19.02.2010 | Bundesliga |
Welthandballer Thierry Omeyer. |
Eingeladen hatten Sarkozy und seine Gattin Carla Bruni, doch die schöne Italienerin fehlte. "Wahrscheinlich durfte sie nicht mitkommen, weil wir so viele hübsche Männer im Team haben", sagt Omeyer und lacht. Sie hätten die Hoffnung nicht aufgegeben, Bruni zu treffen, schließlich sei ihre Erfolgsgeschichte noch nicht abgeschlossen. "Warum sollten wir dieses Triple nicht wiederholen?", meint Omeyer, der auch deshalb zum Welthandballer gekürt wurde, weil er nur eine Blickrichtung kennt - nach vorne. "Ich habe meinen Zenit noch nicht erreicht."
Die, die ihm den Erfolg neiden, sagen, dass er ein schlechter Verlierer sei. Dem widerspricht der 33-Jährige nicht. Verlieren konnte er schon als kleiner Junge nicht, und auch heute kann er sich mächtig ärgern, wenn er beim Trainings-Kick zu denen gehört, die nicht gesiegt haben. "Ein schlechter Verlierer ist aber noch lange kein Gewinner", sagt Omeyer und verrät, warum er einer geworden ist.
Geprägt hat den in Mülhausen geborenen Spross einer Handballerfamilie das erste Jahr bei Montpellier HB. Am letzten Spieltag mussten die Südfranzosen beim designierten Meister Chambery HB zusehen, wie der Gegner geehrt wurde. "Das wollte ich nicht noch einmal erleben", sagt Omeyer, der mit Montpellier und dem THW, dem er sich 2006 anschloss, acht Meisterschaften folgen ließ. "Platz zwei interessiert mich nicht." Wenn er das Gefühl hätte, er könnte mit seinem Klub keine Erfolge mehr feiern, müsse er wechseln. In Kiel hat er bis 2013 unterschrieben. Auch weil er glaubt, hier seinen 29 Titeln weitere folgen lassen zu können. Aber der Vertrag, so Omeyer, ist nur ein Stück Papier. Spätestens seit Nikola Karabatic und Vid Kavticnik den THW für eine Ablöse von 1,5 Millionen Euro verlassen hätten, sei klar, dass es diese innige Bindung zwischen Verein und Personal nicht mehr gibt. "Ich denke nur von Jahr zu Jahr."
Kritiker werfen ihm vor, eine Ich-AG geworden zu sein. Einer, der nur an sich denkt. Ob er sein eigener Teamkollege sein möchte? "Eine schwierige Frage", sagt Omeyer, dann grinst er. Er weiß, dass er bei denen, die mit ihm das Tor teilen, nicht sonderlich beliebt ist. Auch, weil er nicht auf die Idee kommen würde, sich auszuwechseln. "Ich sage nicht, dass ich der beste Torhüter der Welt bin", meint Omeyer. Aber auch nach einer schwachen Halbzeit sind dem 230-fachen Nationalspieler Zweifel fremd. Er ist immer davon überzeugt, dass er den nächsten Ball halten wird, warum sollte er dann das Feld räumen? Oft genug ist schließlich genau das passiert: Diese Explosion, die den Mensch zur Wand werden ließ.
Das Fehlen von Selbstzweifeln und die für einen Torhüter außergewöhnliche Fitness, sind aber nur zwei Säulen, auf denen seine einzigartige Karriere fußt. "Titi" ist auch ein Meister der Psychologie. Er kennt die Sensiblen in der Szene, die, die nach einem Fehlversuch den Kopf hängen lassen. Sie dürfen bei ihm als Erste werfen. Zumeist ist das Duell dann schnell entschieden. Psychologie ist auch, wie er nach einer Parade den Werfer anbrüllt. So wie zuletzt Victor Tomas, Rechtsaußen des FC Barcelona, der beim 32:30-Sieg der Katalanen am Sonntag ohne Tor blieb. "Ich will eine Reaktion provozieren", sagt Omeyer. "Manchen gelingt dann nichts mehr." Das Brüllen gibt auch seinen Emotionen ein Ventil, ein anderes hat er nicht: "Ich kann keinen anfassen, niemanden berühren."
Trotzdem hat er es nie bereut, diese Position, die er als Zwölfjähriger erstmals bekleidete, gewählt zu haben. "Meine Mannschaft hat damals oft verloren, mit mir im Tor nicht mehr." Es habe schon damals großen Spaß gemacht, allein ein Spiel drehen zu können. Und daran hätte sich nichts geändert. "Ich trage die Verantwortung für die ganze Mannschaft", sagt Omeyer, der diese Rolle liebt, sich mit diesem Druck motiviert. "Ohne einen guten Torhüter kannst Du nicht gewinnen." Und Kiel hat den besten.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 19.02.2010)
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