaille den Familienschatz aufwertet. Ehefrau Christina, die für Viborg Tore wirft, hatte nämlich vorgelegt. Olympiagold, Welt- und Europameisterschaftsmedaillen - Dänemarks Frauen sind Weltspitze und haben den Männern den Rang abgelaufen. "Gut, dass ich da ein bisschen aufgeholt habe."

Sein Handball-Glück suchte und fand Lars Christiansen aber in Flensburg. Dort hat er erst im Dezember weitere zwei Jahre verlängert, und bei der SG strebt er eine Karriere nach der Karriere im Management an. Erste Schritte in ein anderes Berufsleben sind auch schon gemacht. Im August eröffnete der Europameister ein Sportgeschäft. "Das ist eine spannende Aufgabe", sagt er. Handball bleibt dennoch die Nummer eins. "35 ist doch kein Alter, noch passt alles." Vor allem bekam Christiansen seine Nerven in den Griff. Bei wichtigen Siebenmetern verwandelte sich die "Zauber-" oft eine "Zitterhand". Vergangenheit. Auf den gereiften Lars Christiansen ist Verlass.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008:

Karabatic: "Für Flensburg ist leider kein Titel übrig"

Ein Minuspunkt Rückstand: Handballmeister THW Kiel steht vor dem Derby unter Druck
Kiel - Es sind Tage wie diese, die das Herz der Handballfans schon Stunden vor dem Anpfiff höher schlagen lassen: Heute Abend erwartet der THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt zum 59. Derby. Die Arena der "Zebras" ist ausverkauft, das DSF überträgt ab 20 Uhr live und die Gastgeber wollen Revanche für die bittere 32:37-Pleite im Hinspiel. "Wir wollen Meister werden und deshalb müssen wir dieses Spiel gewinnen", sagt Kiels Nikola Karabatic, der nach dem Abpfiff als Handballer des Jahres 2007 ausgezeichnet wird.

"Der THW war von Beginn an Topfavorit auf die Meisterschaft und bleibt es auch", schiebt Kent-Harry Andersson ("wir sind alle heiß auf Kiel") die Favoritenrolle weit von sich. Der SG-Trainer hofft darauf, dass er wieder auf seine verletzten Stars Michael Knudsen (Hüfte) und Johnny Jensen (Knie) zurückgreifen kann, die einen der besten Mittelblocks der Liga bilden. "Durchspielen können sie aber bestimmt nicht." Über das Mitwirken des Norwegers Jensen soll erst nach dem Aufwärmen entschieden werden.

Karabatic ist fest davon überzeugt, dass beide spielen werden. "Es heißt immer, dieser oder jener Flensburger ist gegen uns nicht dabei. Am Ende stehen sie doch alle auf dem Feld und geben Vollgas." Das werde bei Jensen und Knudsen nicht anders sein. "Das sind harte Kerle." Der Franzose erwartet einen Gegner, der mit einer großen Portion Wut antreten wird. Schließlich verlor der Erzrivale zuletzt in Pamplona mit 22:30 und hat nur noch minimale Chancen, erneut das Finale der Champions League zu erreichen.

Nach dem vorzeitigen Aus im DHB-Pokal verbleibt der SG nur die Meisterschaft als Spaßbecken. "Wir wollen wieder alle Titel gewinnen, da ist für Flensburg leider keiner übrig", sagt Karabatic klar. Dass seine "Zebras" die Spitzenspiele gegen Nordhorn (29:34), Hamburg (30:31) und Flensburg bislang alle verloren hat, will er nicht überbewerten. "Daran verschwende ich keinen Gedanken", meint der 23-Jährige. "Ärgerlich war nur die Heimpleite gegen Hamburg." Damals hätte der THW große Personalsorgen gehabt und er selbst hätte erstmals nach einer längeren Verletzungspause wieder gespielt. "Jetzt sind alle an Bord, wir können im Training gut arbeiten. Die Voraussetzungen sind ganz andere." Ihn selbst plagen zwar Schmerzen im einst operierten linken Ellenbogen. Eine Röntgenuntersuchung am Montag gab aber Entwarnung - das Gelenk ist intakt.

Ohne Folgen blieb auch die Attacke des Hünen Alexej Rastvortsev von Medwedi Moskau, der ihm am Sonntag im Gruppenspiel der Champions League (28:25 für Kiel) seine Hände ins Gesicht geschmettert hatte. "Welcher Schlag?", fragt Karabatic und lacht. "Das war nicht schlimm. Ich habe gesehen, was er machen wollte und den Kopf zur Seite gedreht." Deshalb wäre eine Rote Karte für den Russen, die viele gefordert hatten, nicht gerechtfertigt gewesen.

Nach dem Derby wartet auf Karabatic noch eine besondere Zeremonie. Er wird als erster Ausländer nach dem Finnen Mikael Källman (1992) als Handballer des Jahres ausgezeichnet. Bei der Wahl, durchgeführt vom Fachblatt "Handball-Woche", hatte er die Weltmeister Henning Fritz (2./Rhein-Neckar Löwen) und Torsten Jansen (3./HSV) hinter sich gelassen. "Dass mit ihm ausgerechnet in dem Jahr ein Ausländer gewinnt, in dem Deutschland Weltmeister wurde, unterstreicht seine außergewöhnliche Rolle in der Bundesliga", meinte Redaktionsleiter Olaf Bruchmann, der ihn gerne vor dem Anpfiff geehrt hätte. Das scheiterte an THW-Trainer Noka Serdarusic, der um die Konzentration seines Stars fürchtete. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen - nach diesem Motto gewannen die Kieler bislang 13 Meisterschaften und heute Abend soll der Grundstein für Nummer 14 gelegt werden.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008:

Fynn Holpert: "Ich bin aufgeregt"

Mit dem Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt sprach Wolf Paarmann
Flensburg - Er war in den 80er Jahren Torhüter beim THW und führte 2003 den TBV Lemgo als Geschäftsführer zur Meisterschaft - Fynn Holpert (41). Heute kommt er erstmals als SG-Manager nach Kiel.
Kieler Nachrichten:
Die SG hat seit vier Jahren in der Bundesliga nicht mehr in Kiel gewonnen. Bleibt das so?
Fynn Holpert:
So lange ist das her? Wir haben einen Punkt Vorsprung, und ich bin optimistisch, dass das so bleibt. Gerade auswärts haben wir bisher überzeugt. Mit Lemgo habe ich als Spieler und Manager in Kiel gewonnen, warum also nicht mit der SG?
Kieler Nachrichten:
Gegen Portland hat Ihr Team eine klare Abfuhr bekommen. Befürchten Sie Nachwirkungen?
Fynn Holpert:
Nein. Dort kann man verlieren, enttäuschend waren nur Art und Weise. Da ist aber noch einmal allen klar geworden, dass wir nur als Team bestehen können. Wir haben nicht die individuellen Stärken wie der THW. In der Champions League haben wir gegen Hamburg aber auch 50 Minuten lang überragend gespielt. Daran orientieren wir uns.
Kieler Nachrichten:
Sie sind zum ersten Mal als SG-Manager zu Gast beim Erzrivalen. Aufgeregt?
Fynn Holpert:
Klar. Ich habe das THW-Spiel gegen Moskau im Fernsehen gesehen und erlebt, wie sehr sich das Publikum über unsere Pleite gegen Portland gefreut hat. Da ist mir noch einmal klar geworden, was für besondere Spiele das sind.
Kieler Nachrichten:
Die SG hat ein Spiel weniger absolviert, weil der dänische Verband die Bitte abgelehnt hat, die Partie gegen Gummersbach in Kopenhagen austragen zu dürfen. Ärgert Sie das noch?
Fynn Holpert:
Nein. Ich denke, dass sich inzwischen die Dänen ärgern. Schließlich hätte dieses Spiel fünf Tage nach der EM stattgefunden. Das wäre eine tolle Geschichte gewesen, die Europameister vor der Haustür präsentieren zu können.
Kieler Nachrichten:
Vor dem Hinspiel haben Sie ein Zitat von Noka Serdarusic erfunden ("Flensburg ist kein Gegner"), um Ihr Team zu motivieren. Was machen Sie diesmal?
Fynn Holpert:
Nichts. Damals war die Situation eine andere. Wir hatten gegen Essen einen Punkt abgegeben und im Pokal gegen Stralsund ganz schlecht gespielt. Das waren Gegner, gegen die uns das nicht passieren darf. Inzwischen haben wir ein ganz anderes Niveau erreicht. Ein Griff in die Trickkiste ist nicht mehr nötig.

(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008)

 


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User-Tipp:

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt:
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TV-, Radio- und Internet-Tipps:

  • DSF-Logo TV: DSF, Mi., ab 20.00 Uhr: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt live aus der Sparkassen-Arena-Kiel

  • NDR 1 Welle Nord-Logo Radio: NDR 1 Welle Nord:
    Mi., ab 20.00: Liveeinblendungen THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt
    (geplante Einblendungen um 20.00, 20.30, 21.00, 21.15, 21.30 und in der Schlussphase)
    Mi., 22.00: Nachbericht zum Derby
    Do., 5.30 - 10.00: ausführlicher Nachbericht im Rahmen von "Guten Morgen Schleswig-Holstein"
    Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!

  • Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer Live-Ticker-Seite.


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