29.11.-01.12.2008 - Letzte Aktualisierung: 01.12.2008 | Nationalmannschaft |
Update #2 | KN-Bericht ergänzt... |
Island aber konnte in der Folgezeit wieder verkürzen, zumal das DHB-Team im Angriff nicht mehr so stark auftrumpfte. Bis zum Pausenpfiff war der Vorsprung beinahe vollends aufgebraucht, nur eine weitere Parade Lichtleins rettete die knappe 16:15-Halbzeitführung.
Nach dem Wechsel brachte Heiner Brand, der auf den verletzten Spielmacher Michael Kraus sowie den Rekonvaleszenten Pascal Hens verzichten musste, Schöne und Strobel ins Spiel, im Tor stand nun Silvio Heinevetter. Der Vize-Olympiasieger, bei dem die beiden Bundesliga-Legionäre Gudjon Valur Sigurdsson (8/3) und Robert Gunnarsson (5) die besten Torschützen waren, setzten aber zunächst ihren Aufwärtstrend fort und gingen beim 19:20 (37.) erstmals in Führung. Doch die deutsche Mannschaft konterte, Göppingens Manuel Späth brachte den Weltmeister wieder mit 21:20 in Front.
Heiner Brand wechselte weiterhin bunt durch und sah, wie sein Team sich wieder absetzen konnte: Über 24:21 nach einem Kaufmann-Doppelschlag, dem 26:23 durch Martin Strobel und Schönes 31:27 sah Deutschland mittlerweile schon wie der sichere Sieger aus. Doch nach dem 32:28 durch Haaß konterte Island mit vier Treffern in Folge, welchen überhastete Angriffsaktionen von Haaß und Christophersen vorausgingen. Tiedtke und Olafsson sorgten letztlich für den Endstand, der letzte deutsche Angriff führte nicht mehr zum Torerfolg.
Der Kieler Dominik Klein, im Spiel zweimal erfolgreich, erkannte nach der Partie: "Ich denke, man hat heute gesehen, dass uns noch Routine fehlt. Wir haben einige Fehler gemacht, aber es ist gut, dass wir gleich morgen das nächste Spiel haben. Da können wir zeigen, dass wir eben solche Fehler nicht mehr machen." Heiner Brand war mit dem Auftreten seiner Mannschaft insgesamt nicht unzufrieden: "Ganz glücklich bin ich aufgrund der letzten 25 Sekunden natürlich nicht. Aber insgesamt ist das Ergebnis okay. Ich bin aber zufrieden, da war nicht immer soviel internationale Erfahrung auf dem Feld. Wir haben Spaß, auch wenn vielleicht ein paar Fehler mehr dabei rauskommen. Wir haben gut im Angriff angefangen, dafür war unsere Deckung eine Katastrophe, das ist dann im weiteren Verlauf etwas gekippt." Mit Blick auf seine Debütanten urteilte Brand: "Manuel Späth hatte ein paar schöne Szenen, in der Abwehr ein paar kleine Fehler. Ein Mann mit Perspektive, Jens Bechtloff war hingegen vielleicht etwas übereifrig."
An diesem Bild änderte sich auch im zweiten Durchgang nichts. Jedoch schlichen sich nun in beiden Angriffsreihen mehr und mehr Unkonzentriertheiten ein, es fielen deutlich weniger Tore. Auch als Island nach 48 Minuten mit 26:24 in Führung ging, kam das DHB-Team sofort wieder heran, glich durch Kaufmann und Klein wieder aus, ehe Strobel den Weltmeister sogar wieder in Führung warf. Doch die Sonderbewachung Glandorfs gefiel der deutschen Mannschaft gar nicht, Island legte wieder vor. Ein Rückraumkracher von Dominik Klein und ein Tor von Kreisläufer Sebastian Preiß brachten das 29:28 für Deutschland, doch Holmgeirsson glich erneut aus. Eine Minute vor Spielende nahm Heiner Brand seine Auszeit, Martin Strobel konnte die Chance zum 30. deutschen Treffer aber nicht verwerten. Stattdessen landete der Ball nach einer guten Lichtlein-Parade letztlich bei Gummersbachs Kreisläufer Gunnarsson, der den Siegtreffer für Island markierte - denn der letzte Wurfversuch Kaufmanns wurde geblockt.
Bundestrainer Heiner Brand ärgerte sich besonders über das letzte Gegentor: "Ein solcher Abpraller darf nie im Leben dem Gegner in die Hände fallen. Das muss ich als Abwehrspieler mit allem Einsatz verhindern, zur Not auch auf Kosten eines Freiwurfs." Auch insgesamt war Brand nicht ganz zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft im letzten Länderspiel des Jahres: "Nicht nur in dieser Szene fehlte meinen Spielern der rechte Biss und die nötige Wachsamkeit. Da waren uns die Isländer einen Tick voraus, zudem waren sie auch ein wenig cleverer. Ich hatte den Eindruck, dass die Lockerheit, die die Mannschaft bisher an den Tag gelegt hat, ein wenig der Verkrampfung gewichen ist, die durch den Druck der anstehenden WM-Nominierung entstanden ist. Kurz vor Weihnachten werde ich aus diesem Kader und den Spielern, die uns diesmal noch fehlten, den Kader für Kroatien benennen."
Aus den Kieler Nachrichten vom 01.12.2008:
Es sind diese Nobodys, welche die aktuell große Zäsur nach dem verpatzten olympischen Turnier in Peking (neunter Platz) personifizieren: Bundestrainer Heiner Brand fängt ganz von vorn an. Dafür zog sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) beim 33:33 (16:15)-Remis am Sonnabend in Oberhausen und der 29:30 (18:17)-Niederlage gestern in Koblenz gegen den Olympia-Zweiten Island mehr als achtbar aus der Affäre.
Viele Fachleute halten aufgrund des radikalen Neuaufbaus eine Titelverteidigung bei der anstehenden WM in Kroatien (16. Januar bis 2. Februar) für nahezu ausgeschlossen. "Sicher, wir stecken in einem intensiven Umbruch, und den ziehen wir auch durch. Das ist eine ganz normale Geschichte", erklärt hierzu der Gummersbacher Brand, der nach einer Hüftoperation sein Team auf Krücken coachte. Aber er verfällt nicht in Panik: "So dramatisch ist das alles nicht."
Hauptargument der Pessimisten ist, dass die in langen Jahren gewachsene Hierarchie der Mannschaft, auf die Brand bekanntlich großen Wert legt, nun erst mühsam aufgebaut werden muss. Kreisläufer Christian Schwarzer (Löwen) und Christian Zeitz (Kiel) sind zurückgetreten. Da Markus Baur seine Spielerkarriere beendete und der Bundestrainer auf Rechtsaußen Florian Kehrmann (Lemgo), Torhüter Henning Fritz (Rhein-Neckar Löwen) "vorerst verzichtet" (DHB-Mitteilung) hat, sind alle drei Mitglieder des Mannschaftsrates von 2007 nicht mehr dabei.
Auch die aktuellen Aussagen Brands deuten darauf hin, dass er der Jugend in Kroatien eine Chance geben will. Aufgrund der geringen internationalen Erfahrungen müsse man "gewisse Schwankungen hinnehmen", ließ Brand in Oberhausen wissen: "Aber ich stehe dahinter." Er werde voraussichtlich keine großen Änderungen mehr vornehmen.
Bei den letzten Auftritten des Jahres 2008 fehlten außerdem der verletzte Spielmacher Michael Kraus (Lemgo), die Rechtsaußen Christian Sprenger (Magdeburg) und Stefan Schröder, Rückraumschütze Pascal Hens und Torwart Johannes Bitter; am Sonnabend verletzte sich zudem noch Weltmeister Torsten Jansen (alle HSV Handball) am Knie, spielte gestern aber wieder. Angesichts dieser vielen Ausfälle präsentierte sich das deutsche Team, angeführt vom überragenden Kapitän Glandorf, mehr als passabel. Speziell Kreisläufer Späth gefiel bei seinem Debüt, während der andere Neuling, Linksaußen Bechtloff, bisweilen etwas übermotiviert wirkte. Die neue Mannschaft befindet sich auf der Suche nach der Stammformation.
Da sie sich aber bereits einmal, beim 27:26-Sieg in der EM-Qualifikation in Slowenien, aus einer bedrohlichen Situation befreit hat, ist der Optimismus bei den Verantwortlichen dennoch groß. "Das hat mich begeistert, wie das Team dort gegengehalten hat", sagt DHB-Funktionär Horst Bredemeier, der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). "Ich bin optimistisch, dass wir in Kroatien unseren Platz in der Weltspitze wieder zurückerobern. Ob wir dann im Spiel um Platz fünf antreten oder noch mehr geht, das werden wir in Kroatien sehen." Zuversicht, die sich auch aus der Tatsache speist, dass viele Konkurrenten den Start in den neuen olympischen Zyklus ebenfalls zu einem Neuaufbau nutzen.
(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 01.12.2008)
(29.11.-01.12.2008) | Ihre Meinung im Fan-Forum? |