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12.03.2010 Bundesliga

Kieler Nachrichten: Überraschung, die keine war

VfL konnte die "Zebras" nicht mit HSV-Taktik stoppen

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2010:

Kiel - Müde, aber glücklich kehrten die Handballer des THW Kiel gestern Morgen um sechs Uhr aus Köln zurück. Hinter ihnen lag eine sechsstündige Busfahrt, aber auch ein erlösender 29:22 (15:14)-Sieg gegen den VfL Gummersbach. Jenem Team also, das ihnen mit dem Pokal-Aus die bislang härteste Saisonniederlage beschert hatte.
"Das war unglaublich wichtig", meinte Trainer Alfred Gislason. "Auch weil wir so Hamburg weiter unter Druck setzen." Mit seiner Frau Kara hatte der Isländer am Dienstag vergangener Woche im Wohnzimmer auf dem Tisch getanzt. Anlass war der überraschende 39:31-Sieg des VfL in Hamburg gewesen. Seine Gummersbacher, hatte er den Verein doch von 2006 bis 2008 betreut. "Ich bin stolz auf diese Truppe, und drücke ihnen im Final Four die Daumen." Aber er war auch gewarnt, hatten sie den Favoriten doch mit einer 3:3-Deckung ausgehebelt, der HSV-Torhüter Johannes Bitter sogar einen Namen ("Wilde Sau") gegeben hatte.

"Wir waren darauf vorbereitet", meinte Gislason. "Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass sie so beginnen werden." Schließlich hatte das Team von Sead Hasanefendic den THW im Pokal mit einem sehr aggressiven 6:0-Riegel blamiert. Und mit einem Viktor Szilagyi, der an jenem 7. Februar eindrucksvoll Regie geführt hatte. Diesmal saß der Österreicher zumeist auf der Bank, für ihn übernahm mit Christoph Schindler ein Spieler den Taktstock, der erst vor zwei Wochen aus Dormagen gekommen war. Eine Strategie, die auch Gislason überraschte. "Viktor hat uns im Pokal die größten Probleme bereitet." Ohne ihn blieb diesmal auch der starke Kreisläufer Robert Gunnarsson blass. Im Positionsspiel konnten die Gastgeber gegen die stabilen Kieler so wenig Druck entfalten, die Suche nach Lücken wirkte oft ratlos. Aber sie dauerte, ließen die Unparteiischen Lars Geipel und Marcus Helbig sie doch geduldig gewähren. Ebenso überfordert wirkte das Duo im Umgang mit dem Klammer-Handball der Gummersbacher, die schon kurz hinter der Mittellinie die Kieler zu Boden rissen. Eine klarere Regelauslegung, und das spielberechtigte VfL-Personal hätte besonders in der ersten Halbzeit phasenweise die Stärke einer Skatrunde gehabt.

Dennoch - die Strategie ging lange auf. Erst der 13-malige Torschütze Filip Jicha, der auch ohne Anlauf aus beeindruckender Höhe treffen kann, schloss die Tür auf. "Wir haben clever gespielt", meinte der Tscheche. "Entweder haben wir sie an den Kreis gezwungen, oder sie so weit herausgelockt, dass sich Räume ergaben." Platz auch für Daniel Narcisse, der zuletzt im Training die Rolle als Kreisläufer gegen eine offensive Deckung geprobt hatte. Obwohl dem Franzosen anzumerken war, dass ihm nach seiner langen Verletzungspause noch Schwung und Bindung fehlen, hatte er doch mit seinem Tor zum 21:17 (48.) seinen Anteil daran, dass die wackeren Gummersbacher zehn Minuten vor dem Abpfiff den Widerstand einstellten.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.03.2010)


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