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27.04.2010 Champions League / Mannschaft

Kieler Nachrichten: Ist Heimvorteil eher ein Nachteil?

Zurückhaltende Löwen-Bändiger, aber zufriedene Verlierer

Aus den Kieler Nachrichten vom 27.04.2010:

Mannheim. Verkehrte Handball-Welt. Während die Rhein-Neckar Löwen ihre 28:29-Heimniederlage im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den THW Kiel gleichmütig bis zufrieden kommentierten, wirkte die Freude über den Sieg in Reihen des deutschen Rekordmeisters krampfig.
Man sei nach Mannheim gekommen, um zu gewinnen, sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. "Das ist uns gelungen, aber wir können besser spielen, und das müssen wir beim Rückspiel auch, um ins Final Four einzuziehen." Ein Siegerlächeln im Gesicht des Isländers suchte man vergeblich. Vielleicht, weil Gislason schlechte Vorahnungen beschlichen. Einen echten Heimvorteil, so Kiels Trainer, gebe es in der Champions League nicht mehr, "die Unparteiischen sind ja darauf getrimmt, bloß nicht als Heimschiedsrichter dazustehen." Dabei agierte das lettische Duo Stolarovs/Licis am Sonntagabend in der Mannheimer SAP-Arena fernab des Verdachts, den Gast aus Kiel bevorteilen zu wollen. Entscheidende Fehler machten die Unparteiischen nicht, aber in Sachen progressiver Bestrafung kamen die Löwen weitaus besser davon als der THW.

Startet der Rekordmeister am kommenden Sonntag (17.15 Uhr) in der Sparkassen-Arena also mit einem Handicap in Teil zwei des innerdeutschen Viertelfinal-Duells? Löwen-Manager Thorsten Storm glaubt fest an seine Mannschaft. Er hätte sich zwar gewünscht, den THW endlich einmal schlagen zu können, erklärte der ehemalige Kieler Marketingleiter. "Wir können aber besser spielen, das macht mir Mut fürs Wiedersehen." In die gleiche Kerbe schlug Cheftrainer Ola Lindgren. Nicht weniger als 27 Versuche hätten ihr Ziel verfehlt, rechnete der Schwede vor. "Wenn wir diese Quote verbessern, können wir in Kiel gewinnen."

27 Versuche hätten ihr Ziel verfehlt? Stimmt. Ungefähr 20 Mal aber war Thierry Omeyer beteiligt, stand einem Löwen-Erfolg im Weg. Torhüter sind nun mal Teil einer Mannschaft. Dass der amtierende "Welthandballer des Jahres" in der ersten Halbzeit am Handball-Olymp kratzte, unfassbar stark agierte, ist kaum den Löwen-Angreifern vorzuwerfen. Genauso wenig übrigens, wie der bärenstarke Auftritt von Mannheims Rückraum-Ass Karol Bielecki Kieler Abwehr-Schwächen anzukreiden ist. Der Pole (10 Tore) ließ sich partout nicht packen. Und muss sich etwa THW-Rückraum-Chef Filip Jicha über seinen willensstarken Schlussspurt schämen, der letztlich zum etwas glücklichen Sieg führte? Natürlich nicht. Statt nur nach Fehlern zu suchen, sollte auch Leistung Anerkennung finden.

"Besser spielen." Diesen Vorsatz nehmen beide Teams mit in die Revanche. Neue Verletzungsprobleme, das ist die zweite gute Nachricht neben dem Auswärtssieg, nahmen die Kieler nicht mit auf die Heimreise. Jetzt bleibt eine ganze lange Woche Zeit, die spielerische Linie aufzupolieren. Denn trotz engagierter Leistung von Christian Zeitz leidet nach dem Ausfall von Linkshänder Kim Andersson (Knieoperation) immer noch die Leichtigkeit, der Spielfluss. Den Rhein-Neckar Löwen geht's nicht so gut; am Mittwoch unterbricht die Bundesliga mit der Partie gegen Lemgo alle Konzentration auf die Champions League. Das könnte "Körner" kosten. Also doch Vorteil Kiel?

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.04.2010)


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