26.04.2008 | Champions League |
Das "Ur-Foul", das die Funktionäre das bisherige Regelwerk überdenken ließ, beging übrigens Stefan Lövgren. Der THW-Kapitän rempelte im Februar 2005 am Mittelkreis den Flensburger Johnny Jensen um, der drei Sekunden vor dem Abpfiff auf das leere Tor werfen wollte. Die Kieler hatten zuvor Schlussmann Mattias Andersson durch einen Feldspieler ersetzt und zum 26:26 ausgeglichen. Eine Szene, die Tumulte auslöste, aber ungestraft blieb.
Denn, so Stemberg, eine Sperre als Konsequenz für einen Platzverweis gab es damals nicht: "Was Lövgren gemacht hat, war erlaubt." Heute nicht mehr. So verpasste Ljubomir Vranjes (Flensburg) in der vergangenen Champions-League-Saison das erste Finalspiel gegen Kiel, weil er im Halbfinale Valladolid-Schlussmann Sierra aus taktischen Gründen gefoult und den Seinen die Tür ins Finale geöffnet hatte. Stefansson, so entschied die fünfköpfige Spielbetriebskommission der EHF nun, wird nicht gesperrt. Begründung: Bitter habe sich bei dem Foul nicht dort befunden, wo er hätte sein sollen - im Torkreis. Deshalb hätte er gar keinen regelgerechten Abwurf machen dürfen. Das, so Markus Glaser, Spielbetriebsleiter der EHF, hätten die Unparteiischen in der Hektik der letzten Sekunden wohl nicht bemerkt.
Die Kehrseite dieser Argumentation macht aber auch ihre Fragwürdigkeit deutlich: Da die Position von Bitter nicht moniert wurde, hätte sein Abwurf noch zum entscheidenden Tor führen können. Ein Protest von Ciudad Real wäre berechtigt, aber erfolglos gewesen, weil in diesem Fall die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter den Ausschlag gegeben hätte. "Wenn sie das Tor geben, ist der falsche Abwurf geheilt", erklärte Glaser. Dem untadeligen Sportler Stefansson ist dieses Urteil zu gönnen, der Sportart Handball nicht. Wenn trotz klarer Regeln solche Interpretationen möglich sind, bleibt ein fader Beigeschmack.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2008)
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