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03./05.11.2007 - Letzte Aktualisierung: 05.11.2007 Bundesliga

THW mit Kantersieg in Lübbecke

Zeitz und Karabatic mit Comeback

Bundesliga, 11. Spieltag: 03.11.2007, Sa., 15.00: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 25:42 (9:18)
Update #3 Spielbericht der KN, weitere Stimmen, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Trotz genähter Platzwunde noch sieben Treffer: Nikola Karabatic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Trotz genähter Platzwunde noch sieben Treffer: Nikola Karabatic.
Der THW Kiel hat sein November-Mammut-Programm mit einem deutlichen 42:25 (18:9) beim abstiegsbedrohten TuS N-Lübbecke gestartet. Erfreulicher noch als das Ergebnis und die damit verbundene Festigung der Tabellenführung war jedoch der Umstand, dass sich Christian Zeitz und Nikola Karabatic nach ihren langen Verletzungspausen zurück meldeten - wenngleich Karabatic noch während des Spiels zum Nähen einer blutenden Platzwunde ins Krankenhaus gefahren werden musste, um später auf die Platte zurück zu kehren. In den letzten 22 Minuten warf Karabatic dann sieben Treffer und wurde so zum erfolgreichsten Torschützen seines Teams.
Mit dem Linkshänder und lange Zeit an der Hüfte verletzten Zeitz begann der THW in der nicht ganz ausverkauften Kreissporthalle in Lübbecke offensiv. Und so war es der Nationalspieler, der mit einem tollen Pass auf Lövgren den Beginn des Torreigens einläutete. Kurz nachdem Zeitz zum 3:0 erhöht hatte, nahm Trainerfuchs Velimir Kljaic in der siebten Minute die wohl früheste Auszeit der Saison. Sein Ziel: Den Lauf des THW stoppen. Und dies gelang zumindest phasenweise, denn der TuS erwies sich zumindest einige Minuten lang als stark im Rückzugsverhalten - und einige Male stand auch die Latte den Angriffsbemühungen im Weg. Die Gastgeber indes wussten dies zunächst nicht zu nutzen, beim 7:4 und 9:5 durch den prima in Szene gesetzten Marcus Ahlm in der 17. Minute lief für den THW alles nach Plan. Hoffnung schöpfte der TuS, als Tomic Thierry Omeyer mit einem Siebenmeter zum 6:9 und kurz darauf Anclais mit einem Gegenstoß zum 7:9 verkürzen konnte. Die aufkommende Stimmung in der Halle war aber nur als kleines Strohfeuer zu werten, das Stefan Lövgren und Ahlm mit einem Doppelschlag binnen 100 Sekunden schnell wieder löschten. Das Kieler Schweden-Duo war es auch, das kurz darauf zum 15:8 erhöhte - die Partie war zu diesem Zeitpunkt schon so gut wie entschieden. Die Gastgeber mühten sich zwar, hatten aber dem THW-Wirbel wenig entgegen zu setzen. Daran änderte sich auch nichts durch die erneute Verletzung von Karabatic, der nach einem Zusammenprall bei seiner ersten Aktion an der rechten Augenbraue stark blutete und ins Krankenhaus zum Nähen gefahren werden musste.

nach Tomics 9:14 (25.) regierte bis zum Halbzeitpfiff nur noch der Gast: Der schnelle Klein per Tempogegenstoß, Lövgren nach einem Klein-Abpraller, Vid Kavticnik und erneut Klein, der sich als Vorgezogener in der 5-1-Abwehr erneut einen Ball "klaute" und dann den Gegenstoß verwandelte, erhöhten auf 18:9. Der Plan der Gastgeber, nicht zu hoch gegen den THW verlieren zu wollen, war damit bereits zur Pause Makulatur.

Wie sehr Zeitz auf sein Comeback hingearbeitet hatte, zeigte er drei Minuten nach Wiederanpfiff: Mit über 100 km/h rauschte sein Unterarmwurf unter die Latte zum 21:11, Zeichen seiner Spielfreude nach der langen Pause. Diese war auch für Karabatic nach 38 Minuten wieder beendet: 16 Spielminuten nachdem er blutend vom Feld geführt worden war, erschien er nach seinem Krankenhausbesuch wieder in der Halle - und ging direkt wieder auf die Platte. Verwunderung bei den Gastgebern, Jubel bei den mitgereisten Fans: Karabatic war wieder da und zeigte zwei Minuten später, dass er das Torewerfen nicht verlernt hat: 25:13 (38.)! Seine Anspieler-Qualitäten bewies Neo kurz darauf, als er von der Mittellinie aus seinen Mitspieler Börge Lund fand, der eiskalt verwandelte. Nun durfte durchgewechselt werden, Szilagyi kam aufs Feld, auch Anic durfte ran - und erzielte von der Auswechselbank kommend gleich das 32:18 (50.). Das Spiel war längst entschieden, der TuS resignierte zusehends, der THW konnte das Resultat in die Höhe schrauben. Auch, weil Karabatic vor Spiel- und Einsatzfreude nach seinem Kurz-Krankenhausaufenthalt nur so sprühte. Auch, weil der Angriff nun Katz und Maus mit Lübbecke zu spielen schien. Und auch, weil die Kieler Offensive endlich wieder mit zwei Linkshändern und Wechseln auf der Mittelposition spielen konnte. Karabatic war es überlassen, drei Minuten vor dem Ende den 40. Kieler Treffer zu erzielen, ehe Anic mit der Schlusssirene den 42:25 (19:8)-Endstand herstellte.

Rechtzeitig vor dem Gipfeltreffen am kommenden Dienstag zwischen dem THW und dem HSV hat sich das Kieler Lazarett also endlich wieder gelichtet, bieten sich endlich wieder Alternativen für Trainer Serdarusic, um zu wechseln, auch wenn Karabatic und Zeitz noch längst nicht wieder zu einhundert Prozent fit sind. Die Platzwunde, die Karabatic sich beim höchsten Sieg gegen Lübbecke aller Zeiten zuzog, wird ihn aber nicht zusätzlich behindern.

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Es gibt viele Sachen mit denen ich heute zufrieden bin und viele mit denen ich unzufrieden bin. Am Anfang hatte es Nettelstedt mit unserer 6:0 Abwehr schwer. Es war von Anfang an nur die Frage wie hoch wir gewinnen würden. Ich bin froh, dass Karabatic und Zeitz zurück sind, da wir jetzt in der Bundesliga und in der Champions League schwere Spiele vor uns haben. Aber sie sind noch wieder richtig fit. Bei Christian ist immer fraglich, ob seine Verletzung wieder ausbricht oder nicht.
TuS-Trainer Velimir Kljaic:
Es waren heute zwei verschiedene Welten. Kiel ist die beste Mannschaft der Welt. Sie sind übermächtig. Das sind alles Handballtypen. Wir hatten gehofft, dass ohne Karabatic und Zeitz das Ergebnis nicht so hoch ausfallen würde, aber so hatten wir heute keine Chance. Wir werden uns das Video des Spiels anschauen um zu sehen, wie diese Mannschaft funktioniert. Ich bin neidisch auf Serdarusic: Er hat die richtigen Typen ausgesucht.
Nikola Karabatic:
Ich war ein bisschen aufgeregt heute, wollte unbedingt spielen. Jetzt bin ich froh, dass es so gut geklappt hat - schließlich habe ich wegen der Pause ja noch einige Tore in der Torschützenliste aufzuholen ...
Christian Zeitz:
Wenn man so lange verletzt ist, brennt man darauf, der Mannschaft und natürlich auch dem Trainer zu zeigen, was man kann. Das ist mir heute ganz gut gelungen, weshalb ich weitestgehend zufrieden bin.
Viktor Szilagyi gegenüber den KN:
Das war eines dieser Spiele, bei dem schon vorher feststand, dass wir es nicht verlieren können. Auch als Lübbecke auf 7:9 verkürzte, war klar, dass sie das Tempo nicht lange durchhalten würden. Schön, dass Christian und Nikola wieder dabei sind.
Der verletzte TuS-Torhüter Nikola Blazicko gegenüber den KN:
Es macht großen Spaß, Kiel spielen zu sehen. Die werfen mehr als 40 Tore und es sieht so aus, als würden sie nicht einmal schwitzen. Es war mein Traum, gegen den THW zu spielen. Leider hat es nicht geklappt.
Der verletzte TuS-Spielmacher Branko Kokir gegenüber den KN:
Wir hatten uns nichts ausgerechnet und wollten in erster Linie Spaß haben. Anfangs konnten wir gut mithalten. Aber Kiel ist eben Kiel - die nutzen jede Chance, um ein Tor zu machen.

11. Spieltag: 03.11.07, Sa., 15.00: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 25:42 (8:19)

Logo TuS N-Lübbecke:
Gudmundsson (1.-55., 9 Paraden), Madert (55.-60., 3 Paraden); Szymanski (4), Cale, Greiner (2), Tomic (6/3), Schibschid (1), Datukashvili (6), Anclais (4), Olafsson (2/1), Skatar; Trainer: Kljaic
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-47., 15 Paraden), M. Andersson (47.-60., 4 Paraden); Lund (2), Lundström (3), Kavticnik (4), Pajovic (3), Anic (3), Lövgren (5/1), Ahlm (4), Szilagyi (1), Zeitz (5), Karabatic (7/1) Klein (5); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Heinz / Hock (beide Waiblingen-Neustadt)
Zeitstrafen:
TuS: 8 (Schibschid (6.), 3x Greiner (17., 43., 53.), Szymanski (38.), 2x Cale (40., 60.), Tomic (55.));
THW: 3 (2x Pajovic (31., 42.), Kavticnik (52.) )
Rote Karte:
TuS: Greiner (Dritte Zeitstrafe, 53.)
Siebenmeter:
TuS: 4/4;
THW: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (2.), 0:2 (3.), 0:3 (6.), 0:4 (8.), 1:4 (9.), 2:5 (12.), 3:6 (15.), 5:8 (17.), 7:10 (20.), 8:12 (23.), 9:14 (25.), 9:18;
2. Hz.: 12:21 (33.), 13:24 (36.), 13:25 (38.), 13:26 (40.), 15:27 (42.), 16:30 (45.), 17:31 (47.), 19:32 (50.), 19:35 (53.), 21:37 (55.), 23:40 (57.), 25:42.
Zuschauer:
2800 (Kreissporthalle, Lübbecke)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2007:

Karabatic-Gala in Lübecke

Klinik und zurück: Franzose warf beim 42:25 sieben Tore
Lübbecke - So sehen perfekte Arbeitstage für den THW Kiel aus: Der Rekordmeister gewann am Sonnabend in der Kreissporthalle des TuS N-Lübbecke mit 42:25 (18:9) und konnte sich vor dem Heimspiel am Dienstag gegen den HSV Hamburg (20.15 Uhr, live im DSF) zudem über das Comeback von Christian Zeitz und Nikola Karabatic freuen.

Vor allem die Rückkehr des Franzosen sollte denkwürdig werden. Vier Wochen musste Karabatic nach seiner Kapselverletzung in der linken Schulter auf diesen Moment warten: "Ich wollte unbedingt spielen und war ein bisschen aufgeregt." Die Untertreibung des Jahres. Ungeduldig, motiviert bis ins letzte Haar - wie ein Rennpferd, das endlich aus der beengten Box befreit wird, stürzte er sich in der 22. Minute ins Geschehen. Zu diesem Zeitpunkt gaben die Ostwestfalen noch einen brauchbaren Gegner für die Kieler ab, die dennoch in allen Belangen überlegen waren und bereits mit 12:7 führten.

Karabatic schnappte sich den Ball und stürmte direkt auf das Tor des bedauernswerten Birkir Gudmundsson zu. Die Gegner perlten an dem mächtigen Körper des Franzosen ab, der seinen Tunnelblick aufgesetzt hatte und endlich sein erstes Tor werfen wollte. "Es ist einfach doof, dass ich meinen Freunden in diesen schwierigen Zeiten nicht helfen konnte", meinte Karabatic, dessen Sturmlauf am Ellenbogen von Dusan Tomic ein jähes Ende fand. 90 Sekunden nachdem er das Feld betreten hatte, verließ er es wieder. Mit einer blutenden Risswunde über dem rechten Auge. Comeback, erster Teil.

Während Stefan Lövgren und Marcus Ahlm die Weichen für ein Schützenfest stellten, verließ Karabatic in Begleitung von Dr. Rainer Freitag die Halle. Der Mannschaftsarzt des TuS N-Lübbecke wollte die Wunde in einem sterileren Umfeld behandeln und da er im wahren Leben Oberarzt in der Unfallchirurgie des benachbarten Kreiskrankenhauses ist, versorgte er Karabatic dort in Rekordzeit. Genäht und verpflastert ließ Kiels Rückraumspieler sich in der 38. Minute wieder einwechseln, warf noch sieben Tore und verzückte nicht nur TuS-Manager Zlatko Feric ("ich bewundere diesen Spieler").

Als die Karabatic-Gala begann, waren die Punkte allerdings schon längst verteilt. Die Kieler waren mit einer Betonabwehr gestartet und führten 4:0, als Lübbecke durch Danny Anclais in Minute zwölf (!) endlich den ersten Treffer bejubeln durfte. Das verpatzte Abschlusstraining in der Lübbecker Schulsporthalle, in der die Kieler nur ohne ihre Harztöpfe üben durften, war offensichtlich ohne Folgen geblieben.

Den Erdrutsch konnte auch TuS-Trainer Velimir Kljaic nicht verhindern, der bereits nach sechs Minuten eine Auszeit nahm. Viel zu sagen hatte der 61-Jährige, der einst mit Kroatien Olympiasieger und mit Wallau-Massenheim Deutscher Meister geworden war, seinem kopflosen Haufen sowieso nicht. Ohne Spielmacher Branko Kokir (Achillessehne), Kreisläufer Oliver Tesch (Mittelfußbruch) und Torhüter Nikola Blazicko (Kreuzbandriss) stand der Tabellen-16. schon vor dem Anpfiff auf verlorenem Posten. "Kiel und wir - das waren heute zwei Welten", meinte Kljaic. "Sie sind übermächtig. Das sind alles Handballtypen."

So nahm das einseitige Treiben am Ende gar bizarre Züge an. Von einem euphorischen Hallensprecher und den lediglich 2300 Zuschauern gefeiert, bejubelte jeder TuS-Spieler sein Tor, als würde er damit den Favoriten noch vom Sockel stoßen können. Da es sich tatsächlich um Zwischenstände zum 19:32 oder 23:40 handelte, darf daraus gefolgert werden, dass beim Kellerkind niemand mit einem anderen Drehbuch gerechnet hatte. Es zählte eben nicht das große Ganze, sondern nur der Augenblick - und da gab es auch für den TuS einige erfreuliche.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2007)


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