Das
41:26 am Mittwoch im DHB-Pokal beim TV Korschenbroich war wohl nicht
mehr als eine Generalprobe für das kommende Mammutprogramm, das dem dezimierte THW-Kader zwischen dem
3. und 24. November gleich sieben Spiele beschert. Im Schnitt alle drei Tage müssen die
Zebras zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Zum Auftakt geht es am Samstag in die enge,
hitzige Atmosphäre der Kreissporthalle Lübbecke. Der dort wartende TuS N-Lübbecke gehört einmal
mehr zu den Vereinen, die vor der Saison als heiße Abstiegskandidaten gehandelt wurden. Tatsächlich
kämpft der derzeitige Tabellen-15. in jedem Spiel ums Überleben. Anpfiff ist am Samstag um
15 Uhr, aktuelle Zwischenstände und Informationen zum Spiel gibt es wie gewohnt ausführlich
unter
www.kiel-liveticker.de.
Vor neun Jahren erstrahlte die ganze Region rund um Lübbecke im Glanz der Handballer. Unter
dem Namen TuS Nettelstedt, im heutigen Vereinsnamen das "N", verteidigten Spieler wie
Talant Dujshebajew, Bogdan Wenta, Ghenadij Khalepo, Tomas Mocsai und Mark Dragunski den europäischen
Titel im City-Cup. Gleichzeitig war der Triumph aber auch das Ende der erfolgreichen
Ära - fortan ging es Auf und Ab mit dem Verein, ehe 2001 aus dem TuS Nettelstedt der TuS N-Lübbecke
wurde. Der dagewesene Erfolg kam aber auch unter dem neuen Namen nicht zurück, es ging
sogar in die zweite Liga, ehe man 2003/2004 den sofortigen Wiederaufstieg feiern durfte.
Zuletzt aber wurde es von Jahr zu Jahr enger für den TuS N-Lübbecke im Kampf um den Verbleib
in der TOYOTA-Handball-Bundesliga, zuletzt musste man sogar in die Relegation, wo man sich
mit zwei knappen Erfolgen gegen den TSV Bayer Dormagen durchsetzen konnte (siehe
Extra-Bericht).
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Erfolgreichster Torschütze beim TuS-N: Neuzugang Sergo Datukashvili
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TuS |
Klar, dass angesichts dieser Vorgeschichte das Saisonziel in Ostwestfalen nicht viel mehr
als "möglichst schneller Klassenerhalt" lauten konnt. Trainer Velimir Kljaic will "spätestens im März
für die neue Saison planen können", obwohl er vor dieser Saison vor der Aufgabe stand, gleich neun Abgänge zu kompensieren. Am schwersten
wiegt dabei wohl der Weggang von Nationalspieler Rolf Hermann, den es zum TBV Lemgo zog.
Aber der Wechsel von Spielmacher Stian Tönnesen zum SC Magdeburg machte die Saisonplanung nicht
unbedingt einfacher. Neun Abgänge - neun Zugänge. Zahlenmäßig hat man die Hausaufgaben
in Lübbecke gemacht. Aus Serbien, Kroatien, Italien, Georgien und Deutschland kommen die
Mannen, die Kljaic auf seiner Suchtour durch Europa entdeckt hat. Besonders eingeschlagen
hat der Halblinke Sergo Datukashvili, den man trotz seiner 45 Länderspiele für Georgien
nicht unbedingt auf den Bundesliga-Zetteln hatte. Doch der 29-Jährige, der von Ystad IFK (SWE)
nach Ostwestfalen kam, ließ sich auch von der härteren Gangart in der Bundesliga nicht
beirren und ist mit bisher 67/2 Toren erfolgreichster Werfer seines Teams - und gleichzeitig
sechstbester Schütze der Toyota HBL. Doch da seine Mannschafts-Kollegen mit dieser
Treffsicherheit nicht mithalten können, hat der TuS N-Lübbecke den drittschlechtesten Angriff
der Liga. Verwunderung kommt bei den Experten deshalb aber nicht auf, schließlich
sind fünf der neun Neuzugänge aus unteren Ligen zum TuS gewechselt - Oliver Tesch
(Eintracht Hildesheim), Thomas Schibschid (Haspo Bayreuth), Denny Anclais (Stralsunder HV), Michele Skatar (TSG Friesenheim),
und der erst 19-jährige Torhüter Konstantin Madert (Lemgo II) brauchen wohl noch
etwas Zeit, um sich in der Bundesliga zu akklimatisieren. So muss Kljaic auf die Routine vertrauen,
die der 30-jährige Towart Nikola Blazicko, er kam von Paris Handball aus Frankreich,
der 27-jährige Dusan Tomic von Pallamano Triest aus Italien und der 29-jährige Datukashvili vor der Saison
mit zum TuS brachten (siehe auch
Gegnerkader TuS N-Lübbecke).
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Kam von Medvescak Zagreb: Josip Cale
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TuS |
Da Verletzungen in der frühen Phase der Saison zudem die Integration der Neuen erschwerten,
musste der TuS N-Lübbecke in den bisherigen Saisonspielen schon häufig Lehrgeld zahlen.
Eine klare Heimniederlage gegen Flensburg zum Auftakt folgte eine Fünf-Tore-Niederlage in Nordhorn und
der erste gewonnene Punkt im Heimspiel gegen Wilhelmshaven. So wohl nicht eingeplant waren indes
die 22:25-Niederlage beim Mitkonkurenten aus Wetzlar sowie das deutliche 24:32 in Melsungen -
das Ziel von Velimir Kljaic drohte schon früh, außer Reichweite zu gelangen. Gut nur,
dass man gegen Balingen-Weilstetten und Essen auf die Heimstärke vertrauen und beide Klubs
mit einer Niederlage im Gepäck auf die Heimreise schicken konnte
(siehe auch
Gegnerkurve TuS N-Lübbecke). Dennoch:
Mit derzeit nur fünf Pluspunkten belegt Lübbecke mit hauchdünnem
Tore-Vorsprung den ersten Nichtabstiegsplatz - die Lage in Ostwestfalen scheint
ähnlich bedrohlich wie in der vergangenen Spielzeit
(siehe auch
Tabelle). Erfolge feierte der TuS
indes im DHB-Pokal, wo man nach Siegen gegen Aurich und Waiblingen ins
Achtelfinale eingezogen ist - und bei der Auslosung am Sonntag (22.45 Uhr. live im NDR Sportclub)
durchaus auch dem THW Kiel zugelost werden könnte - was eine Premiere wäre, denn noch nie
spielten beide Klubs außerhalb der Bundesliga gegeneinander.
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Wieder fit: Jakub Szymanski
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TuS |
Doch zunächst stehen natürlich die Liga-Punkte klar im Fokus des THW Kiel, der trotz seiner
Verletzungsprobleme gestärkt aus den letzten schwierigen Wochen mit Mini-Kader
hervor ging. Auch wenn sich Trainer
Noka Serdarusic vergangenen Mittwoch
wenig erbaut über die Kieler Abwehrleistung am
beim Sieg gegen Korschenbroich zeigte,
gehen die Zebras als Favorit in das Spiel am Samstag, zumal auch die Bilanz klar für die
Kieler spricht. In bisher 36 Spielen konnten die Zebras bei einem Remis 27 Mal die Platte als Sieger verlassen,
die letzte Niederlage datiert vom 07.09.2002 (22:24, siehe
Spielbericht).
In der letzten Saison gewann der THW in der Ostseehalle mit
38:24, in Lübbecke
fuhr der THW einen ebenso deutlichen
41:27-Erfolg ein
(siehe auch
Gegnerdaten TuS N-Lübbecke).
Der TuS wird auf Kreisläufer Oliver Tesch verzichten müssen, der sich im
Training einen Mittelfußbruch zuzog. Neben Torhüter Nikola Blazicko ist Tesch
damit der zweite Langzeitverletzte bei den Ostwestfalen, die gegen den THW aller Voraussicht nach
auch ohne den Linksaußen
Tim Remer, mit bisher 41 Toren zweitbester Schütze seines Teams, auskommen müssen.
Kapitän Branko Kokir wird trotz lädierter Achillessehne ebenso einsatzfähig wie der Tscheche
Jakub Szymanski nach auskurierten Fingerbruch sein.
Die Schiedsrichter am Samstag in der Kreissporthalle Lübbecke sind
Wolfgang Heinz und Günter Hock
(beide aus Waiblingen-Neustadt).
(Christian Robohm)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.11.2007:
Inspektionen auf einer Großbaustelle
N-Lübbecke will Pleite "im Rahmen" halten
Kiel/Lübbecke - Der elfte Spieltag der Handball-Bundesliga
führt den THW Kiel nach Ostwestfalen. Gastgeber ist heute Nachmittag
(15 Uhr) mit dem TuS N-Lübbecke ein Traditionsklub, dessen große Erfolge
inzwischen eine dicke Staubschicht tragen.
Der steile Aufstieg begann 1970, als sich dem Kreisligisten
mit Herbert Lübking von GW Dankersen der Kapitän
der Nationalmannschaft anschloss. Mit ihm feierte der
Klub aus dem 3000-Einwohner-Örtchen sieben Aufstiege
in Serie und zählte 1977 zu den Gründungsmitgliedern
der eingleisigen Bundesliga. Die Gegenwart rund um die
3300 Zuschauer fassende Kreissporthalle in Lübbecke
sieht weniger rosiger aus: In der vergangenen Saison gelang
dem City-Cup-Sieger der Jahre 1997 und 1998 erst in der
Relegation gegen den Zweitligisten Bayer Dormagen der
Klassenerhalt (siehe
Extra-Bericht). Den Preis für
diese Last-Minute-Rettung bezahlt der aktuelle Tabellen-15. noch heute.
"Ohne Relegation würde unsere Mannschaft ganz anders
aussehen", sagt Manager Zlatko Feric, der sich damals
bereits mit drei namhaften Verstärkungen einig war.
"Aber sie mussten sich am 2. Juni entscheiden. Und wir
wussten erst am 13. Juni, in welcher Klasse wir spielen
werden." Als er Verträge anbieten konnte, sei der "Markt
ausgesaugt" gewesen.
So kratzte der Klub, den der Spielautomatenhersteller
Gauselmann (Umsatz: eine Milliarde Euro) sponsert,
neun Spieler zwischen Paris, Triest, Zagreb, Ystad und
Bayreuth zusammen, die bisher noch keine Einheit geworden
sind. Zudem verletzte sich mit Oliver Tesch (Mittelfußbruch)
nun der etatmäßige Kreisläufer und mit dem kroatischen Nationalspieler
Nikola Blazicko (Kreuzbandriss) der Torhüter Nummer eins. "Das hat uns schwer getroffen",
sagt Feric. "Das war bislang eine der wenigen Positionen
bei uns, die keine Baustelle war." Zwischen den
Pfosten hat Lübbecke neben dem isländischen Nationaltorhüter
Birkir Gudmundsson nur den 19-jährigen Konstantin
Madert zu bieten, der mit Zweitspielrecht bislang an den Oberligisten TV Verl
ausgeliehen war.
Auch die Zahlen sprechen für den THW, der die letzten
drei Spiele ( 41:27, 40:31, 41:33)
in der voraussichtlich nicht ausverkauften Kreissporthalle
deutlich gewonnen hat. In den vergangenen 16 Duellen verloren die "Zebras" nur einmal
- am 7. September 2002 (22:24). Im aktuellen Kader, in
dem der zweitbeste Feldtorschütze der Liga, der Georgier Sergo Datukashvili (65) der
Star ist, ist keiner der erfolgreiche Zebra-Jäger von einst
mehr dabei.
Und Feric glaubt auch nicht daran, dass morgen weiteren
TuS-Spielern dieses Kunststück gelingen wird. "Wir wollen nur so lange wie möglich
ein würdiger Gegner bleiben und in einem normalen
Rahmen verlieren." Für die Kieler könnte das Lübbecke-Spiel ein Wendepunkt
in einer Saison sein, die verläuft, wie die vergangene
endete: erfolgreich, aber mit stark reduzierter Belegschaft.
Rechtzeitig vor dem Derby gegen den HSV Hamburg
am Dienstag leert sich die Krankenstation des Meisters.
Voraussichtlich werden Christian Zeitz (Hüft-Operation)
und Nikola Karabatic (Kapselverletzung in der
Schulter), die im Abschlusstraining einen guten Eindruck
hinterließen, heute ihr Comeback geben.
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 03.11.2007)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
TuS N-Lübbecke - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-, Radio- und Internet-Tipps:
-
TV: NDR, Sa., ab 17.30 Uhr: Zusammenfassung TuS N-Lübbecke - THW Kiel in der Sendung "liga1-handball"
- TV: hbl.tv, Sa. ab 17.00 Uhr: TuS N-Lübbecke - THW Kiel (zeitversetzte Ausstrahlung in voller Länge)
-
Radio: NDR 1 Welle Nord:
Sa., ab 15.00: Liveeinblendungen TuS N-Lübbecke - THW Kiel
(geplante Einblendungen um 15.00, 15.30, 16.00 und
evtl. in der Schlussphase)
Tip: Welle Nord kann man auch im Internet live hören!
- Internet: www.kiel-liveticker.de
berichtet zeitnah und topaktuell aus der Kreissporthalle Lübbecke
- Internet: Eine Übersicht über verschiedene Live-Ticker finden Sie auf unserer
Live-Ticker-Seite.