01./03.12.2007 - Letzte Aktualisierung: 03.12.2007 | Bundesliga |
Update #1 | KN-Bericht und weitere Stimmen ergänzt... |
Jubelnde HSG-Fans im ausverkauften Euregium in Nordhorn. |
Ales Pajovic kam zunächst nur in der Deckung ins Spiel. |
Und die Kieler fanden auch in der Folge nicht vollends zu ihrem Spiel, besonders in der Abwehr gegen den starken Przybecki-Ersatz Mamelund wurde nicht konsequent genug angegriffen. So war es auch der Norweger mit zwei Treffern, der den Drei-Tore-Vorsprung bis zum 10:7 (18.) hielt. Karabatic gelang zwar der Anschluss, aber Nordhorn reagierte per schneller Mitte durch Abwehrchef Kubes im Stile einer Spitzenmannschaft, baute den Vorsprung nach einem Fehlwurf Lövgrens sogar durch Filips 7m auf 12:8 aus.
Börge Lund erzielte gegen sein Ex-Team drei Tore. |
Henrik Lundström verwandelte alle seine fünf Siebenmeter. |
Doch vor allem Peter Gentzel hatte etwas dagegen: Fünf Paraden innerhalb kurzer Zeit gegen Kim Andersson, Karabatic, Pajovic und Kavticnik ließen die allerdings auch ideenlos anrennenden Kieler Angreifer verzweifeln. Auf der Gegenseite machten es Stojkovic, Glandorf und Machulla besser, Nordhorn war wieder auf 24:19 (41.) enteilt. Immerhin gaben sich die Zebras noch nicht auf, ein Treffer von Kim Andersson brachte den Anschluss, eher Omeyer einen Wurf von Mamelund parierte - nur schaltete erneut Myrhol als erstes und versenkte den Nachwurf.
Überragender Rückhalt bei Nordhorn: Peter Gentzel. |
Dennoch: Der THW blieb dran, einige wichtige Paraden von Omeyer in dieser Phase ließen Nordhorn nicht wieder enteilen. Nur wollte nie der Anschlusstreffer fallen, der die Zebras bis auf ein Tor herangebracht und die Gastgeber vielleicht nochmal nervös gemacht hätte: Die besten Chancen darauf vergaben Pajovic in der 51. und Kim Andersson in der 54. Minute, in den entscheidenden Momenten war Peter Gentzel einfach nicht zu überwinden.
Beim Stand von 30:28 für Nordhorn nahm Noka Serdarusic nach einer Omeyer-Parade gegen Glandorf seine Auszeit. Mit wenig Erfolg: Erneut scheiterte Kim Andersson am Nordhorner Schlussmann, während Mamelund auf der Gegenseite sowohl Karabatic als auch Pajovic an sich band und dann den freien Myrhol bediente - 31:28 für Nordhorn. Kiel hatte es eilig, Karabatic wollte schnell verkürzen, doch Gentzel hielt erneut - die Entscheidung für Nordhorn. Unter Standing Ovations bauten die Grafschafter den Vorsprung gar noch aus und sind spätestens jetzt ein heißer Anwärter auf den Meistertitel. Für den THW heißt es nach der dritten Niederlage nun, bis zur EM-Pause keine Punkte mehr abzugeben - um dann in der Rückrunde zur Aufholjagd zu blasen.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir haben gesehen, dass Nordhorn in dieser Saison den technisch besten und schönsten Handball spielt. Daher waren wir vorgewarnt. Wir spielen lange nicht mehr so homogen wie noch in der letzten Saison. Wir hatten bereits in der 20. Minute eine Vielzahl Chancen vergeben. Peter Gentzel war überragend. Aber unsere Mannschaft hat sich nie aufgegeben und hat gekämpft. Dazu kam noch, dass von Omeyer gehaltene Bälle immer wieder bei Nordhorn landeten.Der Sieg war völlig verdient. Über den Sieger gibt es keine zwei Meinungen.
Ich habe mich über den Sieg wahnsinnig gefreut. Wir haben an uns geglaubt und haben uns gut vorbereitet auf dieses Spiel. Wir haben nicht wie Kiel die hohe Belastung in der Champions League und haben auch keine Verletzten. Wir hatten heute eine gute Abwehr mit Kubes als Chef und Gentzel im Tor.In der Halle war eine super Stimmung. Mehr kann man sich nicht wünschen.
Es war ein normales Spiel für mich. Die Pfiffe? Egal! Wir haben verloren, weil Peter Gentzel überragend gehalten hat und wir 34 Tore kassiert haben.
Wir müssen die Pause bis zum nächsten Spiel nutzen und daran arbeiten, uns anders zu präsentieren als heute.
Unser Ziel waren maximal 30 Gegentore. Ziel erreicht! Nicht nur meine schwedischen Landsleute, auch Karabatic, Omeyer, die ganze THW-Mannschaft war eine besondere Motivation. In der zweiten Halbzeit hatte ich nie ein schlechtes Gefühl, was den Sieg angeht. Nie!
Diese Mannschaftsleistung, die wir heute gezeigt haben, ist ein Grund, warum ich hier geblieben bin. Jetzt bleiben wir oben dabei, aber fangen nicht an, von der Meisterschaft zu sprechen. Es kommen nun schwere Spiele in Hamburg und Lemgo.
Ich habe enormen Respekt vor Börge, er ist ein unglaublich guter Spieler. Und ich glaube, die Leute hier mögen ihn, auch wenn sie es heute nicht gezeigt haben.
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.12.2007:
Ab der ersten Sekunde begleitet ein Pfeifen die Kieler Aktionen im mit 4200 Zuschauern rappelvollen "Euregium". Pfiffe der Stufe eins. Stufe zwei wird in der 22. Minute gezündet, als der Ex-Nordhorner Börge Lund in der Rückraum-Mitte Stefan Lövgren ablöst. Ein warmes Willkommen hört sich anders an. Zu diesem Zeitpunkt liegt Kiel mit 9:13 zurück, schafft es nicht, sein gewohntes Tempo-Spiel aufzuziehen, wirkt mitunter befremdlich phlegmatisch. Immer wieder taucht der Norweger Bjarte Myrhol frei am Kieler Kreis auf, trifft vor der Pause ebenso viermal wie sein Landsmann Erlend Mamelund. Myrhol hechtet in den Kreis (6:4, 11.), Mamelunds Würfe muten sonderbar locker-flockig an wie lässige Adressen an den Tabellenführer, die sagen: "Heute packen wir euch!" Die Rückraumspieler der HSG verrichten Knochenarbeit, ziehen weite Kreise. Dominik Klein auf der halblinken Abwehrseite agiert weit vorgezogen, soll die Effektivität des unermüdlichen Linkshänders Holger Glandorf einschränken. Der eingewechselte Christian Zeitz drischt den Ball innerhalb von drei Minuten in den Abwehrblock (25.), scheitert an Peter Gentzel im Tor des Gastgebers (26.) und verliert den Ball an den zum 17:12 (28.) davonstürmenden Jan Filip. Symptomatisch für die Personalentscheidungen dieses Tages. Im Pfeifkonzert glitscht Lund der Ball zweimal folgenlos durch die Finger. Der Norweger gibt die Antwort prompt und trifft zweimal vor der Pause (18:14) - sehenswert.
Die Geschichte der zweiten Halbzeit beinhaltet die Tatsache, dass Nikola Karabatic sowohl Anteil daran hat, dass seine Mannschaft lange im Spiel bleibt, als auch an der Niederlage. Neunmal trifft der Franzose in wichtigen Situationen, leistete sich aber auch zehn Fehlversuche. Längst haben Einzelaktionen Homogenität abgelöst. Dreimal muss der THW Gegentore in Unterzahl hinnehmen, 22-mal muss der THW eine Parade des galaktischen Gentzel akzeptieren. Gegen Vid Kavticnik (40.), zweimal gegen Karabatic (41.), gegen Ales Pajovic (42.). Sein Gegenüber, Thierry Omeyer, zetert ein ums andere Mal, wenn Abpraller konsequent beim Gegner landen. Weil sich aber auch die akribischen Nordhorner eine kurze Schwächephase leisten, Glandorf über das Tor zielt (45.) und Henrik Lundström endlich einmal wieder eine makellose Siebenmeter-Bilanz zeichnet, ergibt sich überhaupt noch folgender Moment: ein quasi "unmögliches Tor" von Marcus Ahlm zum 26:28 (52.). Als könne er die Aggregatzustände der Materie aushebeln, durchtaucht der schwedische Kreisläufer Glandorf und Myrhol, trifft zum zweiten Mal gegen die von dem Tschechen Daniel Kubes glänzend dirigierte HSG-Deckung. Beim Stand von 30:28 (54.) durch Karabatic, der zusehends das Mannschaftsspiel aus den Augen verliert, nimmt Serdarusic eine Auszeit. Lövgren soll die Seinen noch zum Sieg führen, doch auf der einen Seite schließt Kim Andersson überhastet ab, stellen sich individuelle Fehler ein, auf der anderen Seite geben der stets stürmerfoul-verdächtige Mamelund, Myrhol und Glandorf nicht nach. Knapp drei Minuten nach der Auszeit ist beim 32:28 (58.) alles entschieden, Serdarusic wechselt in dieser Phase Viktor Szilagyi ein. Warum (erst) jetzt, bleibt sein Geheimnis.
"Unglaublich - vom Anfang bis zum Ende", jubelt Bjarte Myrhol nach dem Schlusspfiff, nach dem Feixtanz der Sieger, den Jubelgesängen im "Euregium". Die Kieler schleichen enttäuscht in die Kabine, besonders Lund findet an seiner alten Wirkungsstätte kaum Worte, zieht mit leerem Blick davon. "Da müssen wir jetzt 'rauskommen", sagt Vid Kavticnik. "Aus der Krise."
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 03.12.2007)
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