THW-Logo
16.05.2008 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Serdarusic: "Bin stolz auf meine Jungs"

THW-Trainer lobt seine Handballmeister

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2008:

Stuttgart - Es war eine unwirkliche Szenerie, in der die Mannschaft des THW Kiel vorgestern Abend ihre 14. Meisterschaft feierte. Die 6200 Zuschauer hatten die Porsche Arena nicht verlassen, obwohl die peinliche 31:43 (14:21)-Niederlage ihres Teams, FA Göppingen, Gründe genug geliefert hatte, bereits zur Halbzeit zu flüchten. Doch sie waren gekommen, um den Meister zu sehen. Entsprechend ehrten sie die Handballer aus dem Norden, die bester Stimmung mit einer Polonaise durch die Arena kreiselten.
La-Ola mit dem Publikum des Gegners. Die Flasche Sekt, die Stefan Lövgren nach dem Sieg köpfte, hatte zuvor Göppingens Kapitän Jaliesky Garcia eilig organisiert. Die Kieler hatten keinen eingepackt. Sie hatten erst drei Tage zuvor im Finale der Champions League schlechte Erfahrungen darin gemacht, eine Feier vorzubereiten.

Während der schwarz-weiße Party-Express seine Runden drehte, hatten die Göppinger das Spielfeld weiträumig für eine Ehrung abgesperrt. Pokal, Podest und Flatterband galten allerdings nicht dem neuen und alten Meister. Auch nachdem die THW-Polonaise in den Katakomben verschwunden war, feierte das Publikum weiter. Diesmal Michael Schweikhardt, die Fans hatten ihn zu Göppingens Spieler der Saison gewählt.

"Die letzten Tage waren richtig schwer für uns", meinte ein sichtlich gelöster Lövgren. "Der Frust war riesig." Weniger die Niederlage im Final-Rückspiel der Champions League gegen Ciudad Real hätte die Mannschaft erschüttert, sagte der 37-jährige Schwede: "Uns hat die Art und Weise zu schaffen gemacht, wie wir verloren haben." Fassungslos mussten die "Zebras" am Sonntag miterleben, wie die Spanier den Pokal aus ihrem Wohnzimmer schleppten. Ein Pokal, dessen Deckel THW-Maskottchen Hein Daddel abnehmen und damit den Weg für schwarz-weißes Laserlicht freimachen sollte. So stand es im Drehbuch. Allerdings vor der 25:31-Niederlage. Danach musste in aller Heimlichkeit und im Halbdunkel die Lasermaschine aus der Trophäe geholt werden, um eine Peinlichkeit zu vermeiden. Schwarz und Weiß sind schließlich nicht die Vereinsfarben von Ciudad Real.

Wacker hatte sich die Mannschaft anschließend auf der NDR-Bühne bei ihren Fans bedankt und sich zügig von der Party bei "Tonis" verabschiedet. Auch, weil weder Tisch noch Essen für sie vorgesehen war und im Separee die Schiedsrichter saßen. Neben den Slowenen, die in den 60 intensiven Final-Minuten nie ihre Nominierung rechtfertigten konnten, wollten sie an diesem Abend nicht sitzen.

So flüchtete die Mannschaft ins "Bolero", um in Ruhe den Schock zu verarbeiten. Tags darauf saßen sie nach dem Training noch einmal bei einem einem Glas Bier zusammen. "Da haben wir den Schalter umgelegt", erinnerte sich Lövgren.

"Wir haben uns nur noch auf das Spiel gegen Göppingen konzentriert." Sie hätten sich vorgenommen, den Schwaben gleich von Beginn an zu zeigen, dass sie keine Chance gegen Kiel haben würden. Hatten sie dann auch nicht. Beeindruckt gab sich auch Noka Serdarusic. "Für das, was wir zuletzt geschafft haben, brauchen andere Vereine 70 Jahre", meinte der THW-Trainer. "Ich bin stolz auf meine Jungs." Zu seiner Zukunft äußerte sich der 57-Jährige, der am Sonntag seinen Abschied aus Kiel angekündigt hatte, auch in Stuttgart nicht. Ist diese Entscheidung endgültig? Das, so Serdarusic, habe ihn auch seine Frau gefragt. "Aber auch sie hat keine Antwort bekommen."

Allerdings räumte er ein, die Rücktrittsabsichten nach dem verlorenen Finale "aus dem Frust heraus" formuliert zu haben. Seine überraschende Ankündigung hatte auch im Spielerkreis einen Schock ausgelöst. "Wenn er gehen würde, wäre ich sehr traurig. Ich habe bis 2012 verlängert, weil ich unter diesem Trainer spielen will", erklärte stellvertretend Nikola Karabatic.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.05.2008)


(16.05.2008) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite