26.01.2009 | International |
IHF-Präsident Hassan Mustafa. |
Inhalt der brisanten Papiere sind in erster Linie Zeitungsartikel und TV-Beiträge aus internationalen Medien über die zahlreichen Skandale, die sich die IHF in den letzten Jahren leistete. Die Chronique scandaleuse beginnt mit dem Manipulationsskandal in der asiatischen Olympiaqualifikation für Peking 2008. Dieses Turnier im September 2007 in Toyota (Japan), bei dem jordanische Schiedsrichter im Spiel Kuwait gegen Südkorea (28:20) nahezu alle Entscheidungen gegen Südkorea gepfiffen hatten, musste die IHF nach großen internationalen Druck neu ansetzen, ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der modernen Olympischen Spiele. Und vor den Richtern des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS) in Lausanne erklärten die IHF-Anwälte, dass Moustafa die ursprünglich vorgesehenen deutschen Referees Frank Lemme/Bernd Ullrich höchstpersönlich abgesetzt hatte. Hintergrund war eine öffentlich gewordene Absprache Moutafas mit dem kuwaitischen Präsidenten des Asiatischen Handballverbandes.
Doch Moustafa leistet sich nicht nur diesen spektakulären Korruptionsfall. Im April 2008 stellte sich heraus, dass der 54-jährige Ägypter seit seinem Amtsantritt im November 2000 alle Dienstflüge ohne Ticket-Belege abrechnete. Auf diese Weise kassierte Moustafa bis Juni 2007 knapp 600 000 Schweizer Franken, aber Konsequenzen gab es erneut keine: "Das ist eine Sache des Vertrauens", erklärte der Ägypter damals dem NDR, er werde auch weiter so verfahren.
Vor zehn Tagen stellte sich heraus, dass die IHF eine abenteuerliche Anti-Doping-Politik betreibt. Nach Angaben von IHF-Medizinern hat die IHF noch nie eine Trainingskontrolle angeordnet. Moustafa habe ihm erklärt, dass sei nur "rausgeworfenes Geld", berichtete der Wiener Sportmediziner Hans Holdhaus. Moustafa verteidigte sich, er habe mit dem nichts zu tun. Peinlich für ihn, dass sich dann herausstellte, dass die IHF-Exekutive im Juli 2008 der Anti-Doping-Einheit tatsächlich ein Budget verweigert hatte. An der Spitze dieses Gremiums sitzt Moustafa.
Mühlematter hat nun allen IHF-Mitgliedern, also auch den Verbänden in Vanuatu, Costa Rica oder Ecuador, diese Informationen zugänglich gemacht. Es sei an der Zeit, vor dem Wahlkongress im Juni über "personelle Änderungen sprechen, insbesondere über den Präsidenten und den Schatzmeister". Sollte Moustafa wiedergewählt werden, würde sich laut Mühlematter "die Situation des Handballs weltweit verschlechtern". Moustafa reagiert unbeeindruckt. Er geht von seiner Wiederwahl aus: "Ich kenne keinen Gegenkandidaten."
(Von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 26.01.2009)
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