02./03.05.2010 - Letzte Aktualisierung: 03.05.2010 | Champions League |
Update #2 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ... |
Erneut mit grandioser Leistung: Thierry Omeyer. |
Beide Mannschaften hatten die selben Spieler nominiert wie beim Hinspiel, einzig beim THW kam noch der grippegeschwächte Spielmacher Aron Palmarsson hinzu. Der Isländer sollte aber nach Trainingsrückstand möglichst nicht eingesetzt werden. So starteten sowohl die Kieler als auch die Rhein-Neckar Löwen mit fast den selben Aufstellungen wie vor einer Woche, als die "Zebras" in der SAP-Arena mit 29:28 gewannen. Einzig auf der Linksaußenposition bekam Henrik Lundström zunächst den Vorzug vor Dominik Klein. Und beide Teams begannen auch so, wie sie in Mannheim aufhörten: Nach Treffern von Jicha und Bielecki stand es 1:1. Dann aber setzte sich der THW bereits das erste Mal leicht ab: Narcisse traf aus dem Stand zum 2:1, Gudjonsson warf über den Kasten und Marcus Ahlm erhöhte nach Narcisse-Anspiel auf 3:1. Nachdem Stefansson verkürzte, bekam Nikola Manojlovic bereits seine erste Zeitstrafe. Dies nutzten die Kieler erneut zweimal durch die Achse Narcisse/Ahlm, um zum 5:2 zu kommen.
Filip Jicha erzielte 9/4 Treffer. |
Mittlerweile kam Ilic für Narcisse in die Partie, Filip Jicha rückte in die Mitte. Per Siebenmeter erhöhte Jicha, dem die Torjägerkrone der Königsklasse bereits schon nicht mehr zu nehmen scheint, auf 7:5. Die Kieler Abwehr stand stark, und Thierry Omeyer wurde mit Paraden gegen Gudjonsson und Bielecki langsam warm. In dieser Phase hatten die "Zebras" "gefühlte" Vorteile, aber Pech mit einigen Aluminiumtreffern. Besonders Christian Sprenger wollte sein erstes Tor einfach nicht glücken, so dass nach einem Treffer des eingelaufenen Groetzki - seinem ersten in den Viertelfinalpartien überhaupt - nur eine 9:8-Führung für die Kieler zu Buche stand.
Daniel Narcisse beeindruckte ein weiteres Mal mit seiner Athletik und seinem Auge für die Mitspieler. |
Nach Wiederanpfiff begann die große Gala von Thierry Omeyer: Mit Reflexen gegen Groetzki, Myrhol und Bielecki ermöglichte der Kieler Keeper, dass seine Mannschaft durch Narcisse und Ahlm wieder in Führung ging. Die Partie wogte nun hin und her: Ein Doppelpack Myrhols brachte die Löwen wieder in Front, doch Jicha glich mit seinem 99. Champions-League-Treffer aus. Dann schnappte sich Sprenger in der Abwehr den Ball, doch der Linskhänder bediente dummerweise genau Michael Müller, der zum 15:16 traf. Nun blühte Christian Zeitz auf und glich sowohl diesen Rückstand als auch den nächsten durch Tkaczyk mit schönen Einzelleistungen - einem Dreher und einem Unterarmwurf - aus.
Kampf pur: Die Deckung der Rhein-Neckar Löwen war schwer zu knacken. |
Christian Sprenger erzielte von außen das 24:23, auf der Gegenseite hatten die Kieler zur Abwechslung mal Glück mit einem Lattentreffer - der Wurf Bieleckis tropfte von dort auf die Linie und dann zurück ins Feld. Mit einer weiteren Großtat Omeyers gegen Gensheimer ermöglichte der Franzose den nächsten Kieler Angriff, den Momir Ilic mit etwas Dusel zum 25:23 nutzte. Als der von Klein bedrängte Groetzki einmal mehr in Omeyer seinen Meister fand und Jicha im Gegenstoß nicht nur das 26:23 durch einen Ilic-Siebenmeter, sondern auch eine Zeitstrafe gegen Gudjonsson herausholte, war erneut die Möglichkeit für den THW Kiel
Momir Ilic erzielte 3/1 Treffer. |
Für Nikola Manojlovic war die Partie nach ungestümem Einsatz gegen den Kieler Rückraum kurz darauf beendet, der in der zweiten Halbzeit bärenstarke Zeitz nutzte den Platz zum 28:27. Nun gelang Dominik Klein mit letztem Einsatz ein umjubelter "Steal" in der Abwehr, im Liegen bediente er Narcisse, der per Gegenstoß das 29:27 erzielte. Und nachdem Gensheimer ein Stefansson-Anspiel zwar artistisch, aber eben nicht erfolgreich verwertete, traf Klein von außen zum 30:27. Die Sparkassen-Arena-Kiel jubelte bereits, doch nach einer Zeitstrafe gegen Klein und der schnellen Antwort Gudjonssons nach einer isländischen Koproduktion mit Stefansson zum 30:28 musste noch einmal gezittert werden. Erst, als Thierry Omeyer 85 Sekunden vor Schluss einen Müller-Wurf entschärfte, war endgültiges Feiern angesagt in der Halle. Während sich die Löwen in der Schlussphase als schlechte Verlierer zeigten, konnte zumindest Uwe Gensheimer mit dem Schlusspfiff sein Omeyer-Trauma überwinden - der überragende Franzose leistete beim Treffer zum 31:30-Endstand allerdings keinen Widerstand mehr, sondern hob stattdessen, wie der Rest seiner Mannschaft und die Zuschauer, bereits triumphierend die Arme.
Der THW Kiel hat es also geschafft und steht zum vierten Mal in Folge in der Vorschlussrunde der Königsklasse. Viel Zeit zum Feiern bleibt den Spielern allerdings nicht, denn in der Bundesliga stehen nun vier Partien im Drei-Tages-Takt an. Den Anfang macht das Heimspiel am kommenden Mittwoch gegen Kellerkind Düsseldorf.
Bereits am Samstag qualifizierten sich Rekordchampion FC Barcelona und der russische Abonnementmeister Chehovski Medvedi Moskau für das "EHF Final4". Die Katalanen, auf die der THW bereits in der Gruppenphase traf, gewannen nach einem 33:27-Hinspielerfolg gegen MKB Veszprém auch das Rückspiel in Ungarn mit 34:33. Die Gastgeber hatten dabei allerdings den Sechs-Tore-Rückstand mehrmals wettgemacht, am Ende verließen sie aber die Kräfte. Überragend bei Barcelona waren neben dem warmgeworfenen Danijel Saric die beiden Außen Victor Tomás (11) und Juanín García (8/4). Tschechow setzte sich in einem Handballkrimi gegen Montpellier HB durch. Der französische Meister, der auf Vid Kavticnik und im Rückspiel auch auf Nikola Karabatic verzichten musste, machte in eigener Halle in den Schlussminuten zwar das 27:32 aus dem Hinspiel wett und rettete sich durch einen Treffer von Jan Sobol ins Siebenmeterwerfen. Dort aber behielt Chehovski Medvedi Moskau mit 5:4 die Oberhand, nachdem Montpelliers siebter (!) Werfer, David Juricek, an Grams scheiterte. Das Teilnehmerfeld komplettiert der spanische Titelverteidiger Ciudad Real, der dem Bundesliga-Spitzenreiter HSV Hamburg am Sonntagabend eine Lehrstunde erteilte. Die Revanche für die 22:26-Hinspielniederlage gelang der Mannschaft von Talant Dujshebaev auf beeindruckende Weise, am Ende stand ein deutliches 35:27 (18:11) für die Spanier zu Buche. Die Halbfinalauslosung für das am 29./30. Mai in Köln stattfindende Finalturnier findet am kommenden Dienstag in der EHF-Zentrale in Wien statt.
(Sascha Krokowski)
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Beide Mannschaften haben in beiden Spielen alles gegeben, und wir sind verdient weiter. Aber es war wirklich sehr eng. Wir hatten mit personellen Problemen zu kämpfen, aber haben das Beste daraus gemacht. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen, dass sie das geschafft hat. Ich freue mich riesig darüber, dass wir beim Final4 dabei sind. Das wird ein Riesenevent, und ich fiebere schon der Auslosung entgegen. Mit Moskau ist eine Überraschungsmannschaft dabei, aber auch die anderen Gegner haben es in sich. Ich bin richtig stolz, dass wir es nach Köln geschafft haben. Natürlich wollen wir dort auch mindestens ins Finale, aber dafür muss wirklich alles passen.
Das waren zwei spannende, hart umkämpfte Partien. Am Ende haben Kleinigkeiten entschieden, wir waren genauso stark wie der THW. Wir hatten auch die Möglichkeit, hier zu gewinnen, aber wir haben wie im Hinspiel zuviele hundert-prozentige Chancen vergeben. Spielerisch war das heute sehr gut von meiner Mannschaft, wir haben im Angriff variabel und mit vielen Wechseln gespielt. Auch unsere Abwehr war stark, auch wenn uns das schnelle THW-Spiel vor Probleme gestellt hat - auch weil wir Abwehr/Angriff-Wechsel gemacht haben. Wir haben 60 Minuten gekämpft und Kiel gefordert, haben eine Top-Leistung gebracht, die wie im Pokalfinale aber wieder nicht belohnt wurde. Es fehlte nicht viel, und dazu kamen auch noch die vielen Pfostenwürfe in der zweiten Halbzeit. Aber so ist Sport, ich wünsche Kiel viel Glück in Köln. Ich bin mir sicher, dass wir Titel holen werden, wenn wir wie heute unsere Leistung abrufen können.
Ich bin froh, dass wir uns für das Final4 qualifiziert haben. Das war ein hartes Spiel.
Das war ein sehr, sehr großes Spiel von unserer Mannschaft. Wir sind auf einem guten Weg und werden irgendwann den Tick stärker sein, um eine Runde weiter zu kommen.
[gegenüber Eurosport:]
Das heute war Kampf, Biss und Leidenschaft. Am Ende haben wir den größeren Willen gehabt, nach Köln zu kommen. Diesen Erfolg heute müssen wir erst einmal genießen, bevor wir weiter nach vorn schauen. Das war ein grandioses Spiel vor einem unglaublichen Publikum, ich habe immer noch Gänsehaut, wenn ich an diese Stimmung denke. Nach Köln werden wir mit Sicherheit nicht entspannt fahren, wir wissen, was dort auf dem Spiel steht. Da wartet ein ganz großer Pokal, den wir in der Hand halten können. Und wenn ich daran denke, habe ich bestimmt wieder dieses Funkeln in den Augen.[gegenüber den KN:]
Als wir nach dem Spiel im Kabinengang standen, haben wir spontan entschieden, uns noch einmal bei den Fans zu bedanken. Die Stimmung war unglaublich, die wollten wir speichern und mit nach Köln nehmen. Seit ich beim THW bin, haben wir immer mindestens das Double geholt. Im letzten Jahr war es das kleine, diesmal wollen wir das große.
Ich freue mich auf Köln. Die Halle habe ich aus meiner Zeit in Gummersbach in guter Erinnerung. Das wird ein toller Event, eine neue Sache für alle Mannschaften. Ich merke, dass ich langsam wieder in Form komme, noch fehlt mir aber die Konstanz. So wie heute.
In der entscheidenden Phase haben wir leider einige hundertprozentige Chancen ausgelassen. Die Schiedsrichter haben uns nicht benachteiligt, mit der Leitung dieser Partie waren sie aber trotzdem schlichtweg überfordert. Das war schwer zu ertragen.
Das ist ganz bitter. Wir hatten die letzte Saison als Lehrjahr gesehen, in dieser wollten wir Titel gewinnen. Wir können trotzdem stolz auf uns sein, gegen Kiel auszuscheiden ist keine Schande. Verloren haben wir dieses Viertelfinale im Hinspiel, das hätten wir mit vier Toren gewinnen können und müssen.
Die SG Flensburg-Handewitt ist am Samstag im EHF-Pokal-Halbfinale überraschend gescheitert. Nachdem der aktuelle Bundesliga-Vierte das Hinspiel in der Campushalle nur mit 31:30 gegen Göppingen-Bezwinger Kadetten Schaffhausen gewann, setzte es bei den Eidgenossen eine 21:24 (12:12)-Niederlage (siehe auch KN-Bericht). Flensburg führte Mitte der zweiten Halbzeit bereits mit 18:13, scheiterte dann aber an den eigenen Nerven und am starken Keeper Björgvin Pall Gustavsson. Der TBV Lemgo hat hingegen das Endspiel erreicht: Nach der 25:30-Niederlage im Hinspiel siegten die Ostwestfalen am Sonntag in der Lipperlandhalle gegen Naturhouse La Rioja (ESP) mit 34:26 (20:13).
Im Pokal der Pokalsieger hat der VfL Gummersbach sein zweites Europapokalfinale in Folge erreicht. Der Altmeister gewann am Samstag das Halbfinal-Rückspiel bei Reyno de Navarra San Antonio überlegen mit 31:28 (16:12), nachdem bereits das Hinspiel in der Eugen-Haas-Halle gegen die Spanier mit 30:26 siegreich gestaltet werden konnte. Im Endspiel treffen die Oberbergischen auf BM Granollers (ESP) oder Steaua Bukarest (ROM).
Aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2010:
Als kurz nach dem Schlusspfiff der Party-Kracher "Viva Colonia" aus den Lautsprechern dröhnte, stand die Sparkassen-Arena Kopf - Karneval in Kiel. Adrenalin pur hatte nicht nur alle Spieler auf dem Parkett zu Höchstleistungen befeuert, auch die 10 250 Fans hatten alles gegeben. Noch Minuten nach dem Spiel feierten sie ihre "Helden", wollten die Arena nicht verlassen. Marcus Ahlm griff sich ein Mikrofon und dankte für die Unterstützung. "Schade, dass Ihr nicht alle mit nach Köln kommen könnt. Ihr ward ein geiles Publikum", rief der THW-Kapitän der Menge zu. Beeindruckt zeigte sich auch Torhüter Peter Gentzel. Alle Spieler seien extra noch einmal aus den Kabinen gekommen, um sich zu bedanken, sagte der 41-jährige Schwede, der in seiner langen Karriere viel erlebt hat, "aber diese Stimmung war unglaublich."
Den Unterschied zwischen zwei nahezu gleichwertigen Teams machten in diesem Spiel auf hohem Niveau die größere Durchschlagskraft des Kieler Rückraumes und - wieder einmal - die schier unglaublichen Reflexe von Torhüter Thierry Omeyer aus. Die Löwen-Tore-Verhinderer Slawomir Szmal und später Henning Fritz zeigten sich zwar ebenfalls als Könner, Omeyer jedoch stoppte die ganz wichtigen Bälle. So kurz vor dem Wechsel, als die Kieler nach einer Drei-Tore-Führung im Angriff den Faden verloren hatten. Dann in der Schlussphase, als die Partie Minuten lang auf des Messers Schneide stand. Insgesamt 19 Paraden standen in seiner Bilanz. Als der "Welthandballer des Jahres" den Wurf von Nationalspieler Michael Müller beim Stand von 30:28 aus nächster Nähe parierte, waren die Kieler Tickets für das Final Four endgültig gelöst. Im Angriff ebneten vor allem die Tore von Filip Jicha (9/4), Daniel Narcisse und Christian Zeitz (je 6) den Weg in die Rheinmetropole. Bei den Gästen ragten Kreisläufer Bjarte Myrhol (6) als schwer zu packender Irrwisch, Karol Bielecki (6) und Olafur Stefansson (4) mit ihren Toren heraus.
Kleinigkeiten hätten die Partie entschieden, analysierte Löwen-Trainer Ola Lindgren. "Wir haben zu viele 100-Prozentige vergeben." Außerdem, so der Schwede, hätte es mit den Wechseln der Angriffs- und Abwehrspieler nicht wie erhofft geklappt. "Die Kieler haben zu schnell gespielt." Richtig, allerdings wollten die "Zebras" oft auch zu viel, produzierten unnötige, leichte Fehler. So servierte Christian Sprenger Löwen-Linkshänder Michael Müller den Ball in bester Spielmacher-Art frei an den Kreis, der Mannheimer nahm dankend an, auf der Kieler Bank wurde Köpfe geschüttelt.
Köpfe wurden auch über zahlreiche fragwürdige Schiedsrichter-Entscheidungen geschüttelt. Warum die Europäische Handball-Föderation (EHF) ausgerechnet zwei Spanier nach Kiel geschickt hat, aus dem Land der härtesten Final-Four-Widersacher vom THW, bleibt ihr Geheimnis. Die Pfiffe der Herren Muro/Rodriguez brachten Publikum und Trainer in Rage, zauberten so manches Fragezeichen in die Gesichter der Spieler beider Teams. "Gut war, dass sie viel durchgehen ließen", fand THW-Kreisläufer Marcus Ahlm immerhin einen positiven Ansatz. "Handball ist ein Kampfspiel und sollte nicht ständig unterbrochen werden."
Die Löwen erwiesen sich als würdiger Viertelfinalgegner, waren mit dem Team, das im vergangenen Jahr mit 23:37 Toren aus der Halle geprügelt wurde, überhaupt nicht zu vergleichen. Feinkost servierten die Spieler dem Publikum indes nicht, Kampf dominierte das Geschehen. Vielleicht war es am Ende auch der etwas größere Wille im Kieler Team, der den Ausschlag gab. So auch der großartige Einsatz von Dominik Klein, der sich den Ball gegen zwei Kontrahenten im Hechtsprung sicherte und Daniel Narcisse mit dem vorentscheidenden Konter zum 29:27 auf die Reise schickte. Er sei stolz auf diese Mannschaft, resümierte THW-Coach Alfred Gislason, immer noch gezeichnet von 60 Minuten schwerstem Einsatz an der Seitenlinie. "Ich freue mich riesig auf Köln, wir sind verdient weitergekommen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.05.2010)
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