Aus den Kieler Nachrichten vom 24.02.2009:

Auch im Umfeld gab es nur zufriedene Gesichter. Er sei begeistert, wie die Mannschaft gespielt habe, lobte Manager Uwe Schwenker. "Und das ohne den verletzten Stefan Lövgren, mit einem angeschlagenen Nikola Karabatic." Der Franzose litt stark unter einer Knieverletzung, die er als WM-Andenken aus Kroatien mit nach Hause gebracht hatte. "Ein Reizknie, nicht besorgniserregend, aber eine Pause ist notwendig", erklärte Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. Karabatic soll geschont und vorerst aus dem Training genommen werden. Er hoffe auf einen Einsatz am Sonnabend in Großwallstadt, sagt Trainer Alfred Gislason. "Ich bin nur froh, dass er gegen Ciudad auf die Zähne gebissen hat, ohne Nikola hätten wir nicht gewonnen."

Bereitschaft und Einsatzwille des Weltmeisters gegen Ciudad Real waren beispielhaft und famos. Steckt Karabatic im THW-Trikot, vergisst er alles - auch die Wechselabsichten zu den Rhein-Neckar Löwen. Bei Eurosport hatte Schwenker am Sonntag angekündigt, dass bis zum Rückspiel in Spanien am 7. März der Wechsel-Hickhack beendet sein könnte. "Nächste Woche wird man mehr wissen", sagte er dem Fernsehsender. Es stehe ein weiteres Gespräch mit Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm an. Wann dieses stattfinden solle und welchen Inhalts, ließ Schwenker gestern völlig offen. Er habe mit Karabatic vereinbart, dass beide Seiten in der Öffentlichkeit über diese Sache nicht mehr reden würden. "Und ich selbst mache meinen Mund nur noch auf, um ein Statement abzugeben, wenn eine Entscheidung gefallen ist."

Entschieden ist beim THW die Nachfolge im Kapitänsamt. Für Stefan Lövgren, der ohne Wenn und Aber nach zehn THW-Jahren in seine schwedische Heimat zurückkehren wird, übernimmt Landsmann Marcus Ahlm ab der kommenden Saison die Binde. Bei Lövgrens Ausfall, wie zuletzt wegen seines Muskelfaserrisses gegen Ciudad, ist der 30-Jährige schon jetzt Stellvertreter des "Spieler-Chefs". Das habe er in Abstimmung mit der Mannschaft beschlossen, erklärte Gislason. "Marcus ist seit 2003 in Kiel, dienstältester Spieler und für mich genau der Richtige für dieses Amt." Schwenker schlägt in die gleiche Kerbe. "Eine gute Wahl, auch wenn es schwierig wird, in die großen Lövgren-Fußstapfen zu treten."

Kiels 38-jähriger Spielmacher fehlt auch im vorletzten Gruppenspiel der Champions League morgen gegen GOG Svendborg (18.30 Uhr, Eurosport), genau so wie Karabatic. Daher werde er sich für die Besetzung der Spielmacherposition etwas einfallen lassen müssen, so Gislason. Als Kandidaten nannte Kiels Trainer Christian Zeitz, Kim Andersson und Dominik Klein. "Sicher ist, dass wir uns keine Blöße geben dürfen, der Sieg gegen Ciudad wäre dann nichts mehr wert."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 24.02.2009)