19./20.04.2006 - Letzte Aktualisierung: 20.04.2006 | Bundesliga |
Update #3 | Spielbericht der KN, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt... |
Wie schon im Vorjahr starteten die Ostwestfalen furios gegen den scheinbar übermächtigen Gegner: Zwar gelang Lövgren zunächst die Führung für die Zebras, doch dann sorgten die beiden Außen Sudzum und Olafsson mit ihren Treffern zum 3:1 für gute Stimmung unter den TuS-Fans. Als van Olphen den Anschlusstreffer von Marcus Ahlm postwendend beantwortete und erneut die Lübbecker Flügelzange zum 6:2 (7.) zuschlug, mussten die Kieler Fans erst einmal schwer schlucken.
Doch die Zebras stellten nun die Anfangsnervosität ein und begannen die Aufholjagd. Mit vier Treffern des starken Christian Zeitz, der auf Halbrechts den Vorrang vor Kim Andersson erhalten hatte, schaffte der THW binnen sechs Minuten den Ausgleich zum 8:8, und als nach der erneuten, aber letzten Nettelstedter Führung durch van Olphen Henrik Lundström mit einem Doppelschlag das Spiel endgültig wendete, da zudem Mattias Andersson sein Tor immer besser verriegelte, wurde es schnell still in der Halle. Kavticnik und der starke Christian Zeitz erhöhten sogar auf 12:9 für die Gäste, doch die Ostwestfalen ließen sich zunächst noch nicht abschütteln und blieben zunächst dran. Als dann Daniel Kubes auf 12:14 verkürzte und in seiner Wurfbewegung Christian Zeitz am Kopf traf, so dass dieser zunächst angeschlagen pausieren musste, witterten die Fans in der Halle wieder Morgenluft.
Doch nun schienen die Zebras - auch ohne ihren bislang besten Torschützen - wieder hellwach. Bedingt durch die Sonderbewachung für Nikola Karabatic hatte Kapitän Stefan Lövgren ungeahnte Freiheiten im Rückraum, von denen nun vor allem Marcus Ahlm profitierte: Der schwedische Kreisläufer wurde mit herrlichen Anspielen gefüttert, so dass dieser den THW mit drei Treffern auf 19:13 davonziehen ließ. Kurz vor dem Wechsel wurde es dann doch nochmal laut in der Kreissporthalle: Nach einem rüden Foul von Fabian van Olphen an Nikola Karabatic zückte das gute Schiedsrichtergespann Damian/Wenz zum Entsetzen der Nettelstedt-Fans direkt die Rote Karte. Eine Hiobsbotschaft aber auch für den THW, da Nikola Karabatic zunächst nicht weiterspielen konnten.
Nach dem Wechsel schien sich das Fehlen des Franzosen noch nicht negativ auf das Kieler Spiel auszuwirken: In Überzahl zogen die Zebras schnell auf 25:14 (34.) davon. Doch nun fand der für den in der ersten Halbzeit enttäuschenden Fazekas ins Lübbecker Tor gekommene Torsten Friedrich ins Spiel und vernagelte seinen Kasten. Während die Zebras im Angriff zunehmend nervöser wurden, konnte der ansonsten starke Stefan Lövgren Europameister Nikola Karabatic im Mittelblock nicht vollends ersetzen, so dass die Gastgeber nun mit mehreren Rückraumtreffern über 19:26 (37.) bis auf 24:30 (44.) verkürzen konnte.
Noka Serdarusic reagierte und setzte nun wieder auf den von den Zuschauern zu Unrecht ausgepfiffenen Nikola Karabatic. In Windeseile zogen die Zebras - nun mit dem Selbstvertrauen eines Deutschen Meisters - u.a. mit vier weiteren Ahlm-Treffern wieder auf 38:26 (52.) davon und ließen am Sieg nichts mehr anbrennen. Lübbecke konnte in der trotz des klaren Spielstandes etwas hektischen Schlussphase zwar noch ein wenig verkürzen, weil sich die Kieler gleich drei Zeitstrafen gönnten, doch am deutlichen und hochverdienten Sieg gab es längst nichts mehr zu rütteln.
(Sascha Krokowski)
Aus kiel4kiel.de:
THW mit souveränem Sieg in Lübbecke
Es schien nach den anstrengenden Wochen mit dem Pokal-K.O. gegen Kronau und der Länderspielpause für fast die komplette Zebraherde eine äußerst unangenehme Pflichtaufgabe zu werden. Doch letztlich hatten die Handballer vom THW Kiel weitaus weniger Probleme, um den TuS N-Lübbecke am Mittwochabend mit 40:31 (21:14) in seine Schranken zu weisen. Eine herausragende Leistung in Ostwestfalen lieferte Kiels Kreisläufer Marcus Ahlm ab, der insgesamt 13 Treffer erzielte.
Wir kamen von Anfang an nicht in unseren Angriff. Bis zur 5./6. Minute haben wir kapitale Fehler gemacht und Nettelstedt zum Toreschießen eingeladen. Dann haben wir im Angriff ruhiger gespielt und ab der 15. Minute zu unserem Spiel gefunden. Wir haben engagiert gespielt, haben in der Abwehr gut gestanden und den Gegner gezwungen aufs Tor zu werfen. Dadurch konnten wir unser Spiel mit Tempogegenstoß und erster/zweiter Welle spielen.In der zweiten Halbzeit begann die "Zauberei": wir haben sechs Minuten lang jeden Angriff nicht länger als 10 Sekunden gespielt. Dadurch kam Nettelstedt nochmal ran.
Die Mannschaft versucht immer Druck zu machen. Das Wichtigste ist: wir haben zwei Punkte.
[Zur Roten Karte:]
Bei der Roten Karte gibt es nichts zu diskutieren!
Wir standen von Anfang an aggressiv in der Deckung und haben den THW zum Werfen gezwungen. Bis zum 7:5 haben wir gut gespielt - aber wir wissen, dass es gegen Kiel immer diese Wellenbäder gibt.Mattias Andersson hatte keine großen Probleme, die Bälle zu halten, und wir haben den Ball nicht schnell genug durch unseren Angriff gespielt. Wir haben "klein-klein" in Kleingruppen gespielt.
Nach der Halbzeit hat der THW mit Tempo auf 10 erhöht, aber wir haben trotzdem die Ruhe bewahrt. Der THW will immer auf Tempo gehen, aber wir waren nicht abgeklärt genug, um aus deren Fehlern Kapital zu schlagen. Am Sieg gibt es nichts zu rütteln.
Wir haben viel ruhiger gespielt, als zuletzt beim Final Four in Hamburg. Allerdings wussten wir nach der langen Pause nicht, wo wir stehen. Wichtig war, dass Biss und Leidenschaft zurück gekommen sind.
Heute waren wir alle hochmotiviert. Wir haben in der Abwehr super gestanden und uns gut bewegt. Wir haben vor allem durch Intelligenz in den Gegenstößen geglänzt.
Wir haben den Fehler gemacht, dass wir beim Kieler Tempospiel mithalten wollten. Das hat uns das Genick gebrochen. Bei dem hohen Tempo sind uns zu viele Fehler unterlaufen. Wenn Kiel erst einmal loslegt, ist gegen die kein Kraut gewachsen.
Im letzten Jahr führten wir ebenfalls deutlich (5:0, Anm. d. Red.) und sind damals auch noch eingebrochen. Bei Kiel klappte alles, bei uns nichts.
Lesen Sie auch Zwei Minuten: Die THW-Kolumne nach dem Spieltag mit Nikola Karabatic.
Aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2006:
"Heute war alles anders", strahlte Torhüter Mattias Andersson, der mit 19 gehaltenen Bällen überragender Rückhalt der aggressiven THW-Abwehr war. "Wir hatten eine super Einstellung und haben uns auch durch den frühen Rückstand nicht aus der Bahn werfen lassen."
In der ausverkauften Lübbecker Kreissporthalle suchten die Zebras nur in der Anfangsphase nach ihrem Rhythmus. Sie starteten nervös und hatten Probleme mit den wie aufgedreht startenden Gastgebern, die nach neun Minuten 7:3 führten. Sorgen habe er nie gehabt, sagte Nikola Karabatic mit fester Stimme. "Wir waren unserer Sache von Beginn an sicher, weil die Einstellung hundertprozentig stimmte."
Die Kieler fingen sich schnell, weil die Abwehr energisch zupackte und Mattias Andersson auch bei Eins-gegen-Eins-Duellen mehrfach Sieger blieb. So kam das Tempospiel zum Tragen. Auf den bedauernswerten Nandor Fazekas im TuS-Tor rollte Welle um Welle zu. Als Stefan Lövgren, Kim Andersson, Henrik Lundström und Marcus Ahlm im Halbminuten-Takt den beruhigenden 21:14-Halbzeitstand auf 26:15 (35.) katapultiert hatten, war die Entscheidung gefallen, der Rest nur noch Schaulaufen.
Wichtigen Anteil am schnellen Führungswechsel hatte Christian Zeitz, der seit langer Zeit erstmals in der Startaufstellung auftauchte. Die ersten Bälle vertändelte Kiels Linkshänder noch nervös. Dann traf er mit einem abgefälschten Wurf, setzte einen Dreher gekonnt an Fazekas vorbei ins Netz, und als er mit einem "Steal" auf die Reise ging und diesen trocken zum 8:8 verwertete, stand endlich wieder jener Zeitz auf der Platte, den die Fans in der Vergangenheit in den Heldenstatus gehoben hatten. Gestoppt wurde Kiels Linkshänder ausgerechnet in der Abwehr, als Daniel Kubes ihm die Wurfhand über den Schädel zog. Benommen wankte der 25-Jährige Richtung Bank, kehrte aber Ende der zweiten Halbzeit zurück.
Einen überragenden Abend erwischte Ahlm. Kiels Kreisläufer war Turm in der Abwehr und traf vorne aus allen Lagen. 13 Tore standen am Ende in der Bilanz des Schweden, der in Vertragsverhandlungen mit dem THW steht und seinen 2007 auslaufenden Vertrag in Kürze verlängern dürfte.
Fast wäre gestern noch ein Wermutstropfen in den Kieler Freudenbecher getropft. Als Karabatic sich in der 29. Minute am Kreis durchgetankt hatte, griff Thorir Olafsson dem französischen Europameister in den Wurfarm. Mit lautem Schrei und schmerzverzerrtem Gesicht blieb Karabatic liegen. Die THW-Bank befürchtete eine schwere Verletzung, und die Rote Karte folgte als logische Konsequenz. Sie traf allerdings Fabian von Olphen. "Ich habe den Schiris klar gemacht, dass ich der Täter war", erklärte Olafsson später, "aber sie haben nicht reagiert." Rot sei völlig in Ordnung gewesen, sagte auch TuS-Rückraumspieler Tobias Schröder, "allerdings sollten die Schiris wissen, wem sie diese verpassen." Viel wichtiger aber für Karabatic und den THW-Endspurt um die Meisterschaft war die Entwarnung aus dem Mund des Gefoulten. "Ich bin wieder in Ordnung."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2006)
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