Am Mittwoch ist es endlich wieder soweit: Das mittlerweile
59. Nordderby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt
steht bevor, und wieder geht es nicht nur um die kurzfristige
Vormachtstellung in Schleswig-Holstein, sondern auch um die
Tabellenführung in der TOYOTA Handball-Bundesliga. Zwischen
den schweren Champions League Partien
gegen Moskau
am vergangenen und bei Ademar Leon am kommenden Sonntag haben die Zebras
vor eigenem Publikum die Chance, mit einem Sieg gegen den
Erzrivalen einen großen Schritt Richtung 14. Meistertitel
zu machen. Der Anwurf in der Sparkassen-Arena-Kiel erfolgt um
20.15 Uhr, das DSF überträgt die Partie live im TV.
Während sich der THW angesichts der Tabellenführung in der TOYOTA
Handball-Bundesliga, des perfekten Starts mit zwei Siegen in
die
Hauptrunde der Champions League
sowie des Erreichens des "Lufthansa Final Four" in Hamburg
Hoffnungen auf die Wiederholung des letztjährigen Triples
machen kann, gilt für die SG Flensburg-Handewitt nun die volle
Konzentration dem Erringen des zweiten Meistertitels. Nach dem
frühen DHB-Pokal-Aus in Nordhorn setzte es am Samstag in Pamplona eine
empfindliche 22:30-Schlappe, so dass
der letztjährige Champions League Finalist in der
"Hammergruppe" 3 der
Hauptrunde mit nun 1:3 Punkten mit dem Rücken zur Wand
steht - zuvor hatte man beim Heimspiel gegen den HSV Hamburg
trotz 50 überlegener Minuten und einer 30:24-Führung nur
ein Unentschieden erreicht.
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Endlich Europameister! Lars Christiansen ist auch in
dieser Saison wieder bester Torschütze in Flensburg.
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In der Bundesliga allerdings
hielt sich die SG nach einer kurzen Schwächeperiode mit Niederlagen
gegen Nordhorn und in Göppingen schadlos: Siege in Hamburg und
Gummersbach, klare Heimerfolge gegen Magdeburg, die Rhein-Neckar
Löwen und den TBV Lemgo, dazu der
37:32-Hinspielerfolg über den THW, bei
dem die SG den zuvor als unbesiegbar geltenden Kielern eine
schmerzliche Niederlage beibrachte. Nach der goldenen
EM folgten dann noch ein souveräner
Erfolg bei HBW Balingen-Weilstetten sowie zuletzt ein
38:22-Kantersieg über TUSEM Essen - mit den wenigsten
Minuspunkten und dem besten Torverhältnis aller Bundesligisten
ist die SG mit einer Partie weniger somit als Tabellenzweiter
"gefühlter" Spitzenreiter
(siehe auch
Gegnerkurve und
Tabelle der TOYOTA HBL) -
eine Konstellation, die am Mittwoch endlich zurecht gerückt
werden soll.
Bis Ende März wird Flensburg noch ein Spiel weniger als der
THW absolviert haben, erst dann wird die Heimpartie gegen
den VfL Gummersbach nachgeholt. Eigentlich wollte die SG
diese Partie als Auftaktspiel nach der Europameisterschaft
in Kopenhagen austragen. Ein Geschenk für den dänischen
Handballverband, so sahen es die Verantwortlichen in Flensburg.
Und natürlich auch ein Werben um dänische Sponsoren für das
Team knapp jenseits der Grenze. Doch die dänischen Funktionäre
sagten das ehrgeizige Projekt frühzeitig ab. Man wolle den
dänischen Klubhandball damit schützen, erklärten die
Skandinavier. Anders Dahl-Nielsen, Team-Manager der SG
Flensburg-Handewitt, kritisierte die Entscheidung: "Die
Begründung kann ich nicht nachvollziehen. Das Spiel wäre in
erster Linie Werbung für Spitzenhandball gewesen." Nach dem
grandiosen EM-Gewinn Dänemarks dürften sich deren
Verbands-Spitzen ob ihrer Absage in den Allerwertesten gebissen
haben. 20.000 Fans feierten ihre Helden in Kopenhagen - fünf
Tage, bevor das Duell SG-VfL dort hätte stattfinden können.
"Das wäre in Sachen Öffentlichkeit nicht nur für die SG,
sondern so kurz nach dem EM-Gewinn auch für den dänischen
Handball ein Verstärker gewesen", weiß nicht nur SG-Manager
Fynn Holpert um die Werbewirksamkeit
dieser Aktion. Denn schließlich stellten die Flensburger mit
Torschützenkönig Lars Christiansen, Kreisläufer Michael
Knudsen und Rückraum-Kracher Kasper Nielsen gleich drei
EM-Helden, die von den Titelkämpfen mit viel Selbstbewusstsein
nach Flensburg zurückkehrten. "Unsere Dänen kommen voller
Euphorie und Tatendrang zu uns zurück", wusste
Holpert zu berichten - und kann
dabei auch in den nächsten Jahren mit Top-Torschütze Lars
Christiansen planen, was nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig
für die SG ist. "Lars ist ein Stück weit Identifikationsfigur
geworden, er ist unser Bindeglied zu Dänemark", lobt
Holpert seinen Linksaußen.
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Geschäftsführer Fynn Holpert hat mit
"Sparinvest" einen neuen Großsponsor an Land gezogen.
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Deshalb soll Christiansen nach Ende seiner aktiven Karriere
auch in die Arbeit der SG weiter eingebunden werden. Denn in
der Ausrichtung gen Skandinavien sehen die Flensburger, in
deren Team mit dem bisher überragenden Thomas Mogensen und
Anders Eggert zwei weitere Dänen, mit Ljubomir Vranjes und
Torhüter Dan Beutler zwei Schweden und mit Johnny Jensen ein
Norweger stehen, die Zukunft. Denn Neuzugänge wie Einar
Holmgeirsson und Alexander Petersson, die beide vom TV
Großwallstadt an die nördlichste Förde Deutschlands wechselten,
können auch in den nächsten Jahren nur mit Sponsorengeldern
getätigt werden. Und die fließen in Flensburg neuerdings
reichlich, denn mit der dänischen Fondsgesellschaft "Sparinvest",
die rund 80 Milliarden Euro verwaltet, wurde ein neuer,
äußerst potenter Großsponsor aquiriert. Rund eine Million
Euro soll dieser pro Jahr in die SG Flensburg-Handewitt
investieren. Geld, mit dem der Kader kräftig aufgerüstet und
auch der Ausbau der Campushalle auf 7.000 Plätze voran getrieben
werden soll. "Am 19. Mai 2008 rollen die Bagger", sagt
Holpert, dessen Klub den 4,5 Millionen
Euro teuren Umbau finanzieren wird. Bereits ab Oktober soll in
der "neuen" Campushalle mit ihren dann ausgebauten VIP-Plätzen
wieder gespielt werden können.
Und vielleicht hat dann ja das Werben um Holger Glandorf oder
den schwedischen Jungstar Oscar Carlen Erfolg gehabt, denn bei
der SG braucht man einen Neuzugang im rechten Rückraum. Marcin
Lijewski gab unlängst seinen vorzeitigen Wechsel zum HSV Hamburg
bekannt. Der Weggang Lijewskis, der in Hamburg mit seinem Bruder
Krzystof um eine Position konkurrieren wird, reißt zwar ein Loch
in den Kader von Trainer Kent-Harry Andersson,
doch finanziell lohnt sich der Transfer. Rund 450.000 Euro sollen
die Hamburger für Lijewski in den Norden überwiesen haben - eine
stolze Summe, mit der sich die Flensburger Verhandlungsposition
im Werben um einen Nachfolger mit Sicherheit nicht verschlechtert
haben dürfte.
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Europameister Michael Knudsen ist rechtzeitig zum Derby wieder einsatzfähig.
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Den
Kader der SG stellten wir Ihnen
bereits im
Vorbericht zum Hinrunden-Spiel
ausführlich vor. Mittlerweile ist allerdings Frank von Behren
zurück nach Minden gewechselt, mit Sebastian Schneider aber ein
junger Rückraumspieler aus Hamm zur SG gestoßen. Während die
Zebras trotz einiger Blessuren insgesamt aus dem Vollen schöpfen
können, steht bei Flensburg noch ein Fragezeichen hinter dem
Einsatz von Kreisläufer Jonny Jensen: Da sowohl er als auch
der angeschlagene Europameister Michael Knudsen in den letzten
Partien nicht oder nur sporadisch zur Verfügung standen,
musste "Youngster" Jacob Heinl einspringen - und wusste besonders
im Mittelblock zusammen mit Kasper Nielsen zu überzeugen.
Sicher ist allerdings, dass sich die Zuschauer am Mittwoch
wieder auf ein spannendes, wenn nicht sogar dramatisches
Derby in der Sparkassen-Arena-Kiel gefasst machen können,
denn spannend ging es in den letzten Jahren immer zu. In
den letzten drei Partien an der Rekordmeister-Förde hatte
jeweils der Gastgeber die Oberhand behalten - und besonders
der letzte Sieg ist noch allen THW-Fans in bester Erinnerung:
Durch das 29:27 am 29. April 2007 -
dem 22. Heimsieg im 28. Vergleich - gelang den Zebras
endlich der langersehnte erste Titel in der Königsklasse
(siehe auch Gegnerdaten Flensburg).
Das Derby wird von den erfahrenen Magdeburgern
Frank Lemme und Bernd Ullrich
gepfiffen.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Bitte lesen Sie auch
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:
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Thomas Mogensen will mit der SG hoch hinaus.
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Thomas Mogensen (25) wurde unlängst von seinen Kollegen zum
dänischen "Handballer des Jahres" gewählt. "Thomas ist in
diesem Jahr vom talentvollen Spieler zu einem wichtigen Teil
seines neuen Vereins gereift. Er ist kompromisslos in seinem
Angriffsspiel und hart und direkt in der Abwehr", heißt es
in der Begründung der Dänischen Spielervereinigung. Im Sommer
erst vollbrachte Mogensen den Sprung vom dänischen Erstligisten
GOG Svendborg Gudme zum nördlichsten deutschen, zur SG
Flensburg-Handewitt. Schnell stellte der neue Spielmacher
seine Klasse unter Beweis - nur beim jüngsten Triumph der
dänischen Nationalmannschaft musste er zuschauen. Für
ZEBRA blickt Thomas Mogensen noch einmal auf die aufregenden
vergangenen Wochen zurück und spricht zudem über seine
ersten Derby-Erfahrungen.
- zebra:
-
Thomas, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl zu Dänemarks
Spieler des Jahres! Haben Sie damit gerechnet?
- Thomas Mogensen:
-
Absolut nicht. Ich war froh, dass ich zu den besten Zehn
gehörte, aber dass ich die Wahl gewinne, hätte ich nicht
erwartet. Das ist natürlich eine große Ehre.
- zebra:
-
Und dennoch mussten Sie wenig später zuschauen, als
Dänemark erstmals EM-Gold gewann. Mit 21 Einsätzen
gehören Sie zwar zum Spielerkreis der dänischen
Nationalmannschaft, wurden für das Turnier in Norwegen
jedoch nicht nominiert. Wie haben Sie sich gefühlt,
als ihr Land den Titel ohne Sie holte?
- Thomas Mogensen:
-
Bei den ersten Spielen war das noch in Ordnung, doch
als die Jungs am Ende die Goldmedaillen um den Hals
gehängt bekommen haben, da tat es schon ein bisschen
weh...
- zebra:
-
Sind mit dem jüngsten Wahlergebnis wenigstens Ihre
Chancen auf einen Stammplatz in der Nationalmannschaft
gestiegen?
- Thomas Mogensen:
-
Nein, garantiert nicht. Ulrik Wilbek entscheidet, wer
ins Team kommt, nicht eine solche Wahl - das ist auch
gut so. 2007 war bei mir ein gutes Jahr und auch 2008
hat eigentlich gut angefangen. Jetzt muss man schauen,
was kommt.
- zebra:
-
Wie wichtig ist der EM-Titel für den Männerhandball
in Dänemark?
- Thomas Mogensen:
-
Die Männer sind in den vergangenen Jahren immer weit
oben gewesen, wir haben immer mehr und mehr gute Spiele
abgeliefert, nur zu einem Titel hatte es bislang nie
gereicht. Daher ist es super, dass es dieses Jahr endlich
einmal geklappt hat. Unser Team unterscheidet sich auch
von den anderen Spitzenmannschaften. Frankreich
beispielsweise hat zwei, drei gute Spieler, bei uns
stehen zwanzig Spieler auf einem Level. So kann
durchgewechselt werden, ohne dass es etwas ausmacht.
Frankreich hat mit sieben Spielern beinahe das gesamte
Turnier bestritten. Wir haben keinen großen Star wie
zum Beispiel Nikola Karabatic,
bei uns ist die Mannschaft der Star.
- zebra:
-
Sie spielen Ihre erste Saison in der deutschen Bundesliga
und haben schnell Fuß gefasst. Hatten Sie damit gerechnet,
dass die Umstellung so schnell von statten geht?
- Thomas Mogensen:
-
Nein, das hatte ich nicht erwartet. Ich bin jetzt ein
halbes Jahr in Deutschland und ich spiele mehr als ich
gedacht habe, so dass ich mehr als zufrieden bin. Und
wer viel spielt, gewinnt auch immer mehr an Selbstvertrauen.
- zebra:
-
Das ist ein gutes Stichwort. Im
Hinspiel gegen den THW Kiel
strotzten sie nur so vor Selbstvertrauen und waren
mit acht Toren der Spieler des Spiels...
- Thomas Mogensen:
-
Ich freue mich stets auf solche Spitzenspiele. Man
trainiert jeden Tag hart und bei solchen Spielen, wie
z.B. dem Hinspiel in Flensburg, da kann man dann
alles rauslassen - und freut sich damit irgendwie
auch über das viele Training.
- zebra:
-
Welche Unterschiede gibt es zwischen der dänischen
und der deutschen Liga?
- Thomas Mogensen:
-
Ich finde, dass die Spitzenmannschaften in Deutschland
im Ganzen stärker sind. In Dänemark gibt es viele
kleine, schnelle Spieler, in der deutschen Bundesliga
sehr viele verschiedene Typen von Spielern. Ich merke
das besonders in der Abwehr. Die Abwehrreihen stehen
meistens so gut, dass es manchmal sehr schwer ist,
Tore zu werfen. Die Konzentration ist dabei sehr wichtig.
Physisch ist der Unterschied zwischen der dänischen
und deutschen Liga sehr enorm.
- zebra:
-
Sie gehören bei der SG Flensburg-Handewitt zu einer
neuen Generation dänischer Spieler. Hat das bei Ihrer
Entscheidung für diesen Verein eine Rolle gespielt?
- Thomas Mogensen:
-
Das war ein ganz wichtiger Faktor. Hätte eine
spanische Mannschaft ihr Interesse bekundet, hätte
ich vielleicht nein gesagt. Die SG Flensburg-Handewitt
ist mein Traumverein und so musste ich nicht überlegen,
als ich gefragt wurde, ob ich in Flensburg spielen
möchte. Sowohl sportlich als auch privat ist
Flensburg optimal für mich. Meine Heimat Dänemark ist
nicht weit weg, Familie und Freunde sind in der Nähe.
- zebra:
-
Wie stehen die Chancen der SG Flensburg-Handewitt
auf einen Titel in dieser Saison?
- Thomas Mogensen:
-
Ich sehe Kiel, Hamburg und Flensburg ganz vorne. Einer
der drei gewinnt die deutsche Mannschaft. Ich möchte
mit der SG gerne einen Titel gewinnen und hoffe sehr,
dass das schon in diesem Jahr klappt.
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008:
Der Nabel der Handball-Welt
THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt laden morgen zum 59. Nordderby ein - Spiele, die Geschichte schrieben
Kiel - Champions League war am Sonntag gegen
Mehdwedi Moskau, am kommenden Sonntag (17.30
Uhr) treten die "Zebras" bei Ademar Leon erneut in
der Königsklasse des Handballs an. Und mittendrin
das immergrüne Nordderby. Morgen (20.15
Uhr, live bei DSF) mit besonderer Brisanz. Tabellenführer
THW (38:6 Punkte) empfängt seinen direkten
Verfolger SG Flensburg-Handewitt (37:5), ein weiteres
Derby-Kapitel wird aufgeschlagen. Wir laden
ein zu einem Blick auf die lange Derbyhistorie.
Es ist der 29. April, 2007.
Rückspiel im Finale der Champions League,
das Hinspiel in Flensburg war 28:28
ausgegangen. Die Stimmung in der Ostseehalle erreichte
den Siedepunkt. Zittern, Bangen, Hoffen. Längst hatte die
SG gegen den durch Verletzungen schwer dezimierten
THW auf eine offene Manndeckung umgestellt. Vranjes
verkürzte den Rückstand 24 Sekunden vor der Schlusssirene
auf 27:28. Nur ein Flensburger Tor und es wäre ins
Siebenmeterwerfen gegangen. Serdarusic
nahm eine Auszeit, Kiels Trainer heckte
den Plan für die letzten 13 Sekunden aus.
Karabatic auf
Lundström, der dribbelte
kurz, spielte den freien Kim Andersson
an, und der Schwede jagte den Ball an
SG-Torhüter Dan Beutler vorbei auf den Weg in die
THW-Glückseligkeit. 29:27 - der größte Triumph in der
Kieler Vereinsgeschichte war Realität geworden. Der Pott
ging nach Kiel, die "Zebras" hatten sich in den Stand der
besten Vereinsmannschaft Europas gehoben.
Es war gleichzeitig das 56. Landesderby zwischen Kiel
und der SG Flensburg-Handewitt. Der erfolgreichste
Vereins-Handball auf dem Globus ist in Schleswig-Holstein
zuhause. Doch nicht nur an diesem Tag war das Land
zwischen den Meeren Nabel der Handball-Welt, längst
schon zählen die Derbys der "ewigen Nordrivalen" zum
Feinsten was Handball seinen Fans aufzutischen hat. Es sind
Spiele, die verzaubern und unberechenbar bleiben. Emotionen
kochen hoch, es geht um Image, Ruhm, Ehre und
das Aufbegehren des kleinen gegen den großen Bruder.
Flensburg sah sich stets im Schatten der "Arroganz" aus
der Landeshauptstadt. Doch spätestens mit dem Gewinn
der Deutschen Meisterschaft 2004 hat sich die SG auf Kieler
Augenhöhe gespielt, die bisher letzte Partie entschied
man am 22. September 2007 mit 37:32 für sich.
Morgen steigt das 59. Derby. Wieder ist Spannung pur angesagt.
34 Kieler Siege stehen bisher 22 SG-Erfolgen gegenüber.
Eine Bilanz, die Flensburg vor allem in der Zeit vom
2. Oktober 2002 bis zum 17. April 2005 mit acht Spielen
ohne Niederlage schönte. Sieben Mal verließen Lövgren
und Co. das Parkett in dieser Zeit als Verlierer, dazwischen
lag ein Unentschieden. Unvergessen der letzte THW-Triumph
vor der schwarzen Serie. Am 25. Mai entführten die
"Zebras" mit dem 26:24-Sieg
die Meisterschale aus der Campushalle, der Höhle des
Löwen. Handball-Legende Magnus Wislander
trug zum letzten Mal das THW-Trikot.
Dann das Loch. Bis zum 30. August 2005 mussten die
THW-Fans ausharren, ehe im Supercup (36:34) endlich wieder
ein Sieg heraussprang. Danach dominierte wieder
Kiel. Aus den zurückliegenden zehn Spielen fischten die
"Zebras" sechs, Flensburg nur drei Erfolge.
Die Derbygeschichte beginnt am 21. April 1984 mit
dem Pokalsieg des THW bei der damaligen SG
Weiche-Handewitt: 24:21, natürlich nach Stress und Verlängerung.
Das erste Bundesligaspiel am 6. Oktober 1984 gewann
Kiel mit 14:12. Aus heutiger Tempohandball-Betrachtung
ein Ergebnis mit Steinzeit-Wert. Am 6. Oktober
1985 feierten die Flensburger: Premieren-Triumph
über Kiel. 24:23 - die mit 1211 Zuschauern ausverkaufte
"Hölle Nord" in Handewitt kochte. Auf Kieler
Seite kämpften Dirk Sommerfeld,
Marek Panas, Horst Wiemann
oder Frank Dahmke, für Flensburg
standen lokale Helden wie Holger Thiesen, Dierk
Schmäschke, Jan Glöe oder Holger Hinrichsen
auf der Platte.
Dann wurde es kurz stiller. Die SG entdeckte den Fahrstuhl,
stieg zweimal aus der Bundesliga ab, aber auch wieder
auf. Seit 1991 ist sie fester Bestandteil der deutschen
Eliteklasse, seit 1992 mit dem Namen SG Flensburg-Handewitt.
Die Derbys blieben konstant spannend, schrieben
weitere Kapitel. Wie das 26:26 vom
19. Februar 2005. Was für eine Hektik. Der THW lag
25:26 zurück, setzte alles auf eine Karte, ersetzte den Torhüter
durch einen siebten Feldspieler und glich 15 Sekunden
vor Schluss zum 26:26 aus. Doch SG-Haudegen
Johnny Jensen hatte sich nach vorn geschlichen, wollte per
schnelle Mitte zum Sieg einwerfen, wurde aber von
Stefan Lövgren unfair attackiert.
Fäuste flogen, Rudelbildung, Abpfiff.
Morgen Abend, fast auf den Tag genau drei Jahre später,
wird die 59. Runde im neben HSV gegen Werder Bremen
prestigeträchtigsten Sportvergleich des Nordens eingeläutet.
Die Anpfiffzeit steht fest, das Ende ist völlig offen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008:
Das Kribbeln in der "Zauberhand"t
Lars Christiansen: dienstältester und erfolgreichster Spieler der SG Flensburg-Handewitt
Flensburg - Im zwölften Jahr schon flitzt Lars Christiansen auf der linken
Außenbahn für die SG Flensburg-Handewitt übers Parkett, Derbys gegen
den THW sind fast zur Routine geworden. 40 Mal war er dabei, trotzdem
bekommt er nicht genug. "Es kribbelt wieder", sagt er vor seiner persönlichen
41. Auflage morgen beim Tabellenführer. "Kiel hat eine Supermannschaft,
das ist immer eine besondere Herausforderung."
Der Däne ist dienstältester Handballer in Reihen des Meisters von 2004
und erfolgreichster. 525 Spiele stehen auf seinem Konto, dabei erzielte er
3343 Tore, 1347 vom Siebenmeterpunkt aus. Christiansen feierte die
Meisterschaft, drei Siege im DHB-Pokal, gewann drei Europapokale und
legte den bisher größten Triumph an das nahende Ende seiner Karriere: am
27. Januar feierte die "Zauberhand" mit Dänemark die Europameisterschaft.
20 000 Landsleute bejubelten ihre Helden tags darauf in Kopenhagen
auf dem Rathausplatz. "Ein unfassbares Erlebnis", sagt er und freut
sich besonders darüber, dass endlich eine eigene Goldmedaille den Familienschatz
aufwertet. Ehefrau Christina, die für Viborg Tore wirft, hatte
nämlich vorgelegt. Olympiagold, Welt- und Europameisterschaftsmedaillen
- Dänemarks Frauen sind Weltspitze und haben den Männern
den Rang abgelaufen. "Gut, dass ich da ein bisschen aufgeholt habe."
Sein Handball-Glück suchte und fand Lars Christiansen aber in Flensburg.
Dort hat er erst im Dezember weitere zwei Jahre verlängert, und bei
der SG strebt er eine Karriere nach der Karriere im Management an. Erste
Schritte in ein anderes Berufsleben sind auch schon gemacht. Im August
eröffnete der Europameister ein Sportgeschäft. "Das ist eine spannende
Aufgabe", sagt er. Handball bleibt dennoch die Nummer eins. "35 ist
doch kein Alter, noch passt alles." Vor allem bekam Christiansen seine Nerven
in den Griff. Bei wichtigen Siebenmetern verwandelte sich die
"Zauber-" oft eine "Zitterhand". Vergangenheit. Auf den gereiften Lars
Christiansen ist Verlass.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008:
Karabatic: "Für Flensburg ist leider kein Titel übrig"
Ein Minuspunkt Rückstand: Handballmeister THW Kiel steht vor dem Derby unter Druck
Kiel - Es sind Tage wie diese, die das
Herz der Handballfans schon Stunden vor dem Anpfiff höher schlagen
lassen: Heute Abend erwartet der THW Kiel die SG Flensburg-Handewitt
zum 59. Derby. Die Arena der "Zebras" ist ausverkauft, das DSF
überträgt ab 20 Uhr live und die Gastgeber wollen Revanche für die
bittere 32:37-Pleite im Hinspiel. "Wir
wollen Meister werden und deshalb müssen wir dieses Spiel gewinnen",
sagt Kiels Nikola Karabatic, der nach
dem Abpfiff als Handballer des Jahres 2007 ausgezeichnet wird.
"Der THW war von Beginn an Topfavorit
auf die Meisterschaft und bleibt es auch",
schiebt Kent-Harry Andersson ("wir sind
alle heiß auf Kiel") die Favoritenrolle weit
von sich. Der SG-Trainer hofft darauf,
dass er wieder auf seine verletzten Stars
Michael Knudsen (Hüfte) und Johnny
Jensen (Knie) zurückgreifen kann, die einen
der besten Mittelblocks der Liga bilden.
"Durchspielen können sie aber bestimmt
nicht." Über das Mitwirken des
Norwegers Jensen soll erst nach dem Aufwärmen
entschieden werden.
Karabatic ist fest davon überzeugt, dass
beide spielen werden. "Es heißt immer,
dieser oder jener Flensburger ist gegen
uns nicht dabei. Am Ende stehen sie doch
alle auf dem Feld und geben Vollgas." Das
werde bei Jensen und Knudsen nicht anders
sein. "Das sind harte Kerle." Der
Franzose erwartet einen Gegner, der mit
einer großen Portion Wut antreten wird.
Schließlich verlor der Erzrivale zuletzt in
Pamplona mit 22:30 und hat nur noch minimale
Chancen, erneut das Finale der
Champions League zu erreichen.
Nach dem vorzeitigen Aus im DHB-Pokal
verbleibt der SG nur die Meisterschaft
als Spaßbecken. "Wir wollen wieder alle
Titel gewinnen, da ist für Flensburg leider
keiner übrig", sagt Karabatic klar. Dass
seine "Zebras" die Spitzenspiele gegen
Nordhorn (29:34), Hamburg (30:31) und
Flensburg bislang alle verloren hat, will
er nicht überbewerten. "Daran verschwende
ich keinen Gedanken", meint
der 23-Jährige. "Ärgerlich war nur die
Heimpleite gegen Hamburg." Damals
hätte der THW große Personalsorgen gehabt
und er selbst hätte erstmals nach einer
längeren Verletzungspause wieder gespielt.
"Jetzt sind alle an Bord, wir können
im Training gut arbeiten. Die Voraussetzungen
sind ganz andere." Ihn selbst
plagen zwar Schmerzen im einst operierten
linken Ellenbogen. Eine Röntgenuntersuchung
am Montag gab aber Entwarnung
- das Gelenk ist intakt.
Ohne Folgen blieb auch die Attacke des
Hünen Alexej Rastvortsev von Medwedi
Moskau, der ihm am Sonntag im Gruppenspiel
der Champions League (28:25
für Kiel) seine Hände ins Gesicht geschmettert
hatte. "Welcher Schlag?",
fragt Karabatic und lacht. "Das war nicht
schlimm. Ich habe gesehen, was er machen
wollte und den Kopf zur Seite gedreht."
Deshalb wäre eine Rote Karte für
den Russen, die viele gefordert hatten,
nicht gerechtfertigt gewesen.
Nach dem Derby wartet auf Karabatic
noch eine besondere Zeremonie. Er wird
als erster Ausländer nach dem Finnen Mikael
Källman (1992) als Handballer des
Jahres ausgezeichnet. Bei der Wahl,
durchgeführt vom Fachblatt "Handball-Woche",
hatte er die Weltmeister Henning Fritz
(2./Rhein-Neckar Löwen) und Torsten
Jansen (3./HSV) hinter sich gelassen.
"Dass mit ihm ausgerechnet in dem Jahr
ein Ausländer gewinnt, in dem Deutschland
Weltmeister wurde, unterstreicht
seine außergewöhnliche Rolle in der Bundesliga",
meinte Redaktionsleiter Olaf
Bruchmann, der ihn gerne vor dem Anpfiff
geehrt hätte. Das scheiterte an THW-Trainer
Noka Serdarusic, der um die Konzentration
seines Stars fürchtete. Erst die
Arbeit, dann das Vergnügen - nach diesem
Motto gewannen die Kieler bislang 13
Meisterschaften und heute Abend soll der
Grundstein für Nummer 14 gelegt werden.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008:
Fynn Holpert: "Ich bin aufgeregt"
Mit dem Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt sprach Wolf Paarmann
Flensburg - Er war in den 80er Jahren Torhüter beim THW
und führte 2003 den TBV Lemgo als Geschäftsführer zur
Meisterschaft - Fynn Holpert (41).
Heute kommt er erstmals als SG-Manager nach Kiel.
- Kieler Nachrichten:
-
Die SG hat seit vier Jahren in der Bundesliga nicht mehr in Kiel
gewonnen. Bleibt das so?
- Fynn Holpert:
-
So lange ist das her? Wir haben einen Punkt Vorsprung, und
ich bin optimistisch, dass das so bleibt. Gerade auswärts haben
wir bisher überzeugt. Mit Lemgo habe ich als Spieler und
Manager in Kiel gewonnen, warum also nicht mit der SG?
- Kieler Nachrichten:
-
Gegen Portland hat Ihr Team eine klare Abfuhr bekommen. Befürchten
Sie Nachwirkungen?
- Fynn Holpert:
-
Nein. Dort kann man verlieren, enttäuschend waren nur
Art und Weise. Da ist aber noch einmal allen klar geworden,
dass wir nur als Team bestehen können. Wir haben nicht die
individuellen Stärken wie der THW. In der Champions League
haben wir gegen Hamburg aber auch 50 Minuten lang
überragend gespielt. Daran orientieren wir uns.
- Kieler Nachrichten:
-
Sie sind zum ersten Mal als SG-Manager zu Gast beim Erzrivalen.
Aufgeregt?
- Fynn Holpert:
-
Klar. Ich habe das THW-Spiel gegen Moskau im Fernsehen
gesehen und erlebt, wie sehr sich das Publikum über unsere
Pleite gegen Portland gefreut hat. Da ist mir noch einmal
klar geworden, was für besondere Spiele das sind.
- Kieler Nachrichten:
-
Die SG hat ein Spiel weniger absolviert, weil der dänische Verband
die Bitte abgelehnt hat, die Partie gegen Gummersbach in
Kopenhagen austragen zu dürfen. Ärgert Sie das noch?
- Fynn Holpert:
-
Nein. Ich denke, dass sich inzwischen die Dänen ärgern.
Schließlich hätte dieses Spiel fünf Tage nach der EM
stattgefunden. Das wäre eine tolle Geschichte gewesen, die Europameister
vor der Haustür präsentieren zu können.
- Kieler Nachrichten:
-
Vor dem Hinspiel haben Sie ein Zitat von
Noka Serdarusic erfunden
("Flensburg ist kein Gegner"), um Ihr Team zu motivieren.
Was machen Sie diesmal?
- Fynn Holpert:
-
Nichts. Damals war die Situation eine andere. Wir hatten
gegen Essen einen Punkt abgegeben und im Pokal gegen
Stralsund ganz schlecht gespielt. Das waren Gegner, gegen
die uns das nicht passieren darf. Inzwischen haben wir ein
ganz anderes Niveau erreicht. Ein Griff in die Trickkiste ist
nicht mehr nötig.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 20.02.2008)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: DSF, Mi., ab 20.00 Uhr: THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt live aus der Sparkassen-Arena-Kiel
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Mi., ab 20.00: Liveeinblendungen THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt
(geplante Einblendungen um 20.00, 20.30, 21.00, 21.15, 21.30 und
in der Schlussphase)
Mi., 22.00: Nachbericht zum Derby
Do., 5.30 - 10.00: ausführlicher Nachbericht im Rahmen von "Guten Morgen Schleswig-Holstein"
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.