Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2008:
Kronau -
Wolfgang Schwenke
kehrt in den Norden zurück. Morgen gastieren die Rhein-Neckar-Löwen
beim HSV. Nach den ersten 75 Tagen an seiner neuen Wirkungsstätte
als Trainer hat das 40-jährige Ex-"Zebra", das zuvor sieben
Jahre lang den Zweitligisten TSV Altenholz trainierte,
nichts von seinem Handball-Herzblut eingebüßt.
Mit "Löwen"-Trainer
Wolfgang Schwenke sprach Tamo Schwarz.
- Kieler Nachrichten:
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Der TSVA hat am Mittwoch in Hannover verloren. Sind Sie noch auf dem Laufenden?
- Wolfgang Schwenke:
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Ja, na klar verfolge ich alles. Ich habe den Verein geprägt,
im Wirtschaftsbeirat sitzen meine Freunde.
- Kieler Nachrichten:
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Heimweh?
- Wolfgang Schwenke:
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Die ersten Wochen waren aufregend, jetzt kehrt Alltag ein.
Für meine Frau Karen ist die neue Situation natürlich
Stress pur. Und meine Kinder Noah (5) und Pia (8) vermisse
ich auch und sie mich. Ich versuche, alle zwei, drei Wochen
ein Treffen zu organisieren. Wir sehen uns in Hamburg,
Weihnachten leider nur einen Tag. Aber das alles wussten
wir vorher. Ich bereue nichts.
- Kieler Nachrichten:
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Haben mittlerweile alle "Löwen"-Spieler Ihre Philosophie
verstanden? Am Anfang wirkte es, als würden sich mit Ihnen
und Routinier Christian Schwarzer zwei Leithammel behaken?
- Wolfgang Schwenke:
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Respektvoller Umgang und Disziplin sind mir sehr wichtig.
Da lief Vieles nicht richtig. "Blacky" und ich haben keine
Probleme. Ich setze meine Sachen durch. Er ist als Kapitän
wichtig, wir nutzen seine Erfahrung. Aber in der Auszeit
spreche ich. Chefs auf dem Feld sind andere: Tkaczyk
oder Harbok. Die Mannschaft ist stärker geworden, nicht
mehr so berechenbar.
- Kieler Nachrichten:
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In der Bundesliga läuft es noch nicht so gut. Wie groß ist der
Druck, der auf Ihnen lastet?
- Wolfgang Schwenke:
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Druck ist ganz normal, wir sind ambitioniert. An der
Spitze steht der THW. Die anderen Favoriten sind bisher
auch nicht souverän. Wir wollen da oben hin. Und dazu
muss man zum Umbauen bereit sein. Aber Manager
Thorsten Storm sitzt mir
nicht im Nacken.
- Kieler Nachrichten:
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In der Champions League als Tabellenführer in die nächste
Runde - wie erklären Sie sich die Rückschläge in der Bundesliga?
- Wolfgang Schwenke:
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Die kann ich mir nicht erklären. Aber wir dürfen nicht
wahnsinnig werden. Hamburg wird ein "Big Point", der
Dezember der Monat der Wahrheit. Gewinnen wir beim
HSV, sind wir wieder dabei. Und die Champions League
ist wie ein ganz anderer Raum, hat Eigendynamik.
Das Viertelfinale ist möglich. Wir müssen nur unsere Heimspiele
gewinnen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie empfinden Sie die Gerüchte, Sie seien nur eine Übergangslösung,
bis Noka Serdarusic in Mannheim seinen Dienst
antritt?
- Wolfgang Schwenke:
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Sollen die Leute reden, darum kümmere ich mich nicht. Vielleicht
kommt Noka ja. Wir haben einen guten Draht zueinander.
- Kieler Nachrichten:
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Sind Sie schon erstliga-flügge geworden?
- Wolfgang Schwenke:
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Ich gehe die Sache unbekümmert an und arbeite akribisch.
Ich stelle mir Handball so vor, dass man - bei aller Härte - im
Training auch lacht, Spaß hat. Wir haben eine Kooperation
mit der TSG Friesenheim, eine "Zweite" in der Regionalliga
und ein Handball-Internat.
- Kieler Nachrichten:
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Ihr Enthusiasmus klingt nachhaltig. Wann fällt eine Entscheidung
über ihre Zukunft?
- Wolfgang Schwenke:
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Thorsten Storm und ich werden
sicher im Dezember einen Weg finden. Noch wohne ich
in Kronau im Internat, muss mich um nichts kümmern.
Über den 30. Juni hinaus kann ich mir hier alles vorstellen.
Bei den Löwen wächst etwas zusammen, an das ich glaube.
(Das Gespräch führte Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2008)