Von Dr. Oliver Schulz:

Filip Jicha ist erneut "Tschechiens Handballer des Jahres".

Die Reihe der Titel, die sich der Kieler Filip Jicha allein in der abgelaufenen Saison erarbeitet hat, ist lang. Vor dem Gewinn der Champions League, der Torjägerkrone der Königsklasse, der deutschen Meisterschaft und der Ehrung zum "Spieler der Saison" in der Bundesliga war der Scharfschütze bereits zum wertvollsten Spieler der EM in Österreich gewählt worden. Bevor der 28-Jährige mit dem THW Kiel zu neuen Ufern - sprich neuen Titeln - aufbrechen wird, wurde ihm vor wenigen Tagen noch eine Auszeichnung in seiner Heimatstadt Pilsen zuteil.

Nicht wirklich überraschend entschied Jicha die Wahl zu Tschechiens "Handballer des Jahres" für sich. Zum dritten Mal hintereinander führte an ihm kein Weg vorbei. Bei der Preisverleihung bot sich ein längst bekanntes Bild, hatte doch die zukünftig für HBC Nîmes auflaufende, ein Jahr jüngere Lenka Kysucanova ebenfalls zum dritten Mal hintereinander die Damenkonkurrenz gewonnen - wenn auch wesentlich knapper als Jicha. Vor dem dreifachen Triumph (2007, 2008, 2009) rangierte der Kieler übrigens auf Platz 2 (2006, hinter Martin Galia) bzw. auf Platz 3 (2005, hinter David Juricek und Jan Filip).

Mit über 100 Punkten Rückstand folgt Petr Stochl, Torhüter der Füchse Berlin, wie schon im Vorjahr auf Rang 2. Ihm dicht auf den Fersen ist der Lemgoer Abwehrspezialist Daniel Kubes, der in Kürze der ohnehin vortrefflichen THW-Abwehr noch mehr Stabilität verleihen soll. Hinter diesem Bundesliga-Trio rangiert der erfahrene Rechtsaußen Jan Filip auf Platz 4. Nach vielen Jahren in Deutschland wirft "Honza" mittlerweile nicht weniger erfolgreich Bälle auf der anderen Seite der Grenze bei Kadetten Schaffhausen. Martin Galia auf Platz 5 ist zugleich der zweite Torhüter und zweiter Lemgoer in der Expertenwertung.

Montpelliers Kreisläufer David Juricek ist als Sechster der erste Akteur, der noch nicht in der höchsten deutschen Spielklasse auflief. Dies gilt nicht für den ihm folgenden Mittelmann Ondrej Zdrahala. Früher für den TV Großwallstadt am Ball, verschlug es ihn in der letzten Saison in Norwegens Norden zu Børge Lunds Heimatverein Bodø HK. Nach dem Abstieg aus der Postenligaen gilt eine Adressänderung Zdrahalas allerdings als wahrscheinlich. Den an Position 8 geführten Karel Nocar darf das Publikum der Sparkassen-Arena bald in Augenschein nehmen, trifft sein Arbeitgeber Chambéry doch in der Königsklasse auf seinen früheren Mannschaftskollegen Daniel Narcisse und den Rest der Zebraherde. Hinter ihm folgt mit dem Göppinger Halblinken Pavel Horak bereits der fünfte aktuelle Bundesligaspieler. Den zehnten Platz belegt Rechtsaußen Jan Sobol als zweiter Spieler in Diensten Montpelliers.

Roman Becvar von Lokomotive Pilsen erhielt die Auszeichnung "Talent des Jahres". Er tritt die Nachfolge von Petr Linhart an, der beim THW vor gut einem Jahr ein Probetraining absolviert hatte. Den besten Spieler der heimischen Liga, Tomas Mrkva, wird man bald in der Bundesliga sehen. Aufsteiger SG Ahlen-Hamm sicherte sich soeben die Dienste des über zwei Meter großen Torhüters von HCB Karvina.

In Jichas Freude über die Auszeichnung mischte sich allerdings ein Wermutstropfen. Nahezu gleichzeitig scheiterte Tschechien nämlich in den WM-Playoffs mit nur einem Törchen an Serbien. Beim 25:22-Sieg konnten selbst 12/1 Treffer des Halblinken die zuvor in Nis erlittene, schmerzliche 23:27-Niederlage nicht mehr egalisieren. Das schwedische Publikum wird 2011 auf Filip Jichas Handballkunst und die Abwehrqualitäten eines Daniel Kubes verzichten müssen.

Wahl zu Tschechiens Handballer des Jahres 2009

1. Filip Jicha (THW Kiel, 185 Punkte)
2. Petr Stochl (Füchse Berlin, 71)
3. Daniel Kubes (TBV Lemgo, 65)
4. Jan Filip (Kadetten Schaffhausen, 45)
5. Martin Galia (TBV Lemgo, 36)
6. David Juricek (Montpellier AHB, 35)
7. Ondrej Zdrahala (Bodø HK, 27)
8. Karel Nocar (Chambéry Savoie, 26)
9. Pavel Horak (FA Göppingen, 24)
10. Jan Sobol (Montpellier AHB, 5)

Talent des Jahres: Roman Becvar (Lokomotive Pilsen)
Bester Spieler der heimischen Liga: Tomas Mrkva (HCB Karvina)

(von Dr. Oliver Schulz)