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08.09.2009 Mannschaft

Zebra-Journal: "Was hier passiert, gibt es im Handball sonst nirgends"

THW-Manager Uli Derad zögerte nicht, als die Anfrage des Rekordmeisters kam

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009:

Von Dormagen an die Förde: Am 1. Juli übernahm  Uli Derad das ehemalige Büro seines Vorgängers  Uwe Schwenker.
Klicken Sie zum Vergrößern! Von Dormagen an die Förde: Am 1. Juli übernahm Uli Derad das ehemalige Büro seines Vorgängers Uwe Schwenker.

Die Familie Derad lebte seit 1995 in Dormagen. Ein schmuckes Haus im Stadtteil Delhoven direkt am Waldrand, viele Freunde. "Wir hatten es uns gut vorstellen können, in Dormagen zu bleiben", sagt Uli Derad, seit dem 1. Juli 2009 Manager des THW Kiel. Dann klingelte das Telefon und die Welt der Derads stand auf dem Kopf.
Als die Verantwortlichen des Rekordmeisters Mitte April erstmals kontaktierten, ob er Manager des THW Kiel werden möchte, und zwar umgehend, sei er "total überrascht" gewesen. Sicher, die Spekulationen über die Nachfolge von Uwe Schwenker hatte er auch verfolgt. "Aber ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, dass ich derjenige sein würde."

Von 1997 bis 2002 hatte er den Handballclub TSV Bayer Dormagen gemanagt. Anschließend war er als Hauptgeschäftsführer für die Belange des gesamten Vereins mit zehn verschiedenen Sparten und rund 5000 Mitgliedern zuständig gewesen. Anfragen hätte es zwar mehrere gegeben, aber nie ein Zögern. Bis zu jenem Anruf aus Kiel. Ihm sei sofort klar gewesen, welche Tür sich ihm da auf getan hätte. Aber was würde die Familie sagen? Ehefrau Barbara, eine gelernte Reiseverkehrskauffrau, hatte sich als Leichtathletiktrainerin beim FC Straberg sehr engagiert, die Töchter Hannah (13) und Emma, die beim ersten Heimspiel des THW ihren elften Geburtstag feiert, sind in Dormagen geboren.

"Meine Frau hat sofort Go gesagt", erzählt derad, der in intensiven Gesprächen auch bei seinen Töchtern um Verständnis werben konnte. Erleichternd hätte sich ausgewirkt, dass beide gerne Handball spielen. "Zumindest Hannah weiß, welche Rolle der THW in dieser Sportart spielt."

Vor fünf Jahren hatte sich die Familie ein Haus gekauft. Das steht nun erst einmal leer. Die Zeiten für die Vermietung oder den Verkauf einer Immobilie waren schon besser.

Vier Wochen lebte Derad in einem Kieler Hotel, seit Anfang August hat er mit seiner Familie in Dänischenhagen ein neues Zuhause, die Töchter mit dem Gymnasium in Altenholz-Stift haben eine neue Schule gefunden. "Wir fühlen uns hiei wohl", sagt Derad. "Die Menschen hier sind sehr offen, und es weht immer eine schöne Brise."

Kiel war für den 44-Jährigen kein unbekanntes Pflaster. Mit dem VfL Gummersbach wurde er hier 1991 deutscher Meister. Im ersten Länderspiel einer gesamtdeutschen Nationalmannschaft war er 1989 in der Kieler Arena dabei, als die seinerzeit übermächtige Auswahl der UdSSR besiegt wurde. Seine Länderspielkarriere erlebte der Linksaußen im Schatten von Jochen Fraatz. Ein Schicksal, dass er übrigens mit Uwe Schwenker teilte.

Doch im Trikot von FA Göppingen und dem VfL Gummersbach gab Derad, der insgesamt 280 Bundesligaspiele absolvierte, jahrelang eine gute Figur ab. Zumindest gut genug, um sich mit dem Gehalt sein Studium der Sportökonomie zu finanzieren.

Als er 1989 zum VfL Gummersbach wechselte, hätte es auch Anfragen anderer Clubs gegeben, die mit mehr Geld lockten. Namen will Derad keine nennen, aber der TSV Milbertshofen, damals eine finanzstarke Adresse, dürfte einer der Interessenten gewesen sein. "Geld war für mich nie entscheidend. Gummersbach war ein Mythos, da wollte ich spielen."

Tauschen mit den Profis der Gegenwart möchte Derad, der seine Karriere 1997 wegen anhaltender Rückenprobleme beendete, trotz der deutlich gestiegenen Gehälter nicht. "Der Aufwand, den die Jungs betreiben, ist ein Wahnsinn." Für ihn, der sich selbst als "Teamplayer" bezeichnet, sei es immer nur darum gegangen, das Beste aus den eigenen Möglichkeiten zu machen. Als Manager des THW Kiel ist ihm das gelungen.

"Ich wusste, dass Kiel etwas Besonderes ist. Hier wird Handball gelebt Aber die Emotionen bei Lövgrens Abschiedsspiel waren noch größer, als ich sie erwartet habe. Das gibt es sonst nirgends."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 07.09.2009)


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