06./07.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 07.11.2007 | Bundesliga |
Update #4 (Foto-Update) | Fotos, KN-Spielbericht, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Der Moment der Entscheidung: Yoon dreht nach dem finalen Treffer jubelnd ab. |
Überraschung: Noka Serdarusic schickte Börge Lund auf die Spielmacherposition. |
Dazwischen lagen sechzig nicht immer hochklassige, aber stets spannende Minuten, die die lautstarken Fans in der Ostseehalle durch ein Wechselbad der Gefühle schickten. Überraschend hatte der THW mit Börge Lund auf der Mittelposition begonnen; überraschend auch Kim Andersson, der sich vor dem Spiel nach seiner Verletzungspause zurück meldete. Mit zwar beinahe komplettem, aber nicht eingespieltem Kader trafen die Kieler auf Hamburger, die wenig Überraschendes zu bieten hatten - gewohnt kompromisslos immer am Rand zur Grenze der Unfairness in der Abwehr, mit klugen Pässen auf den emsig rackernden Bertrand Gille am Kreis und ansonsten mit einem dominanten Rückraum. Ärgerlich für die Kieler zudem, dass sich Johannes Bitter schon früh zu einer wahren Galaform aufschwang - und bereits in der ersten Hälfte auf insgesamt zwölf Paraden kam.
Musste viel einstecken: Nikola Karabatic. |
Pascal Hens' Fehlwürfe waren es, die den THW Kiel nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Yoon wieder in die
Kyung-Shin Yoon war nicht zu stoppen. |
Die sieben Treffer von Marcus Ahlm reichten nicht. |
Grenzenloser Hamburger Jubel nach dem Schlusspfiff. |
Durch den Erfolg zogen die Hamburger (19:3 Punkte) nach Minuspunkten am THW Kiel (20:4) vorbei. Für die THW-Recken gilt es nun, die Niederlage zu analysieren - und möglichst bald abzuhaken, denn bereits am Mittwoch Mittag startet vom Hamburger Flughafen aus der Flieger nach Stockholm. Dort wartet am Donnerstag ab 19.30 Uhr - und damit nur knapp 46 Stunden nach Abpfiff der Bundesliga-Spitzenpartie, Staffan Olssons Hammarby IF im wohl vorentscheidenden Champions-League-Spiel um den Einzug in die Hauptrunde.
(Christian Robohm)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Meine Spieler haben die Partie mit voller Intensität gespielt, das war eines Spitzenspiels würdig. Die Jungs haben sich den Sieg mit einem tollen Spiel und einer hervorragenden Torhüterleistung redlich verdient.
Glückwunsch an Hamburg, der Sieg war vollkommen verdient. Wir sind heute mit der Abwehr des HSV nicht klargekommen und haben es andauernd mit der Brechstange versucht - so kann man solch ein Spiel nicht spielen. Nikola wollte es nach seiner langen Pause unbedingt wissen, auch er hat es immer mit der Brechstange versucht. Wir haben 60 Minuten lang mit viel Herz aber mit wenig Verstand gespielt. Zudem war Johannes Bitter klar der bessere Mann im Tor.Wir haben zwar das Spiel verloren, aber nicht die Meisterschaft. Wir werden aus dieser Niederlage unsere Lehren ziehen und uns auf das Rückspiel in Hamburg genauestens vorbereiten.
[auf die Frage, ob die Niederlage Auswirkungen auf die Motivation für das nächste Spiel hat:]
Das hat keine Auswirkungen. Die Mannschaft ist selbst motiviert, wenn es gegen die schlechteste Mannschaft der Liga geht. Da muss man sich bei meiner Mannschaft keine Gedanken machen.
Wir sind auf einem guten Weg. Wir haben zwar mit dem Sieg heute die Meisterschaft nicht entschieden, denn die Saison ist noch lang. Aber die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch in Spitzenspielen bestehen kann.
An erster Stelle erstmal einen Glückwunsch an den HSV. Die Abwehrreihen haben heute das Spiel dominiert, es war eine sehr intensiv geführte Partie. Wenn man - wie wir heute - so viele Fehler macht, hat man den Sieg auch nicht verdient. Die vier Mannschaften, die momentan in der Bundesliga vorne stehen, können sich alle berechtigte Hoffnungen auf die Meisterschaft machen. Es ist noch nichts verloren, außer das Spiel heute.
Keiner von uns hatte heute einen guten Tag. Ich bin sehr sauer - wir wollten gewinnen. Die Ursachen? Die Siebenmeter sind eine. Außerdem haben wir nie unser Spiel gefunden. So hatten wir es nicht verdient, zu gewinnen.
Wir haben gekämpft bis zur letzten Minute. Diese Niederlage tut weh.
Wir haben heute offensiv in einer 3:3-Formation gedeckt, das war clever, der Schlüssel zum Sieg. Das Publikum in der Ostseehalle ist fantastisch. Ich bin überglücklich. Für die Siebenmeter hatte ich die Torhüter lange auf Video studiert.
Die Intensität war hoch, der Unterschied minimal. Es war wie ein internationales Spiel. Aber für die Meisterschaft bedeutet das nichts.
In Kiel zu gewinnen, ist nicht alltäglich. Die Rückfahrt? Das wird ein nettes Stündchen.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Nikola Karabatic.
Aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2007:
Der THW Kiel und Nikola Karabatic am Boden: Der HSV gewinnt. |
Während die Hamburger sich gestern am späten Abend wie kleine Jungs auf der Platte kugelten und ihren überragenden Torhüter Johannes Bitter herzten, herrschte in den Kreisen des Rekordmeisters blankes Entsetzen. Seit dem 6. September 2006 hatten die "Zebras" zu Hause nicht mehr verloren. 29 Pflichtspiele in Folge. Ein Sieg gegen den Nordrivalen, und der Meister hätte drei Punkte Vorsprung auf seine Verfolger gehabt. Hätte. "Wenn wir in Kiel gewinnen, wird die Liga aufhorchen", hatte Hamburgs Weltmeister Pascal Hens zuvor angekündigt. Geglaubt hatte kaum jemand daran.
Doch die Gäste zeigten von Beginn an, dass sie gewillt waren, erstmals in ihrer noch jungen Vereinsgeschichte die Burg des Meisters zu stürmen. In zwei Dreierreihen schotten Bertrand Gille & Co im Stile einer Ringer-Riege den eigenen Torkreis ab. Und wenn tatsächlich ein "Zebra" den Spießrutenlauf erfolgreich beendete, stand mit Bitter ein 2,04-Meter-Hüne zwischen den Pfosten, der sich zur Idealform eines Torhüteres verdichtete - zur Wand. Sechs Siebenmeter hielt der 25-Jährige, der zu Saisonbeginn vom SC Magdeburg in die Hansestadt gewechselt war. Offensichtlich geblendet von seinem quietschgelben Pulli scheiterten Vid Kavticnik, Stefan Lövgren und Nikola Karabatic im munteren Wechselspiel an ihm. Überhaupt Karabatic. Der übermotivierte Franzose wollte es im Alleingang richten. Im Stile eines Panzerknackers wühlte sich der 23-Jährige durch die HSV-Abwehr. Immer einen Arm am Hals, eine Hand am Kopf. Am Ende lag Kiels Nummer "22" stets gefällt am Boden. Neun Tore, zehn Fehlwürfe. Zu viel, um Hamburg zu besiegen.
Doch auch seine Kollegen wirkten ratlos. THW-Trainer Noka Serdarusic hatte mit einer 5:1-Deckung begonnen. Dominik Klein sollte den wurfgewaltigen Hens aus dem Spiel nehmen. Doch die Taktik ging nicht auf. Zu passiv schauten die Kieler zu, wie ihnen die Bälle um die Ohren flogen. Pech für den THW, dass der sonst so zuverlässige Omeyer keinen guten Tag erwischte. Mattias Andersson löste ihn in der zweiten Halbzeit für zehn Minuten ab, kam aber auch nicht in Schwung.
Mit 25:29 lagen die Hausherren zehn Minuten vor dem Abpfiff schon zurück, als Karabatic einen Siebenmeter als Heber an den Pfosten setzte. Die Vorentscheidung schien gefallen, doch der starke Marcus Ahlm, Kavticnik, Karabatic und Ales Pajovic, dessen mächtiger Wurf von der Latte abprallte und knapp hinter der Linie einschlug, brachten Kiel wieder auf 29:29 heran. Dann traf Hens, für den sich das Publikum nicht erwärmen konnte. Wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff hatte er sich nach einem Zusammenprall mit Börge Lund den rechten Problemknöchel umgeknickt und war humpelnd von der Platte geschlichen. Als nach Wiederanpfiff wie ein junges Reh über das Parkett hüpfte, hatten die THW-Fans genug. Jedes Tor des 27-Jährigen wurde mit Pfiffen begleitet. Auch sein fünftes zum 29:30. Dann glich Ahlm zum 30:30 aus. Unentschieden. Es wäre verdient gewesen, denn gekämpft hatte das Team von Noka Serdarusic, der am Ende seinen letzten Trumpf zog: Kim Andersson, der wegen eines Bänderrisses vier Wochen pausieren musste, gab sein Comeback. Es half nichts. Als die Uhr 59 Minuten und 57 Sekunden anzeigte, schnappte sich Yoon den Ball..
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.11.2007)
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