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25.07.2008 Olympia 2008

"Handball-Woche": Noch 17 Tage bis Peking - Lage(r)bericht II zur Vorbereitung

Die Handball-Woche.
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Von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 30/2008:

Spätestens wenn am 10. August der erste Ball fliegt, rückt die Hauptstadt des Reichs der Mitte in die Mitte des weltweiten Handballinteresses: aus den beiden Sechsergruppen qualifizieren sich die besten vier Nationen für das Viertelfinale. Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus, und so hat jedes Team begonnen, sich akribisch auf die Olympischen Spiele in Peking vorzubreiten.
Polen: Wenta langfristig in Kielce
Der frühere Magdeburger Coach Bogdan Wenta (46) fungiert seit November 2004 als Übungsleiter der polnischen Nationalmannschaft. Mit Co-Trainer Daniel Waszkiewicz führte er die Rot-Weißen 2007 zunächst zu WM-Silber, stieß dann das Tor Richtung Peking auf und schaffte Mitte Juni gegen die Schweiz auch die Qualifikation für die WM 2009. Der Bronzegewinner von Montreal hat seit 1980 an keinem olympischen Turnier mehr teilgenommen und strebt auch hier nach Höherem.

Nachdem Wenta vorübergehend von San Antonio umworben wurde, entschied er sich letzten Monat für das bis 2013 datierte Amt des Vereinstrainers in Kielce. Nach fast 20 Jahren kehrt Wenta somit in den polnischen Vereinshandball zurück. Die Nationalmannschaft wird er weiterhin betreuen. In Kielce stehen mit Mateusz Jachlewski und Patryk Kuchczynski zwei ihrer Stammspieler unter Vertrag. Ein beträchtlicher Anteil des Rot-Weißen Kaders verdient seinen Lebensunterhalt nach wie vor in der Bundesliga. Am 22./23. Juli stehen in Crikvenica zwei Testspiele gegen Kroatien an, bevor eine Woche später in Seoul zwei Mal gegen Südkorea getestet wird.

China: Handball allmählich beliebter
Das Reich der Mitte blickt auf eine relativ junge Handballgeschichte zurück. Die Sportart wird seit 1956 gelehrt, und seit 1974 findet regelmäßig eine Meisterschaft statt. Bei Olympia fiel der Erfolg des Asienmeisters von 1982 bisher bescheiden aus. 2004 in Athen schied China im Viertelfinale mit 28:32 gegen Dänemark aus.

Der Versuch des Chinesischen Handballverbandes, einer Professionalisierung den Boden zu bereiten, verlief im Sande. Die begrenzte Zahl chinesischer Handballer erschwert Trainer Yan Weiming die Zusammenstellung des Nationalteams. Manche seiner Akteure sind zwar großgewachsene ehemalige Basketballer, ihre Handballkarriere begann daher aber erst spät. Das angeblich niedrige Trainingsniveau wird genauso beklagt wie der Mangel an jungen Talenten. Handball wird zwar gerade in der Hauptstadt allmählich beliebter, dennoch fehlt ihm zur Etablierung als Breitensport noch ein erhebliches Maß an Popularität bzw. Zuschauerzuspruch.

Vor wenigen Wochen verpflichtete der französische Tabellenzehnte Toulouse zwei chinesische Nationalspieler, nämlich Kreisläufer Qi Liang (25) und als Nachfolger Ploquins Torhüter Ye Qiang (30). Sie sind die ersten Chinesen in der französischen Liga D1.

Die Gruppen- und Viertelfinalspiele finden im "Olympic Sports Center Gymnasium" statt, das nach einer erweiternden Renovierung 6300 Zuschauern Platz bietet. Die sich anschließenden entscheidenden Partien werden im "National Indoor Stadium" ausgetragen, dessen Architektur an einen chinesischen Fächer erinnert, und das angeblich über 18.000 Plätzen verfügt. Diese Arena beherbergte Anfang des Jahres auch das Handballturnier "Good Luck Beijing", das ein Team aus der Hauptstadt gewann.

Südkorea: Vorbereitung erneut in Deutschland
Südkorea gewann die seit 2000 alle zwei Jahre stattfindenden Asien-Spiele bisher ganze sieben Mal, so oft wie keine andere Nation. Auch Ende Februar 2008 im iranischen Isfahan stand das Team von Coach Tae Hoon Kim nach achtjähriger Pause auf dem Podest wieder ganz oben, nachdem es im Finale Kuwait mit 27:21 bezwungen hatte. Die WM 2007 beendete die Mannschaft auf Rang 15. Bei Olympia hatte sie 1988 im eigenen Land Silber gewonnen.

Bereits zum dritten Mal bereitete sich der amtierende Asienmeister in Deutschland auf ein Turnier vor. Ende Mai zogen die Blau-Roten gegen Frankreich mit 22:31 den Kürzeren.

Aus dem aktuellen Kader sind der gerade verabschiedete Kyung Shin Yoon, sein jüngerer Bruder Kyung Min Yoon und Chi Hyo Cho dem deutschen Publikum besonders bekannt. Torhüter Kyung Tai Han sowie Mittelmann Sung Il Hwangbo sammeln Meriten in der Schweiz. Weitere Stützen des Teams sind der frühere Pfader Mittelmann Won Chul Paek und Linkshänder Jae Woo Lee, die beide für den japanischen Spitzenklub Daidoo Steel Tore werfen. Ähnlich wie in China leidet auch die südkoreanische Liga unter ihrer noch geringen Popularität.

Ägypten: Schwach gegen Dänemark, stark gegen Deutschland
Ende Juni traten die Nordafrikaner zweimal gegen Dänemark an. Beide Partien entschied der Europameister klar zu seinen Gunsten (38:27, 34:21). Die beiden Länder treffen in Peking zum Auftakt der Gruppenphase wieder aufeinander. Vor zwei Wochen erwies sich Ägypten in zwei Länderspielen gegen Deutschland als gleichwertiger Gegner (25:26, 22:20).

Die Zeiten, in denen Hussein Zaky für Ciudad Real als einziger Legionär die ägyptische Fahne hochhielt, gehören der Vergangenheit an. In seinem Kielwasser reiten inzwischen einige Landsleute ebenfalls auf der Erfolgswelle. So fand Hany El Fakharany (30) als erster Ägypter den Weg in die Bundesliga. Paris HB verpflichtete Mitte Mai Nationaltorhüter Mohamed Nakib Bakir.

Spätestens nach seinen überzeugenden Leistungen bei der WM 2007 wurden Klubs in Deutschland und Spanien auf Rechtsaußen Ahmed El Ahmar (24) aufmerksam. Das Juwel von Zamalek Kairo wurde jüngst hartnäckig von Valladolid umworben. Neben ihm macht eine Reihe junger Nachwuchsspieler - wie El Kalioby, El Fetouh oder Belal Mabrouk - auf sich aufmerksam. Sie verleihen der Nationalmannschaft neues Blut sowie eine interessante, zukunftsweisende Note auf dem Weg nach oben.

(von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 30/2008)


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