09.02.2010 | Bundesliga |
Mit 28:35 (12:21) hatte der THW am Sonntag in der Eugen-Haas-Halle, der Kultstätte des VfL Gummersbach, verloren: Aus im Viertelfinale. Nach einer Demütigung in der ersten Halbzeit. "Wir haben von der ersten bis zur 60. Minute schlecht gespielt", meinte Andersson, der nur zweimal traf. "Auch ich war unterirdisch." Immer wieder verzettelte der Schwede sich in Diskussionen mit den Schiedsrichterbrüdern Methe/Methe. "Das Spiel war heiß, alle waren voller Adrenalin und ich wollte nur Antworten", meinte Andersson. "Aber die gab es nicht." In der Schlussminute flog er gar mit einer Roten Karte vom Platz. Ein Schlag ins Gesicht des Kroaten Drago Vukovic wurde als Tätlichkeit geahndet. "Diese Strafe habe ich nicht verdient."
Am Ende eines aufreibenden Spiels hatte auch Andersson seine Nerven nicht mehr im Griff. Der bittere Neun-Tore-Rückstand zur Pause und die unglaublichen Paraden von Goran Stojanovic ("Wir haben ihn erst zum Über-Torwart gemacht") hatten auch ihm den Zahn gezogen. Zum Glück, so Andersson, gehe es schon Mittwoch mit dem Bundesliga-Gipfel bei den Rhein-Neckar Löwen weiter. "Da werden wir ein ganz anderes Spiel abliefern."
Kiel im Tränental, der VfL auf der Euphoriewelle. Nach 20 furiosen Minuten waren zwar die Akkus von Viktor Szilagyi & Co leer, doch ihre Leidenschaft, "Elastoman" Stojanovic und die enorme Fehlerquote der Kieler trug sie dennoch souverän ins Ziel.
In ihrer Stammkneipe bejubelten die Sieger bis in die Morgenstunden spontan ihren Coup, eine Feier hatte niemand organisiert. Auch einen Flug zur gestrigen Auslosung, die vor der Kulisse eines A 340 im Hamburger Flughafen stattfand, nicht. Manager Axel Geerken, seit acht Tagen im Amt, buchte erst am späten Sonntagabend. "Wir hatten auf die Kesselatmosphäre in unserer kleinen Halle gehofft", meinte der 37-Jährige, der im THW-Tor zweimal Meister geworden war. "Aber mit einem solch' deutlichen Erfolg habe ich nicht gerechnet." Für den klammen Club, der erneut Gehälter schuldig geblieben ist, könnte dieser Sieg ein Meilenstein gewesen sein. Ein weiterer soll die neue Halle werden, die, so Geerken, 5000 Zuschauer fassen kann. Ein geregelter Spielbetrieb ist in der Eugen-Haas-Halle nicht möglich. Die Alternative, die riesige Kölner Arena, ist für den VfL dieser Tage zwei Nummern zu groß.
"Die Bundesliga-Spitze ist für uns in den nächsten Jahren nicht erreichbar", weiß Geerken, der sich darauf konzentrieren will, die maroden Finanzen in den Griff zu bekommen. Mit den 125 000 Euro Antrittsgeld, die jeder Final-Four-Teilnehmer erhält, ist ein erster Schritt gemacht. Ein kleiner.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2010)
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