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05.11.2009 Mannschaft / Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: "Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft"

Christian Sprenger in Kiel angekommen

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2009:

Kiel - Als die Spannung verraucht, der Pulsschlag im Hexenkessel Bördelandhalle nach dem Handball-Krimi wieder mit normaler Frequenz schlug, mischte sich Alfred Gislason in eine Magdeburger Fangruppe. Mit einem Bier in der Hand diskutierte der THW-Trainer über den glücklichen 30:29-Sieg seiner Kieler Mannschaft.
Gislason hatte die erfolgreichste Zeit der Magdeburger Handballer mitgeprägt, war verantwortlich für die deutsche Meisterschaft 2001 und den Triumph in der Champions League ein Jahr später. Das haben die SCM-Anhänger ihm nicht vergessen, schon beim Einlaufen der Mannschaften fiel der Beifall für den Gästetrainer weitaus kräftiger aus als der für den eigenen Mann, Michael Biegler.

"Wir haben über die Schiedsrichter gesprochen, darüber, dass die harten Attacken der SCM-Spieler weitaus mehr Zeitstrafen verdient gehabt hätten", erläuterte der THW-Coach. Dass sein THW haarscharf an einer Niederlage vorbeigeschrammt war, machte er aber auch an eigenen Fehlern fest. Zunächst habe alles nach einem leichten Gang ausgesehen, "dann haben wir viele unverständliche Böcke geschossen, die Magdeburger zu Gegenstößen förmlich eingeladen. Das hat mich wütend gemacht", so Gislason. Am Ende zogen sich die Kieler selbst aus dem Schlamassel. Filip Jicha übernahm Verantwortung, traf zweimal in Folge, und als Welthandballer Thierry Omeyer den überragenden SCM-Angreifer Andreas Rojewski (neun Tore) 41 Sekunden vor dem Abpfiff per gehaltenem Siebenmeter zum tragischen Helden degradierte, kippte die Waage endgültig auf die THW-Seite. Der Rückschlag im Meisterrennen blieb dem Titelträger erspart, die Spieler von Konkurrent HSV Hamburg drückten vergeblich Daumen vor TV-Geräten.

Nach dem Kraftakt mit Nationalmannschaftseinsätzen in der zurückliegenden Woche und dem direkt folgenden Spiel in Magdeburg tritt Gislason auf die Trainingsbremse. Gestern Morgen stand Auslaufen auf dem Programm, heute müssen nur jene schwitzen, die wenig oder gar nicht zum Einsatz gekommen sind. Neuzugang Christian Sprenger erhielt sogar "Heimaturlaub", tauchte für zwei Tage ab ins "Hotel Mama" bei seinen Eltern in Ludwigsfelde.

Die Rückkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte habe ihn sehr bewegt, erzählt der ehemalige Magdeburger, der unter Gislason den Sprung in den Bundesligakader und in die Nationalmannschaft geschafft hatte. "Das war komisch, in 'meiner Halle' in dem anderen Trikot aufzulaufen." Das Publikum sei für gegnerische Teams allerdings genauso aufputschend "und geil wie für die eigene Mannschaft. Einfach riesige Fans". Außerdem habe es ihn emotional sehr berührt, "durch meine Stadt zu fahren, Bekannte zu treffen, Leute zu sehen, mit denen ich vertraut war".

Auf dem Parkett wusste Sprenger genau, zu wem er jetzt gehört. Vier Chancen bot ihm der Spielverlauf, viermal ließ der Linkshänder dem starken Gerry Eijlers im SCM-Tor keine Abwehrchance. "Seit Juli bin ich Kieler, da gab es keine Zweifel, was zu tun war." Sprenger ist angekommen beim THW, hat die Lücke von Vorgänger Vid Kavticnik geschlossen. Mit 41 Treffern rangiert der 26-Jährige hinter Jicha (59) und Momir Ilic (48) auf Rang drei der internen Torjägerliste. Für Sprenger aber viel zu früh für Bewertungen. "Wir haben erst ein Viertel der Saison absolviert, unser Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft." Die nächste Bewährungsprobe steigt am Sonnabend in Kolding, es ist der vierte Auftritt in der Champions League.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.11.2009)


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