30.04.-02.05.2005 - Letzte Aktualisierung: 02.05.2005 | Bundesliga |
Update #5 | KN-Bericht ergänzt, Stimmen ergänzt, Fotos ergänzt, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt |
Mehr als 500 THW-Fans hatten die Kreissporthalle Lübbecke im Griff.
200 Fotos vom Spiel. ©
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Spielszene.
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Doch der THW kam wie verwandelt aus der Kabine: Zwar verwarf zunächst Johan Pettersson auch seinen zweiten Versuch von der Siebenmeterlinie, doch dann sorgte der Schwede nach dem Ausgleich von Stefan Lövgren für die erste Kieler Führung des Spiels (19:20, 33.). Nach schönem Anspiel von Boquist erhöhte der nun immer stärker ins Spiel einbezogene Marcus Ahlm vom Kreis auf 19:21. Lübbecke wachte aber aus dem Halbzeitschlaf auf - zehn Minuten lang verkürzten die Ostwestfalen immer wieder auf ein Tor, bevor sie wieder mit einem weiteren Gegentreffer, bevorzugt durch die nun stärker werdenden Rückraumspieler Hagen und Zeitz, in ihre Schranken gewiesen wurden. Schröders Treffer zum 25:26 (42.) leitete eine weitere spielentscheidende starke THW-Phase ein: Pettersson erzielte das 25:27, im Gegenzug verwarf der zuvor sichere Stian Tönnesen einen Siebenmeter gegen Dennis Klockmann. Als dann auch noch Daniel Kubes seine zweite Zeitstrafe bekam, setzte sich der THW durch einen Siebenmeter von Wagner und ein Tor von Ahlm mit 25:29 (44.) ab. TuS-Trainer Jens Pfänder nahm eine Auszeit, und kurzfristig konnte sein Team sich auch wieder besser gegen die sehr offensive Kieler Deckung durchsetzen und verkürzen - drei Treffer von Goran Sprem brachten die Gastgeber wieder auf 28:30 heran (48.).
Jubel bei dem THW und seinem Anhang nach dem so wichtigen Sieg.
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(Sascha Krokowski)
Aus kiel4kiel.de:
THW Kiel nimmt große Hürde in Richtung Meisterschaft
Es war das erwartet harte Stück Arbeit, das der THW Kiel am Samstag Abend beim TuS N-Lübbecke zu verrrichten hatte. Am Ende jubelten die Zebras und über 500 mitgereiste Fans über einen 41:33 (18:19) - Erfolg, der die Kieler einen großen Schritt näher an die insgesamt 11. Meisterschaft brachte. So klar, wie es das Ergebnis aussagt, war die Partie allerdings nur in den letzten sieben Minuten. Zuvor ging der THW durch ein Wechselbad der Gefühle, lag nach sechs Minuten mit 0:5 im Hintertreffen und musste auch in der zweiten Halbzeit lange um die wichtigen Punkte bangen. Doch eine Leistungssteigerung aller Spieler ließ am Ende die ausverkaufte Kreissporthalle in Lübbecke in Schwarz-Weiß "erstrahlen".
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Wir sind aggressiv ins Spiel gegangen, was wir uns auch vorgenommen hatten, und haben eine 5:0-Führung herausgespielt. Aber ich habe keine Illusionen gehabt, der THW ist in der Lage, so etwas zu drehen. Wir haben mit vielen Zweikämpfen in der ersten Halbzeit ein kleines Handballfest gezeigt, zumindest aus unserer Sicht. In der Halbzeit haben wir angesprochen, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Wir wollten die erste und zweite Welle konsequent bis zur Tormöglichkeit durchspielen. Das haben wir nicht geschafft. Wir haben das Tempo in der zweiten Halbzeit überzogen. Der THW hat verdient gewonnen. Wir haben ein attraktives Spiel auf gehobenem Niveau gezeigt.
Es war mit Sicherheit keine leichte Aufgabe. Das hat uns Nettelstedt von Anfang an gezeigt. An unserem Gesichtsausdruck konnte man sehen, dass das Abwehrspiel noch nicht da war, und Nettelstedt ging verdient in Führung. Danach haben uns ein paar gehaltene Bälle von Fritz ins Spiel gebracht. In der Halbzeit haben wir angesprochen, dass der Enthusiasmus unserer Mannschaft nicht vorhanden war. Nettelstedt hat nach jedem Ball gekämpft und gefightet, wir nicht. Wer als Sieger vom Feld gehen will, muss Begeisterung und Siegeswillen zeigen. Großes Kompliment an Nettelstedt. Sie haben mit viel Engagement gespielt.
Wir haben nicht ein "kleines" Handballfest gesehen sondern ein großes. Wir hatten eine große Zuschauerunterstützung, die sich mit den Nettelstedtern Fans hochgepusht haben. Am Schluß war der Sieg 2 bis 3 Tore zu hoch. Jetzt können alle zufrieden nach Hause fahren.
Man hat mir heute zur Meisterschaft gratuliert, man hat mir in Magdeburg gratuliert, aber wir müssen bis zum Ende kämpfen. Erst wenn wir rechnerisch durch sind, lasse ich mir gratulieren. Nettelstedt unser schwerstes Spiel vom Restprogramm? Ich sehe das anders. Jedes Spiel ist schwer, das hat man heute gesehen. Dass sich die heute nicht aufgeben würden, war klar, die Nettelstedter haben dann sogar sehr gut gespielt. Wir haben in der ersten Hälfte vorne unsere Chancen nicht gemacht, sind so nicht gut ins Spiel gekommen. Am Ende haben wir dann auch das Quäntchen Glück gehabt.
Wir hatten uns darauf eingestellt, dass es hier sehr schwer werden würde. Dass es dann aber so schnell 0:5 steht - davon mussten wir uns erstmal erholen. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir zum letzten Mal zu Beginn so hoch zurück gelegen haben - Gott sei Dank... Zweifel, ob wir das Spiel noch drehen könnten, hatte ich nach dem Start schon. Ob das unser schwerstes Spiel vom Restprogramm war, weiß ich aber erst, wenn wir die anderen fünf auch gespielt haben. Das war heute auf jeden Fall ein großer Schritt zur Meisterschaft!
Aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2005:
3400 Zuschauer in der bis unters Dach gefüllten Kreissporthalle Lübbecke erlebten eine rassige Partie mit ausgesprochen hohem Unterhaltungswert. Die Zebras boten ihren rund 600 mitgereisten Fans dabei Stoff für eine klassische Romanvorlage, starteten mit einem Fehltritt, kämpften sich heran, erlitten erneute Rückschläge und arbeiteten sich schließlich Kapitel für Kapitel zum Happyend durch. "Wir hatten uns darauf eingestellt, dass es hier sehr schwer werden würde", erzählte Christian Zeitz später. "aber dass es so schnell 0:5 stehen würde - davon mussten wir uns erst erholen." Sechs Minuten benötigten die Gastgeber für den überraschenden Zwischenstand. Die Kieler blieben behäbig in den Startlöchern hocken, wirkten leblos, waren zu weit von ihren Gegenspielern weg und gingen zudem schlampig mit eigenen Torchancen um. Den ersten THW-Treffer erzielte Frode Hagen zum 1:5, die Aufholjagd ließ dennoch auf sich warten.
Diverse Schlüsselszenen prägten das Spiel. Die erste geschah in der elften Minute, als der von der SG Flensburg ausgeliehene kroatische Weltmeister Goran Sprem statt zum 10:5 THW-Torhüter Henning Fritz traf, genauer ausgedrückt, das rechte Bein des Welthandballers des Jahres. Zweimal Pettersson, Lundström und Zeitz glichen innerhalb weniger Uhrzeigerumdrehungen zum 9:9 aus. Das Zeichen zur Wende? Pustekuchen. Lübbecke ließ nicht locker, machte weiter Dampf, verwandelte die Halle in einen brodelnden Kessel - und blieb vorn. Auffällig vor allem Tobias Schröder und Rolf Hermann im Rückraum, Sprem vernaschte die THW-Abwehr von Linksaußen und per Tempogegenstoß, außerdem gab Kreisläufer Patrick Fölser keine Ruhe. Das 19:18 zur Halbzeit entsprach dem Spielverlauf.
Die Zebra-Zeit brach nach der Pause an, als Johan Pettersson den ersten THW-Führungstreffer am guten ungarischen Torhüter Nandor Fazekas, dem "Deutschlandschreck" bei großen Turnieren, vorbeizauberte. Fortan hatte Kiel stets die Nase vorn, aber abschütteln ließen sich die Ostwestfalen nie. Gut für den THW, dass Dennis Klockmann beim 27:25 (41.) den Siebenmeter von Tönnesen parierte, ganz wichtig der geklaute Ball, den Christian Zeitz bei doppelter Unterzahl energisch eroberte und kühl im TuS-Tor versenkte. Außerdem wurde Marcus Ahlm zum Schreckgespenst für Lübbeckes Abwehr. Insgesamt 20-mal erreichten Anspiele von Lövgren, Hagen oder Zeitz Kiels Kreisläufer. Zehnmal versenkte der Schwede, außerdem holte er sechs Siebenmeter heraus. Weltklasse.
Für die letzte Schlüsselszene war dann Henning Fritz zuständig. Der Leidtragende: Goran Sprem. Beim 35:32 (52.) machte Kiels Torhüter erst einen Siebenmeter des Kroaten unschädlich, um ihm Sekunden später einen Tempogegenstoß weg zu fischen. Überhaupt Henning Fritz: In dem Maße wie Fazekas nachließ, packte der Kieler nach und nach seinen Titel "Welthandballer" aus. "Henning war unglaublich", lobte Manager Uwe Schwenker Kiels Nummer eins, der in der Schlussphase dem Ideal des Torhüterdaseins ganz nahe kam: Fritz verdichtete sein Tor zur undurchdringlichen Wand. Die Folge: In fünf Minuten geriet der knappe Vorsprung zum 41:33-Kantersieg. "Wir haben das Tempo in der zweiten Halbzeit überzogen", resümierte TuS-Trainer Jens Pfänder, "aber auch dazu beigetragen, dass die Zuschauer ein Handballfest erleben durften." Richtig. Beteiligt daran waren auch Lars Geipel und Marcus Helbig. Die jungen Unparteiischen passten sich dem guten Niveau beeindruckend an.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.05.2005)
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