Es ist angerichtet: Am kommenden Dienstag empfängt der THW Kiel
den Tabellendritten HSV Hamburg zum Knaller des 12. TOYOTA Handball-Bundesliga-Spieltages.
Die Kieler, durch das klare
42:25 in Lübbecke und die Rückkehr der
beiden Langezeitverletzten
Christian Zeitz und
Nikola Karabatic mit viel Selbstbewusstsein ausgestattet,
treffen ab 20.15 Uhr in der natürlich restlos ausverkauften Ostseehalle auf
Hanseaten, die in diesem Jahr offensiv mit ihrer Rolle des THW-Jägers umgehen. Ob
die Zebras die Festung Ostseehalle auch mithilfe ihrer Fans gegen den stürmischen HSV
verteidigen können, kann man ab 20 Uhr live im DSF verfolgen.
Das Versteckspiel hat ein Ende:
"Wir wollen in dieser Saison Meister werden und 2010 die Champions
League gewinnen", formulierte HSV-Präsident Andreas Rudolph vor
der Spielzeit die Ziele der Hansestädter. Ein längst überfälliges
Bekenntnis zur eigenen Stärke in der Elbmetropole. Hatte
man sich in der vergangenen Saison noch den einen oder anderen
Rüffel wegen der zur Schau getragenen Demut gegenüber dem
THW Kiel eingefangen, so gibt man sich an der Alster in
dieser Saison selbstbewusster denn je.
Ein Verstecken
vor den eigenen Zielen wäre aber auch kaum noch möglich
gewesen - zu offensichtlich sind die Ansprüche der Hamburger,
schon 2007/2008 mächtig am Stuhl des THW Kiel zu sägen. Mit
einem Etat von 6,3 Millionen Euro, der dem der Zebras nahezu
identisch ist, greift man beim HSV nach den Sternen - und hat
dafür den Kader, mit dem man sich in der vergangenen Spielzeit
nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses dem THW in
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Rechtsaußen mit Torgarantie: Hans Lindberg.
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HSV |
der Meisterschaft geschlagen geben musste, noch einmal
verstärkt. Für den Torwart-"Oldie" und Ex-Zebra
Goran Stojanovic,
der mit 41 Jahren seine aktive Karriere beendete und in den
HSV-Trainerstab wechselte, holte man mit Johannes Bitter
vom SC Magdeburg einen Weltmeister, der trotz seiner jungen
25 Jahre bereits über 70 Länderspiele absolviert hat.
Den zweiten ehemaligen Kieler in Diensten des HSV,
Thomas Knorr,
zog es als Trainer zum Regionalligisten VfL Bad Schwartau.
Die entstandene Lücke neben dem französischen Nationalspieler
Bertrand Gille schloss man frühzeitig mit der Verpflichtung
vom 215-fachen russischen Auswahlspieler Dimitri Torgowanow
von der SG Kronau/Östringen. Und auch das dritte ehemalige
Zebra bei den Hamburgern ist Dienstag nicht mehr mit von der
Partie:
Roman Pungartnik bekam an der Elbe
keinen neuen Vertrag, fortan trifft er im Westen der Republik
für den VfL Gummersbach wie am Fließband. HSV-Trainer Martin
Schwalb fand jenseits der deutsch-dänischen Grenze einen
ebenso sympatischen, wie jungen und erfolgshungrigen Ersatz
für
Pungartnik: Hans Lindberg, 26 Jahre alt
und immerhin schon 54-facher dänischer Nationalspieler, besetzt
bei den Hamburgern die rechte Außenposition - mit Erfolg,
denn momentan ist Lindberg mit 43 erzielten Bundesliga-Toren nach Pascal Hens (50) und
Kyung-Shin Yoon (48)
dritterfolgreichster Schütze des HSV.
Seinen Platz im Paradestück der Hamburger finden muss indes noch
Michal Jurecki, 23-jähriger Bruder des Magdeburger Rückraum-Shooters
Bartosz Jurecki und aktueller Vize-Weltmeister, kämpft mit
Pascal Hens und Bruno Souza um Spielanteile im linken Rückraum,
ist in der offensiven Abwehr der Hamburger aber bereits
eine feste Größe (siehe auch
Gegnerkader HSV Hamburg).
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Verlässt den HSV am Saisonende: Kyung-Shin Yoon.
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Vier hochkarätige Neuzugänge also, mit denen das Spiel der Hamburger noch variabler und unberechenbarer
geworden ist. Trainer Martin Schwalb, der unlängst seinen
Vertrag bei den Hansestädtern verlängerte, kann nach
unruhigen Startjahren in der Elbmetropole inzwischen
ruhiger am Aufbau und der Weiterentwicklung des Teams
arbeiten - und hat dabei eine mehr als schlagkräftige
Mannschaft geformt, die auch in Zukunft für Furore
sorgen wird. Dies allerdings dann nicht mehr mit
Bundesliga-Rekordtorschütze Yoon: Der 34-jährige
Südkoreaner hat vor kurzem Rückkehr in seine Heimat nach
dieser Saison bekannt gegeben.
Die Lücke, die der Shooter
im rechten Rückraum riss, sorgt für Bewegung bei den Hamburgern
und für Unruhe in der TOYOTA Handball-Bundesliga - der
HSV braucht einen starken Ersatz und schaut sich natürlich
zunächst einmal in der eigenen Liga um. Holger Glandorf
von der HSG Nordhorn stand auf der Liste von Schwalb,
der Nationalspieler zögerte allerdings ein wenig zu
lang für einen Vertragsabschluss, die Hamburger
nahmen Abstand von der Verpflichtung. Glaubt man
Kennern der Handball-Szene, so geschah dies durchaus
mit Kalkül, denn das Interesse der Hamburger an Marcin
Lijewski von der SG Flensburg-Handewitt sei noch
ein wenig höher einzuschätzen. Käme es zum Wechsel
des Flensburgers an die Elbe, so würde Marcin mit
seinem jüngeren Bruder Krzysztof, der bereits beim HSV unter
Vertrag steht, das einzige Bruderpaar auf einer Position
der TOYOTA Handball-Bundesliga bilden.
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Krzysztof Lijewski: Spielt er bald gemeinsam mit seinem Bruder Marcin in Hamburg?
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Doch das ist alles Zukunftsmusik, aktuell treffen Dienstag zwei
absolute Topfavoriten auf die Meisterschaft aufeinander,
die sich bisher auch in der Champions League schadlos hielten.
Nach der Vizemeisterschaft im vergangenen Jahr nimmt der HSV Hamburg
erneut eine Favoritenrolle ein. Punktuell mit namhaften Akteuren
verstärkt, erinnerten sich die Hamburger früh an die hauchdünn
durch das schlechtere Torverhältnis vergebene Meisterchance
im letzten Jahr - und pflügten souverän und torhungrig durch
das Feld der TOYOTA Handball-Bundesliga. Zwei Siege mit mehr
als zehn Toren zum Saisonstart, dann die grandiose erste Hälfte
beim SC Magdeburg, in der man die Gastgeber beim 19:9 vorführte,
die Liga schien dem HSV nicht gewachsen. Dann ein kurzer
Einbruch bei den Hanseaten: Gegen die Rhein-Neckar-Löwen
lange es in heimischer Halle nur zu einem Unentschieden,
in Minden kam man mehr schlecht als recht zu einem Vier-Tore-Sieg.
Im Heimspiel gegen Flensburg folgte dann die erste Niederlage - die
beim 32:33 allerdings recht unglücklich ausfiel. Doch die
Belastungen durch die Teilnahme an drei Wettbewerben
hinterließen auch beim HSV Spuren, der in Balingen einem
Fünf-Tore-Rückstand hinterher laufen musste, am Ende aber
dennoch gewann (siehe auch
Gegnerkurve HSV Hamburg).
So ist der HSV mit nur drei Minuspunkten aktuell neben der SG Flensburg-Handewitt
der erste Verfolger der bisher nur einmal sieglosen Kieler
(siehe auch
Tabelle).
Mit zwei Kantersiegen stimmten sich am Wochenende die beiden Top-Favoriten der
TOYOTA Handball-Bundesliga auf das Spitzenspiel ein. Während der THW Kiel beim
42:25 so hoch wie nie zuvor in Lübbecke gewannen, strafte der HSV Hamburg
beim 31:15 (15:5) TuSEM Essen ab. Im vergangenen Jahr gewann der THW in Hamburg
klar mit
E38:30, während in der Ostseehalle nur ein
33:33-Unentschieden
heraus sprang. Und auch in diesem Jahr spielten die beiden Topklubs der Liga schon gegeneinander - allerdings
auf europäischer Ebene. Im
Halbfinale der Champions-Trophy gewann der THW
nach einem wahren Krimi letztlich knapp mit
31:30. Beobachter
wunderten sich dabei allerdings über die Aufstellung der Hanseaten, die nicht mit ihrer Top-7 begannen
und den ersatzgeschwächten Kielern so den Sieg ermöglichten (siehe
auch
Gegnerdaten Hamburg).
Auch die Zahlen besagen es: ein echtes
Nordderby wartet, ohne Versteckspiel. HSV-Trainer Martin Schwalb blickt zuversichtlich
voraus: "Nach dem Sieg gegen Essen gehen wir euphorisch in die neue Woche
und freuen uns auf das Spiel am Dienstag in Kiel."
Die Schiedsrichter in der Ostseehalle sind
Frank Lemme und Bernd Ullrich (beide Magdeburg).
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Aus den Kieler Nachrichten vom 06.11.2007:
"Wir brauchen eine Hölle"
Handballmeister THW Kiel setzt im Nord-Derby gegen den HSV Hamburg auf das Publikum - DSF live dabei
Kiel - Vorhang auf für das Spitzenspiel
in der Handball-Bundesliga. Heute Abend empfängt Spitzenreiter
THW Kiel (20:2 Punkte) den Dritten, den HSV Hamburg
(17:3). Das Derby wird um 20.15 Uhr angepfiffen, das DSF überträgt
ab 20 Uhr aus einer Ostseehalle, die aus allen Nähten platzen
wird. Feiertag am 6. November .
"Wir brauchen eine richtige Hölle", setzt Nikola Karabatic im Duell der
derzeit besten deutschen Teams auf die Fans. "Das Publikum muss uns helfen
und Druck machen. Auf den Gegner und auf die Schiedsrichter." Der Franzose,
der am Sonnabend beim 42:25-Sieg in Lübbecke sein Comeback nach
vierwöchiger Verletzungspause gab, erinnert sich noch zu gut an das letzte
Gastspiel der Hamburger ( 33:33). Direkt
nach der WM in Deutschland mutierte das Nord-Derby im Februar 2007
zu einer kuscheligen Willkommensparty für die sechs Weltmeister auf beiden
Seiten. "Da war die Stimmung komisch und das Spiel endete prompt mit
einem Remis."
Der Franzose hat großen Respekt vor dem HSV, der seine fünf Auswärtsspiele
in der Liga alle gewonnen hat. "Wir müssen Pascal Hens in den Griff bekommen.
Von ihm geht die größte Gefahr aus. Klappt das, gewinnen wir."
Im Februar schob der überragende Hens den THW mit elf Toren fast im Alleingang
an den Abgrund. Karabatic, dessen rechte Augenbraue
nach einem Ellenbogen-Check im Lübbecke-Spiel noch geschwollen
ist, zweifelt nicht an einem Erfolg, mit dem der THW die Tabellenführung auf
drei Punkte ausbauen könnte. "In Kiel darf niemand gewinnen." Zuletzt gelang
es dem VfL Gummersbach, die Festung Ostseehalle zu stürmen. Am 6.
September 2006. Mit 39:37. Vor 426 Tagen.
Seitdem sind die "Zebras" in 29 Pflichtspielen in den eigenen vier
Wänden unbesiegt. Gegen Hamburg verlor der THW zu Hause noch nie.
Und auch der HSV-Vorläufer VfL Bad Schwartau, der vor der Saison 2002/2003
seine Lizenz an die Hamburger abtrat, konnte in Kiel nur ein einziges
Mal gewinnen - am 6. November 1974, auf den Tag genau vor 33 Jahren.
Zahlen, die auch den Gegner entspannen. "Für uns ist es das leichteste
Spiel des Jahres", meinte Weltmeister Hens. "Kiel ist der Favorit."
Den 27-Jährigen setzte zuletzt sein lädiertes Sprunggelenk außer Gefecht. "Ich
habe zwar Schmerzen. Aber das ist in diesem
Spiel scheißegal."
Um den Anspruch von HSV-Boss Andreas Rudolph ("wir wollen Meister
werden") umsetzen zu können, müsste das mit 15 Nationalspielern gespickte
Starensemble mindestens einen Punkt entführen. Schließlich ließ der Vizemeister
zu Hause gegen die Rhein-Neckar Löwen (28:28) und die SG Flensburg (32:33) bereits Federn.
Daran will HSV-Trainer Martin Schwalb nicht denken, wenn er sich
heute Nachmittag um halb fünf mit seinen Spielern treffen wird, um im
Bus nach Kiel zu reisen. "Wir freuen uns einfach alle riesig. Das wird ein
geiles Spiel." Auch die Rückkehr von Karabatic und Weltmeister
Christian Zeitz in den Kader des Meisters begrüßt
der 45-Jährige. "Wir wollen uns mit dem echten THW Kiel messen. Bei
einem solchen Spiel sollten alle dabei sein." Ein Spiel, so Schwalb, bei dem
das große Kribbeln schon beginnt, wenn man tags zuvor ins Bett geht.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 06.11.2007)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
THW Kiel - HSV Hamburg:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tips:
-
TV: DSF, Di., ab 20.00 Uhr: THW Kiel - HSV Hamburg (live)
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Di., ab 20.15: Liveeinblendungen THW Kiel - HSV Hamburg
(geplante Einblendungen um 20.30, 21.00, 21.30 und
evtl. in der Schlussphase)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.