Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:
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Dominik Klein: "Ich bin ein Heißsporn und sehr leidenschaftlich,
auch wenn ich auf der Bank sitze."
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Das Jahr 2010 fing für
Dominik Klein,
den sympathischen Linksaußen des THW Kiel, nicht besonders
erfreulich an. Heiner Brand, Trainer der deutschen
Nationalmannschaft, teilte ihm vor der
Europameisterschaft in Österreich
mit, dass er nicht zum Kader der diesjährigen kontinentalen
Meisterschaften gehöre.
"
Dominik zeigt immer eine hundertprozentige
Leistungsbereitschaft, aber derzeit findet er einfach nicht zu
seiner Form", begründete der Bundestrainer damals
seine Entscheidung. Der erste Schock saß tief, wurde von
Klein jedoch schnell verdaut - heute
denkt der 26-Jährige nicht mehr an diese Nicht-Nominierung.
Es sei überhaupt nichts davon im Kopf hängengeblieben.
"Ich habe daraus etwas Positives gezogen, weil
ich beim Verein und bei der Mannschaft war und
mich so gut auf die Rückrunde vorbereiten konnte."
Doch der 1,90 Meter
große Rechtshänder betrachtet nicht nur die Möglichkeit auf
eine gute Vorbereitung als einen positiven Effekt der
ganzen Sache. Ein weiterer positiver Gesichtspunkt
sei, dass er sich seitdem mehr geöffnet habe. "Ich war
schon immer ein offener Mensch, nur habe ich jetzt die
Chance genutzt, um noch mehr Potenzial aus mir herauszuholen", sagt
Klein.
Die Entscheidung des Bundestrainers wurde von ihm akzeptiert,
um so den Grundstein zu legen, wieder auf den Erfolgskurs zu
gelangen. "Ich hatte eine kleine Phase, in der ich nicht
so erfolgreich und deshalb auch nicht zufrieden mit mir
selbst war. Aber diese Sachen zu erkennen, ist schon
mal ein erster Schritt dahin, die eigene Leistung zu
optimieren." Um wieder an seine vergangenen Leistungen
anknüpfen zu können, mit denen er sich nicht nur in die
Herzen des Kieler Publikums gespielt hat, holte er sich
Hilfe in Form eines Personal-Coaches. "Ich habe aus den
Gesprächen mit ihm mitgenommen, dass es wichtig ist,
in einem guten Zustand zu sein - sei es vor dem Spiel
oder nach dem Spiel - und eine Präsenz auf dem Spielfeld
zu haben. Das macht mir großen Spaß."
Und diesen Spaß sieht man dem gebürtigen Miltenberger auch an.
Es läuft wieder rund bei Dominik Klein.
Er habe das Gefühl, wieder richtig Gas geben zu können: "Wir befinden
uns jetzt auf dem Endspurt kurz vor der Ziellinie, und es freut
mich, dass ich der Mannschaft wieder helfen kann - das fühlt
sich sehr, sehr gut an." Schließlich nützen die Ergebnisse
der Arbeit mit dem Personal-Coach nicht nur Klein
persönlich, sondern auch der gesamten Zebraherde. "Es war schön,
nach dem Champions-League-Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen von
Marcus Ahlm zu hören, dass man mit der eigenen
Ausstrahlung auch seiner Mannschaft hilft, wenn es im Spiel mal nicht so gut läuft."
Doch nicht nur auf dem Spielfeld zeigt sich Dominik Klein
von je her engagiert, auch neben dem Handball-Parkett versucht der
Weltmeister von 2007 zu helfen. Als Schutzengel für den Mukoviszidose e.V.
und als Botschafter für die Joachim-Deckarm-Stiftung stellt
Klein seine positive Ausstrahlung in die Dienste
der guten Sache. "Das sind zwei Dinge, die mir sehr am Herzen
liegen", betont Klein. "Bei der Joachim-Deckarm-Stiftung
war es die Idee, Botschafter aus drei Handballer-Generationen
für den Fonds zu vereinen." Neben Kurt Klühspies und Christian Schwarzer ist
Klein der Dritte im Bunde - und war sofort
Feuer und Flamme für diese ehrenvolle Aufgabe. "Das ist eine
Rolle, die ich sehr gerne ausfülle. Ich habe Joachim Deckarm
als Kind verehrt", erzählt der Linksaußen mit leuchtenden
Augen: "Als ich gefragt wurde, bei der Stiftung mitzuwirken,
habe ich sofort zu Hause angerufen und gesagt: ,Mama,
in meiner Zimmer steht noch ein Karton, in dem eine
original Autogramm-Karte von Joachim Deckarm liegen
müsste'." Noch während des Telefonats habe seine Mutter
den Karton aufgemacht und die Karte, die ihr Sohn
bei einem Turnier in Saarbrücken ergattern konnte,
direkt obenauf entdeckt. "Und in Deckarms Buch, dessen
Verkauf wir unterstützt haben, wird genau das Turnier
erwähnt", erzählt er voller Begeisterung und zeigt
deutlich, dass das Feuer und die Leidenschaft, für die
er auf dem Handballfeld so bekannt ist, auch abseits der
Hallen dieser Welt stark lodert.
Kurz nachgefragt
Dominik Klein spricht im ZEBRA-Interview über
die laufende Saison und ein Kieler "Team im Team".
- ZEBRA:
-
Die Saison neigt sich dem Ende entgegen. Wie bewerten Sie den
bisherigen Verlauf der Spielzeit 2009/10?
- Dominik Klein:
-
Es wusste zu Beginn keiner so recht, wie die Saison laufen
wird und wo wir nach dem Umbruch stehen. Ich bin bisher
aber recht zufrieden. Soviel nach hinten blicken kann
man nicht, weil wir noch so viel vor Augen haben. Wenn
ich viel resümieren würde, dann müsste ich schon weit
zurück anfangen: Man hatte gar nicht so recht die Zeit,
Erfolge aufzuarbeiten. Deshalb ist es auch schwer,
den Saisonverlauf Revue passieren zu lassen - ich habe
immer nur das Aktuelle vor Augen, darauf richtet
sich die volle Konzentration.
- ZEBRA:
-
Hat das Team die Abgänge kompensieren können?
- Dominik Klein:
-
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir das gut hinbekommen
haben. Auch so etwas ist nicht in den Köpfen. Wir haben
uns mit den Neuzugängen, mit dem neuformierten
Team und mit der neuen Einheit beschäftigt.
Wenn man an das ,Was wäre wenn' denkt, kommt man
sofort in die Situation, sich zu vergleichen - und
das habe ich, das haben wir alle nicht gemacht.
Wir haben uns darauf gefreut, uns zu Saisonbeginn
wieder aufeinander einzuschwören, da hat man
dann keine Gedanken an andere Sachen gehabt.
- ZEBRA:
-
Denken Sie noch an Spiele der laufenden Saison zurück, die anders hätten laufen können?
- Dominik Klein:
-
Diese Anspielung ist wohl auf das DHB-Pokal-Spiel gegen Gummersbach
bezogen ... Man denkt gar nicht so recht an das Spiel zurück,
sondern eher daran, dass man gerne im Final Four in Hamburg
gestanden hätte. Ich glaube, dass das völlig normal ist,
wenn man die Atmosphäre, die da herrscht, aus den
vergangenen Jahren kennt - und sie nur zu gerne
wieder erlebt hätte. Aber es ist zum Glück gar keine
Zeit dafür vorhanden, direkt an solch ein Negativ-Ereignis
zu denken, wenn man andere Schubladen mit anderen
Möglichkeiten aufgemacht hat, die man erfolgreich
abschließen möchte. So schade es auch manchmal ist,
Erfolge nicht feiern und genießen zu können, weil schon
wieder das nächste Spiel ansteht, umso besser ist
dies Negativfall nach einem verlorenen Spiel.
- ZEBRA:
-
Helfen Sie sich im Team gegenseitig mit Niederlagen umzugehen?
- Dominik Klein:
-
Jeder weiß für sich am Besten, wie er mit einer Niederlage oder
einem Negativerlebnis umgeht. Natürlich kann man da Ratschläge
geben, aber jeder muss in sich hineinschauen um zu sehen,
was ihm gut tut oder wie er eben mit Niederlagen umgeht.
Ich habe immer nach vorne geschaut und mich gefragt,
wie ich mich verbessern und meine Leistungen optimieren kann.
- ZEBRA:
-
Sie bilden mit Henrik Lundström ein gut funktionierendes
Gespann. Liegt das Erfolgsgeheimnis vielleicht darin begründet,
dass derjenige, der auf dem Feld steht, weiß, dass da noch ein
Ebenbürtiger ist, wenn es mal nicht so läuft?
- Dominik Klein:
-
Ich würde es eher von der anderen Seite sehen: Wenn man derjenige ist,
der draußen auf der Bank sitzt, unterstützt man seinen Teamkollegen
trotzdem mit voller Leidenschaft. Wir bilden ein Team im Team,
und das ist es auch, was Spaß macht. Für mich ist es schon
völlig normal geworden, neben dem Partner zu stehen
und sich gegenseitig zu motivieren. Man ist so richtig
im Spiel drin. Ich bin ein Heißsporn und sehr leidenschaftlich,
und das kann man auch auf der Bank zeigen. Das sind auch
wieder Multiplikatoren, um andere anzuspornen, heiß zu machen
und ihnen das Gefühl zu vermitteln, dass da im Spiel noch
was geht - egal ob man einen Ball verworfen hat oder nicht.
Man glaubt immer an den anderen - und das funktioniert bei
uns einfach sehr gut.
(von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)