09.10.2008 | Handball international |
Der Triumph-Marsch der vergangenen Saison, als Ciudad fünf Titel abräumte, hat genauso viel Bewunderung wie Besorgnis erregt. Die Branche rätselt, ob tatsächlich ein Team geboren wurde, das in der Lage ist, mit der Eisenfaust alle nationalen sowie internationalen Wettbewerbe zu dominieren, wie es einst der FC Barcelona Mitte der 1990-er Jahre tat. Auf Ciudad Real kommt nun aber die schwierige Mission zu, das hohe Niveau zu halten. Die einzige Neuverpflichtung ist der französische Außen Luc Abalo. Die Rückkehr von Rekonvaleszent Chema Rodriguez und die Hoffnung, dass auch Rolando Urios all seine physischen Probleme hinter sich gelassen hat, verdeutlichen, dass Ciudad wieder mit einer Weltklasse-Mannschaft an den Start gehen wird. Hinzu kommt, dass der Klub nach der Einbürgerung von Siarhei Rutenka und Arpad Sterbik nun noch zwei Ausländer mehr verpflichten könnte.
Dagegen dürften Ademar Leon und Portland San Antonio wieder einen Schritt hinter den beiden Spitzen-Klubs zurückmachen. Das Duo hat einschneidende Veränderungen hinter sich. Vor allem der Fall Portland ist bezeichnend. Die "Navarros" haben mit ihrem Ex-Spieler Chechu Villaldea nicht nur einen neuen Trainer, sondern mit Ivano Balic auch noch ihr absolutes Aushängeschildfürrund 500 000 Euro an Zagreb abgegeben. Der Däne Claus Jakobsen (Leon) soll Balic ersetzen. Zudem kamen ebenfalls aus Leon Torwart Danjel Saric und Santi Urdiales sowie Josep Masachs (Ciudad Real) und Ivan Nikcevic (Almeria).
Ein runderneuertes Ensemble präsentiert Ademar Leon. Jordi Ribera, der nach seinem ersten Jahr zum Trainer des Jahres gewählt wurde, musste acht neue Akteure einbauen. Aus Kroatien kam Damir Bicanic (Zagreb), aus Slowenien Denis Buntic (Cimos Koper) und Igor Kos (Celje). Und während Vicente Alamo von Granollers mit Alilovic nun um die Nummer eins im Tor kämpft, verstärken Javier Ortigosa (Portland) und Gonzalo Carou (Arrate) die zweite Reihe.
Die komfortable Situation von Valladolid mit dessen wirtschaftlichem Wohlstand steht voll im Kontrast zur Armut eines der traditionsreichsten Vereine, BM Cantabria Santander. Dem Europapokalsieger der Landesmeister von 1994 wurde am 5. August die Lizenz entzogen. Die Vereinsführung war nicht in der Lage, eine Wechselbürgschaft in Höhe von 175000 Euro vorzulegen. Den Verein drücken Schulden von rund einer Million Euro. Das Resultat war der Zwangsabstieg eine Klasse tiefer in die "Division de Honor B". Da der Klub aber auch für diese Liga die Lizenzgebühr nicht aufbringen konnte, verschwindet das Team nun in der Provinz. Den Platz von Santander nimmt der eigentliche Absteiger Keymare Almeria ein. Die Aufsteiger Cuenca und Alcobendas komplettieren das Klassement.
Neben dem Geld aus Sponsoren-Pools erhalten die spanischen Top-Vereine segensreiehe Hilfen von der öffentlichen Hand. Ademar Leon beispielsweise wird in diesem Jahr mit einem Zuschuss aus dem Provinz-Haushalt in Höhe von 780000 Euro unterstützt. Das ist wesentlich mehr, als der Hauptsponsor, der Versicherungskonzern Reale, zahlt. Von ihm kommen 300000 Euro. Der Gesamtetat der Leonesen steht bei 3,5 Millionen Euro.
Die Subventionen fallen nicht unter Sport-Sponsoring. Das Geld geht an die Vereine, damit diese auf ihren Reisen für den Namen der Stadt und die Region werben. Dies geschieht vor allem dort, wo Handball gemessen an den Erfolgen der Klubs der Profi-Sport Nummer eins ist. Ciudad Real streicht auf diese Weise jährlich rund eine Million Euro ein. Denn wer außer den Spaniern hätte sonst Kenntnis von der Existenz eines Ortes namens Ciudad Real, wären die Handballer in Europa nicht so erfolgreich? Der Gesamtetat des Vereins wird auf sechs Millionen beziffert. Gleichwohl kommen nicht alle Vereine in den Genuss solch' großzügiger Beihilfen. 2007 bekam Valladolid bei einem Etat von 2,8 Millionen Euro "nur" 154000 Euro von der Stadt plus 60000 Euro, um ein internationales Turnier auszutragen.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 29.08.2008)
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