Aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2010:
Kiel. Handballmeister THW Kiel trifft in der
Bundesliga morgen um 20.15 Uhr auf die Füchse
Berlin (siehe
Vorbericht). Auf einen durch die Aschewolke von Reisestrapazen
geschwächten THW darf Berlin nicht hoffen. Trainer
Alfred Gislason hatte seine über halb Europa versprengte
Mannschaft gestern Abend trotz Flugverbots fast komplett beisammen.
Ins Deutsche übersetzt heißt der isländische Vulkan Inselberggletscher.
Für unsere Zungen fast unaussprechbar nennt er sich in der Landessprache
Eyjafjallajökull. Ähnlich kompliziert gestaltete
sich die Rückreise vieler THW-Handballer, die mit ihren
Nationalmannschaften auf dem halben Kontinent
Freundschaftsspiele oder Lehrgänge absolviert hatten.
Frankreich testete mit den Kielern
Thierry Omeyer und
Daniel Narcisse zweimal auf
Island. Als die beiden Olympiasieger
gestern Abend gegen 19 Uhr ihre Familien in die
Arme schlossen, hatten sie eine kleine Odyssee hinter sich.
"Sehr wenig habe ich geschlafen", stöhnte Torhüter
Omeyer.
Die Reise nach Kiel startete Sonntagabend gegen 19 Uhr
per Flugzeug von Reykjavik ins norwegische Trondheim,
Landung 21 Uhr. Dort wurde die Equipe Trikolore direkt in
einen gecharterten Bus gesteckt. Nonstop ging es auf
vier Rädern und per Fähren über Schweden nach Kopenhagen.
Während die französische Auswahl nach Hamburg weiterfuhr, die beiden HSV-Spieler
Bertrand und Guillaume Gille entließ und in einen
eigenen Bus Richtung Paris umstieg, ging es für die beiden
Kieler über die Vogelfluglinie auf die Insel Fehmarn.
THW-Betreuer Harald Stenzel nahm
Omeyer und
Narcisse in Empfang und mit auf den
letzten Rest der Heimreise. Ganz nahe dran waren die
Franzosen an dem Naturereignis. "Gesehen habe ich von
dem Ascheregen aber nichts", sagte
Thierry Omeyer.
Problemlos verlief die
Rückreise vom Vier-Nationen-Turnier aus Norwegen
für den Schweden Andreas Palicka. "Es gab keine Einschränkungen",
erklärte der 23-Jährige. Per Bus und Fähren sei die Mannschaft nach
Göteborg zurückgekehrt. "Ein Flug war gar nicht vorgesehen."
Linksaußen Dominik Klein, der mit Deutschland
den Turniersieg in Norwegen
feierte, erreichte Kiel sogar zwei Stunden früher als
vorgesehen - ohne Flugzeug. "Mit dem Flieger wäre ich erst
gegen 15 Uhr in Kiel gewesen, die Extra-Freizeit bei dem
schönen Wetter habe ich genossen."
Derweil saß Rückraum-Ass
Filip Jicha noch gestern
Nachmittag aus Prag kommend am Steuer eines Leihwagens.
An seiner Seite Lebensgefährtin Hana. "Alle
vorgesehenen Flüge sind abgesetzt worden", übermittelte
sie per Telefon. Nach einwöchigem Trainingslager mit der
tschechischen Nationalmannschaft freute sich Jicha
auf seine Wahlheimat Kiel. Ich bin fit, Berlin kann kommen."
Fragezeichen standen gestern lediglich hinter den
Ankunftszeiten des Isländers Aron Palmarsson und von
Momir Ilic. Der Serbe hatte
einen Flug aus Belgrad mit Ziel Wien erwischt. Ob er Kiel
am späten Montag oder erst heute Morgen erreichte, blieb
gestern offen. Palmarsson wird im Laufe des heutigen
Tages zurückerwartet. "Ich weiß nur, dass Aron am Montag
von Reykjavik nach Oslo fliegen sollte, den Rest bekommt
er wohl hin", berichtete Thierry Omeyer. Für THW-Manager
Uli Derad stand gestern
jedenfalls unumstößlich fest: "Das Spiel gegen Berlin
findet statt."
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 20.04.2010)