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26.04.2010 Verein

Kieler Nachrichten: SG setzt auf Versöhnung mit Kiel

Flensburg-Manager Holger Kaiser wünscht sich "Geste der Versöhnung" - Erlöse aus Pokal-Achtelfinale einbehalten

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010:

Flensburg/Kiel. Ein entspanntes Verhältnis hatten die SG Flensburg-Handewitt und der THW Kiel nie. Jahrelang fand die Rivalität allerdings auf dem Spielfeld statt und befeuerte den Handballsport in der ganzen Republik. Seit März 2009, seit die angebliche Manipulation des Champions-League-Endspiels 2007 ihre Schatten wirft, ist diese Beziehung auch hinter den Kulissen schwer belastet. Jüngstes Beispiel: Die SG weigert sich, die anteiligen Einnahmen aus dem Pokal-Achtelfinale gegen den THW zu überweisen.
Am 16. Dezember gewannen die "Zebras" in der Campushalle mit 31:26 und verdienten sich rund 40 000 Euro. An der Rechtmäßigkeit der Kieler Forderung besteht bei den SG-Verantwortlichen auch kein Zweifel. Allerdings haben sie bislang noch nicht überwiesen und berufen sich dabei auf ein Einbehaltungsrecht. Demnach darf Geld einbehalten werden, wenn zwischen den Parteien noch eine Rechnung offen ist. Aus Sicht der Flensburger ist diese das verlorene Champions-League-Finale und u.a. die Prämie von 160 000 Euro, die der SG durch die angebliche Manipulation des Rückspiels durch Kiels Ex-Manager Uwe Schwenker und Ex-Trainer Noka Serdarusic entgangen ist. Ein Vorgang, für den Hinrich Vater, Vorsitzender des neuen THW-Aufsichtsrats, kein Verständnis hat. "Eine solche Verknüpfung ist nicht zulässig." Es sei nichts bewiesen, ein Gutachten der Europäischen Handball-Föderation hätte sogar eindeutig belegt, dass das Spiel regelkonform gepfiffen worden sei. "Ich gehe davon aus, dass es keinen Schuldnachweis geben wird." Wenn dies doch der Fall sein sollte, so Vater, hätte er vollstes Verständnis für eine Forderung der SG. "Aber auch erst dann."

Ein erster Annährungsversuch der Traditionsclubs war vor einigen Monaten gescheitert. So wollten Vater und Aufsichtsratsmitglied Reinhard Ziegenbein sich am 1. Dezember als neue THW-Gesichter vorstellen. Zu diesem Treffen reisten SG-Präsident Frerich Eilts und Boy Meesenburg (Vorsitzender des Wirtschaftsbeirates) nach Kiel. Nach Aussage von Vater war ein vernünftiger Austausch nur "fünf Minuten lang" möglich. "Anschließend redeten sie nur noch über das Finale und Schadensersatzansprüche."

Offensichtlich hat sich in Flensburg aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Versöhnung mit dem Lokalrivalen oberste Priorität hat. Nach KN-Informationen soll bei einem Treffen der SG-Gesellschafter einstimmig der Beschluss gefasst worden sein, auf eine Schadensersatzklage gegen den Rekordmeister zu verzichten, um die Atmosphäre nicht auf Dauer zu vergiften. Bestätigen wollte Kaiser das nicht. "Wenn die Vereine sich aber nicht aussöhnen, sind Derbys in zwei, drei Jahren nicht mehr durchführbar", meint der 44-Jährige, dem es anscheinend nicht um einen finanziellen Ausgleich geht, sondern um eine symbolische Geste. Er würde sich diese mit THW-Manager Uli Derad, wie er erst seit Juli 2009 im Amt, wünschen. "Wir sind beide neu in unseren derzeitigen Funktionen und dadurch unbelastet. Darin liegt für die Klubs eine große Chance. Aber wenn wir die Kraft nicht aufbringen, dann schafft es keiner." Kaiser soll Derad bereits mehrfach erfolglos um einen Gesprächstermin gebeten haben.

Bei den beiden vergangenen Gastspielen der Kieler in der Campushalle regnete es Dollarscheine mit dem Konterfei von Schwenker und Serdarusic. Pfeiffen die Schiedsrichter nicht nach dem Willen der SG-Fans, machen Schlachtrufe wie "Handballmafia THW" oder "Uwe hat's bezahlt" die Runde. Kaiser: "Wir sollten gemeinsam vor die Öffentlichkeit treten und sagen, dass alles ausgeräumt ist. Anschließend können wir uns wieder auf den Sport konzentrieren." Angeblich wird die SG nun einen ersten Schritt machen und die 40 000 Euro mit dreimonatiger Verspätung überweisen. Versöhnliche Töne waren gestern auch aus Kiel zu hören. Derad signalisierte Gesprächsbereitschaft, vorausgesetzt, es gehe dabei nicht um die Höhe von Ausgleichszahlungen. "Das können und wollen wir nicht", sagt Derad. "Alles, was nach vorne gerichtet ist, und der Versöhnung dient, ist aber auch in unserem Interesse."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.04.2010)


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