25.02.2009 | Mannschaft |
Börge Lund arbeitet an seinem Comeback. |
Am 19. Oktober riss dem Norweger, der am 13. März seinen 30. Geburtstag feiert, in Barcelona die Achillessehne. Sein kleiner Sohn Lukas (heute zweieinhalb) saß mit Mama Tone in Kiel vor dem Fernseher und hielt sich vor Schreck die Augen zu. Heute geht es Lukas' Papa wieder besser. "Der Heilungsverlauf ist optimal, Börge arbeitet sich engagiert und hoch professionell durch das Trauertal der Reha. Wir werden ihn in dieser Saison auf dem Feld wiedersehen", sagt THW-Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. In acht Wochen könnte Lund nach seiner ersten schweren Verletzung in die "Zebra"-Herde zurückkehren. Ein Gespräch mit dem blonden Nordmann zeigt schnell: Es wird Zeit!
"Ich bin jetzt nicht mehr so weit weg vom Handball wie vor Weihnachten. Aber langsam nervt es", gibt er zu. Es gebe schon positive Nebeneffekte in den letzten Monaten. "Wenn die Mannschaft auswärts spielen musste, war ich mehr zu Hause." Doch ansonsten? Manchmal verließ Lund morgens um 9 Uhr das Haus und kehrte abends um 18 Uhr zurück. Krafttraining, Laufen, Krankengymnastik, Stabilisationsübungen, Physiotherapie, Wurftraining. Kein Wunder, dass er sagt: "Ich habe kein schlechtes Gewissen." Ein paar "Entschädigungen" erlebte der Ehemann in spe allerdings schon. "Ich war mehr als sonst in Norwegen." Weihnachten feierte er mit Tone und Lukas bei seinen Schwiegereltern, verbrachte Silvester in seiner Heimatstadt Bodö und erinnert sich heute an einen "schönen Monat, in dem die Zeit schneller verging". So etwas war Balsam für die verletzte Seele, die eine Weltmeisterschaft verpasste. Ebenso ein Länderspiel gegen Belgien - ausgerechnet in Bodö. "Ich weiß, wie es ist, bei der Nationalmannschaft zu sein mit den Jungs. Das fehlt mir schon."
Acht Jahre lang plagte Lund seine Achillessehne - mal mehr, mal weniger. "Ich habe die Hoffnung, wieder ganz fit und schmerzfrei zu werden." Im Juni geben sich Börge und Tone nach vier Jahren in Norwegen das Ja-Wort. Die Ringe sind ausgesucht, die Party-Planungen übernimmt Tone, denn schon bald beginnt für ihren "Verlobten" wieder der harte Handball-Alltag. Auf dem Weg dorthin hilft ihm seit Kurzem ein Landsmann - der neue Co-Trainer Ole Viken, der heute 43 Jahre alt wird. Viken, der mit seiner Frau Natali und den Söhnen Kevin (14) und Julian (10) in Laboe lebt und auch Norwegisch unterrichtet, ist Physiotherapeut und Masseur, "knetete" schon die Erstliga-Fußballer aus seiner Heimatstadt Tromsö oder die norwegische Box-Nationalmannschaft. Die Liebe brachte ihn nach Kiel, wo Natali, die Medizin studierte, ihr praktisches Jahr absolviert. Den damaligen Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen lernte Viken bei einem Elternabend kennen. So entstand der Kontakt zum THW. Bei den "Zebras" bringt er auch seine ernährungswissenschaftlichen Kenntnisse mit ein und sagt: "Es war eine Ehre, als Alfred mich gefragt hat, ob ich Co-Trainer werden will." Viken sitzt bei den Spielen nicht auf der Bank. "Alfred ist der Trainer. Vor der nächsten Saison werden wir uns noch einmal darüber unterhalten, jetzt funktioniert alles gut." Nun gibt es also noch einen Norweger im THW-Ensemble. Noch ein zurückhaltender, sympathischer Skandinavier. Neben dem Dialekt verbinde ihn, so Ole Viken, noch eine zweite Sache mit Börge Lund: "Der schwarze Humor der Nordnorweger."
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 25.02.2009)
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